Tapefunde

Ich habe ja schon geschrieben, daß ich diesen Wochen überall aufräume; Speicher, Keller, Wohnung, überall ziehe ich alte Kisten hervor und sortiere es aus. Heute habe ich mir mal eine Kiste mit alten DAT – Tapes (ein altes, digitales Tonkassettenformat, das sich außerhalb des Profibereichs nie durchgesetzt hat, obwohl es die Compactkassette ersetzen sollte) und CDs vorgenommen, auf denen Mitschnitte zu hören sind, die ich in den 80ern und 90ern als Tonmann oft illegal von Shows machte, die ich live mischte. Mann kommen da Erinnerungen hoch. Und ehrlicherweise ist die Tonqualität auch heute noch durchaus hörenswert. Das könnte ich so wohl nicht mehr. Ich muß mich eeeeeeecht mal wieder an Pulte stellen und den Schreibtisch Schreibtisch sein lassen. Dann bin ich vielleicht auch ausgeglichener.

Zuletzt hörte ich gerade ein Tape eines Musicals, das leider ein grandioser Flopp war, obwohl hochkarätig besetzt. Die Story hatte kein Happy End und sowas mögen die Leute halt nicht. Eigentlich ein Skandal, denn die Show war einfach umwerfend. Es gab vier Hauptrollen, ein gutes und ein böses Pärchen und der Solosong der bösen männlichen Hauptrolle mußte einfach knallen, das Pult mußte brennen. Jedenfalls bei mir. Wir waren zwei Tonleute am Frontpult, die sich abwechselten, und mein erklärtes Ziel in jeder Show die ich mischte war es, daß der Dirigent den eigentlich durchlaufenden Klicktrack am Ende des Songs stoppen mußte, weil das Publikum völlig ausrastete. Was mir meist gelang. Ich griff aber ehrlicherweise auch zu unlauteren Mitteln ;-)  So kaufte ich mir beispielsweise aus eigenem Geld eine dbx boombox (ein altes, analoges Effektgerät, das die tiefen Töne nochmal eine Oktave tiefer dazumischt) und setzte sie ausschließlich bei diesem Song ein. Großer Spaß.

Auf jeden Fall habe ich heute Abend noch einiges zu hören.

Proberaum

Noch mehr alte Geschichten: ich weiß nicht, ob Ihr die Erfahrung auch schon mal hattet: seit Jahren liegt ein alter Schlüssel bei Euch in der Schublade. Ihr wart schon lange, rund 13 Jahre nicht mehr an dem Ort, zu dem der Schlüssel gehört, obwohl Ihr früher jahrelang nicht gerade täglich, aber doch sehr, sehr oft dort wart. Und dann nehmt Ihr irgendwann den Schlüssel, fahrt zu dem Ort, steckt den Schlüssel ins Schloß, das Schloß hakt noch an exakt der selben Stelle wie damals, quitscht exakt so wie früher und dann …… seid Ihr zuhause.

Ich glaube, streng genommen war es schon fast so was wie Einbruch, was ich heute tat: ich habe keine Ahnung, wer genau in diesem Raum heute probt. Zumindest der Keyboarder muß wohl noch der selbe wie früher sein, denn ein altes Rack von mir und ein Splitter, den ich ihm mal verkaufte, sind noch da. Und auch sonst hat sich erstaunlich wenig verändert: beim Reinkommen wird man von einem Bild begrüßt, das meine Schwester mal malte.

Eine Türe weiter dann der eigentliche Proberaum. Auch hier die selbe Deko, wirklich genau die selbe Deko wie vor Jahren. Schon fast obskur. Die Räume haben wir vor … geschätzen 20 Jahren so gebaut, daß auch die Nebenräume gedämmt sind und durch kleine Kabelklappen alles miteinander verkabelt werden kann. Also ehrlicherweise schon eher ein kleines Studio. Wenn man hinten links durch die Türe geht, kommt man zum Mixerplatz.

Das war früher mein Wirkungsbereich. Der Automat und die NS-10 gehören noch mir und auch sonst finde ich erstaunlich viel alten Kram von mir. Selbst das Schild „Markusplatz“ hat niemand entfernt. Unglaublich. Hier stand also mal mein Mitec – Pult, eine Fostex – 8-kanal – Bandmaschine, später auch ein MIDI – Rechner, der die Maschine synchronisieren konnte. Nebenan gibt es auch noch den Werkstattplatz mit alten Schubladen, die ich mal von meinem Opa geerbt hatte. Ich fühlte mich deutlich wie in einer Zeitmaschine.

Ich glaube, ich muß den Keyboarder mal anrufen.

Anlage

Eigentlich war ich auf der Suche nach etwas ganz anderem, aber dabei fiel mit dieses Bild in die Hände, das „meine Anlage“ im Zustand etwa 1988 zeigt. Mit dem Mitec EX hatte ich ein für damalige Verhältnisse akzeptables Pult, das ich außerdem mit traffosymetrischen Ausgängen und rauscharmen ICs ausgestattet hatte. Im Laufe der Zeit sollte nicht nur die „Front“, sondern auch die Wedges (mit 15/2 Coax – Bestückung) mit einem analogen Controller bestückt werden. Auch der Pultrahmen wuchs auf 32/8/2, bekam ein richtiges Case und die Peripherie wurde deutlich besser.

Wenn ich diess Photo so sehe …… dann muß ich Beizeiten mal schauen, ob es nicht auch noch Proberaumbilder gibt. Der war nicht mit Eierkartons, sondern mit richtigem Noppenschaum im Schachbrettmuster beklebt, also eine Luxusvariante.

verschobene Verhältnisse

Eine kleine Geschichte bei Dan erinnert mich an eine Erfahrung, die ich vor ein paar Jahren ähnlich auch machte. Als Jugendlicher und junger Erwachsener lebte ich ja in Duisburg und es war mein absoluter Traum, ein Mal nicht nur beispielsweise in der Aula des Mannesmann – Gymnasiums wirken zu dürfen, sondern auch mal in der Rhein Ruhr Halle, der größten Halle in Duisburg. Eben da, wo die „großen“ spielten. Von noch größeren Hallen in der Umgebung wagte ich nicht mal zu träumen.

Die Jahre vergingen, mittlerweile war ich mit Produktionen lange in der Westfalenhalle, in der Kölnarena, oder in Bercy gewesen und während einer Rieu – „Dörfertour“ kamen wir dann auch mal nach Duisburg in die Rhein Ruhr Halle. Ich war fast ein wenig aufgeregt; endlich sollte mein Traum sich erfüllen.

Mann war die Enttäuschung groß. Was war das für eine — ‚tschuldigung — Pißhalle. Das sollte mein Traum gewesen sein ?  Die Halle war potthäßlich, hatte keinerlei Ausstrahlung und man konnte noch nicht mal riggen. Mein Alltag hatte meine Träume lange überholt, ohne daß ich das gemerkt hatte. Es tat mir in der Seele weh und ich schämte mich dafür, daß meine Heimatstadt nur so einen Krüppel als Halle vorweisen konnte. Seit dem war ich auch nie mehr dort …… obwohl mich ja schon interessierte, ob in den Jahren was in der Halle getan wurde.