Lang ist’s her

Heute Morgen stolperte ich verschlafen in die Stadthalle in Hagen und neben der Bühnentüre hing noch die Setliste des letzten Acts. Ernie … Rockpommel … Silent Movie … verdammt, das sagte mir doch was. Und ich war mir auch sicher, daß das schon verdammt lange her sein muß. Ist es auch. Grobschnitt (Wikipedia) war eine meiner Idole der frühen Jugend. Die Kapelle gab es fast 20 Jahre nicht, 2007 folgte die Reunion und mittlerweile gibt es auch wieder Konzerte. Ich kann mich an zwei sehr lange Shows (und hier war das Wort „Show“ wirklich Programm) erinnern, die ich mal besuchte. Witzig, sie jetzt gewissermaßen unterwegs zu „treffen“ und zu erfahren, daß es die Kapelle wieder gibt.

Kultur aus dem Automaten

Am Sonntag war ich in Berlin und dort sah ich in einem schon recht geplünderten Automaten an der S-Bahn Haltestelle Schöneberg plötzlich etwas, mit dem ich nicht rechnete: ein Büchlein. Bahnlektüre gewissermaßen. Und weil das Heft in der Größe und Farbe eines Reclam – Heftchens außerdem den vielversprechenden Titel „Lasst dort Rock sein“ trug, konnte ich nicht widerstehen, schnorrte meine Begleitung um einen Euro an und investierte eben diese Münze in 24 Seiten moderne Kultur. Kein schlechtes Geschäft.

Der Berliner Verlag SuKuLTuR kam vor einiger Zeit schon auf die Idee, Literatur auf alternativen Vertriebswegen unter die Leute zu bringen. Mittlerweile gibt es die kleinen Heftchen mit Kurzgeschichten schon in vielen Automaten an Bahnhöfen und Stränden, 80 verschiedene Titel stehen inzwischen zur Verfügung. Auch Axel Klingenberg läßt seine kleine Kurzgeschichtensammlung so vertreiben und spekuliert zu Recht darauf, daß das kleine Heft Appetit auf die richtigen Bücher machen könnte.

In der Broschüre geht es um das Erwachsenwerden zu Klängen von AC/DC und Härterem, um Dorfdiskos, Polizeieinsätze und die Tatsache, daß Alkohol einem zum Republikflüchtling in Richtung Osten werden lassen kann, wenn man nur zu nahe an der deutsch-deutschen Grenze wohnt. Die Geschichten gefallen mir ganz gut. Es ist keine Weltliteratur, aber genau das Richtige für die Bahn zwischen Schöneberg und Friedrichstraße.

Nachts, wenn alles schläft…

… ist nicht nur ein bekannter Schlager von Howie, sondern auch eine extrem ungünstige Zeit, um mit der Bahn zu reisen. Nach meinen Erfahrungen am letzten Wochenende in Würzburg möchte ich Euch von der Situation an diesem Wochenende berichten. Das Thema scheint mir extrem gut geeignet, um da eine Reportage drüber zu schreiben und zuuuuufällig sitze ich heute Abend beim Geburtstagsabendessen eines Zeit – Redakteurs.

Der Mannheimer Bahnhof schließt um 01:00 Uhr. Ja, genau, richtig gelesen. Um 01:00 fangen Bahnsecurities an, alle Leute aus dem gesamten Gebäude rauszuschmeißen, das machen sie mehr oder auch weniger bis deutlich weniger freundlich und dann ist das komplette Gebäude dicht. Zu. Nicht zu betreten. Irgend jemand könnte sich ja in dieser schicken Einkaufspassage wärmen wollen. Das finde ich ehrlicherweise schon ziemlich unglaublich. Den Zugang zu den Gleisen muß man sich suchen. Als Ortsunkundiger, der recht knapp ankommt, erlebt man Momente der Panik, weil am Haupteingang keinerlei Hinweise darauf zu finden sind, daß man komplett um das Gebäude herumlaufen muß, um auf Gleis 1 zu kommen, von dem man dann auch zum Tunnel zu den anderen Gleisen kommt. Keine Ahnung, in wessen Hirn diese Konstruktion entsprungen ist. Auf den Bahnsteigen selbst gibt es dann so etwas wie Unterstände, in denen man halbwegs windgeschützt verharren kann.

In Frankfurt ist die Situation ehrlicherweise nicht wirklich besser. Klar, es gibt im Umfeld tatsächlich Möglichkeiten, aber mich interessierte, wie sich denn die Bahn selbst um ihre Kunden kümmert und stelle fest: gar nicht. Es gibt im Frankfurter Hauptbahnhof, der ja so klein nicht ist, keine Wartehalle, die nachts zugänglich wäre. Die Dame am „Servicepoint“ scheint meinen erstaunten Gesichtsausdruck nicht das erste Mal zu sehen und empfielt mir, es doch mal bei der Bahnhofsmission zu versuchen; da gäbe es einen Wärmeraum.

Die Bahnhofsmission ist ein Gemeinschaftsprojekt der evangelischen und katholischen Kirche, bekommt die Räumlichkeiten von der Bahn kostenlos gestellt (was für die Bahn im eigenen Gebäude jetzt auch kein Kunststück ist) und kommt für die weiteren Kosten selbst auf. Im Gespräch mit den Mitarbeitern hört man deutlichen Frust. Die Bahn würde sich aus immer mehr Randaufgaben zurückziehen und es würde an der Bahnhofsmission hängenbleiben. Alle Wartenden jedenfalls bekommen kostenlos Tee, Äpfel und Lektüre. Ich sinniere während meiner Wartezeit darüber, wie wichtig der Bahn AG eigentlich ihre Kunden sind. Ich komme auf kein angenehmes Ergebnis.

In den nächsten Wochen bin ich noch ein paar Mal nachts unterwegs. Ich bin gespannt, wie es mir da ergehen wird.

Dringend !

Ich werde heute Nacht mal wieder zweieinhalb Stunden auf einem Bahnhof abhängen und bräuchte mal Tips, welcher besser, wärmer, angenehmer ist: Mannheim oder Frankfurt. Danke für alle Ratschläge.

Nachtrag: wie schön, daß es bloglesende Hausmitarbeiter gibt. Ich darf hier im Haus eine Liege beziehen, bis mein Zug fährt. Super. Allen anderen Lesern ganz lieben Dank für die Tips.

picture on demand

Klaus frug mich nach meinem Nachtbericht vom Würzburger Hauptbahnhof, ob es denn die Modelleisenbahn noch gäbe, die er vor einiger Zeit photographierte. Nun. Ich bin heute Abend extra dort vorbeigegangen und muß hier traurige Kunde verbreiten: zwar sah ich sie im Sommer noch, mittlerweile sind bei genauem Hinschauen nur noch Spuren davon auf dem Boden zu erkennen, die Bahn ist verschwunden. Friede ihrer Asche.

ungemütlich

Es gibt kaum etwas, das ungemütlicher ist als nächtliche Bahnhöfe. Jedenfalls dann, wenn man um 04:15 ankommt und der nächste Zug erst um 07:30 einen in die Heimat schaukeln kann. Beispielsweise in Würzburg, dem Bahnhof, in dem ich gerade sitze, gibt es keine echte, beheizte Wartehalle, nur absichtlich unbequem designte Metallstühle in der großen, zugigen Bahnhofshalle, die zudem häßlich ist wie die — nun, eben wie die Nacht. Dazu kommt äußerst unfreundliches Wachpersonal, welches es gar nicht fassen kann, daß so ein Penner wie ich ein erstklassiges Ticket besitzt, man mich also nicht rausschmeißen kann.

Aber es gibt auch Lichtblicke der Unterhaltung. Beispielsweise ein junges Pärchen, das schräg gegenüber friert. Er hat getrödelt, darum haben sie die letzte Bahn verpaßt und jetzt ist sie sichtbar angepißt, würde sich gerne von ihm wärmen lassen, hat sich aber so in ihre Ablehnung hineingesteigert, daß sie das nicht zulassen kann. Da sitzen sie nun, beide sich mit leichtem Abstand den Rücken zugewandt und frieren vor sich hin. Zwischendurch unternimmt er Annäherungsversuche, die sie immer wieder abschmettert, um es aber dann wenn er es nicht sieht doch wieder zu bedauern. Die ganze Szene ist so grotesk, daß ich eben schon laut lachen mußte.

Blöderweise ist es mir zum Schlafen einfach zu kalt. Zudem, ich erwähnte es schon, sind die Sitzgelegenheiten so gestaltet, daß man garantiert keine schlaffähige Position einnehmen kann. So etwas fällt einem tagsüber nicht auf, aber nachts ist das echt nervig. Außerdem randaliert hier die „ey Alder“ und „Digger“ – Jugend, so daß sowieso nicht an Schlaf zu denken ist. Warum sind die um diese Uhrzeit nicht zuhause ?  Es kann einfach nicht cool sein, sich um 05:44 im Würzburger Bahnhof herumzutreiben.

Den Laptop schaltete ich eigentlich nur ein, damit mir das Gebläse ein wenig Wärme schenke. Jetzt aber tut sich im Backshop gegenüber etwas, wohlmöglich öffnen die um 06:00 und ich werde etwas tun, was ich sonst nie mache: einen Kaffee trinken.

Guten Morgen.

Winteralster

Nachdem ich mich vor einigen Tagen beklagte, daß es hier nicht richtig Winter würde, muß ich nun auch erzählen, daß es dann doch noch ein wenig kälter wurde. Zwar gibt es in Hamburg keine Rekordtemperaturen — dazu ist der Nordseeinfluß bei der vorherrschenden Windrichtung zu groß — aber beständig unter 0°C ist es nun doch. Und so ist die Alster mittlerweile zugefroren. Wenngleich das Eis noch nicht so dick ist, daß man darauf spazieren oder schlittschuhlaufen könnte. Aber das kommt ja vielleicht noch; auch wenn ich das dann whrscheinlich nicht mitbekomme, weil ich ab morgen erst mal unterwegs bin.

Heute Mittag habe ich jedenfalls die Gelegenheit genutzt um bei strahlendem Sonnenschein noch einen Abstecher und einen kleinen Spaziergang zu machen. Es hat sich gelohnt, wie Ihr seht. Es war wirklich schön.

Burg Frankenstein

Graf Frankenstein und den Ur-Ur- Enkel von Frankenstein kennen wir alle und glaubten, das sei eine Erfindung. Nun. Das hier ist tatsächlich die Burg Frankenstein. Sie liegt nicht weit von Darmstadt und ist bei einem Weihnachtsganswiederabtrainierspaziergang innerhalb einer Stunde bequem zu Fuß zu erreichen. Im Vordergrund seht Ihr die Kellertüre durch das es in die geheimen Laboratorien ging… nein, tatsächlich geht es da in die ehemaligen Vorratsräume. Aber es ist schon ganz schön, mit Kindern auf der Burg herumzuturnen und ihnen die gruseligen Geschichten zu erzählen.

Bahnfreuden

Zur Zeit scheine ich wohl ein negatives Karma zu haben. Sicher, was Bahnfahren und die Bahn an sich angeht. Ich war in den letzten Tagen in München, genaueres werde ich noch berichten und gestern Abend fuhr ich mit dem CityNightLine (Nachtzug) eben von München zurück nach Hamburg. Mein erstes Erlebnis hatte ich noch im Bahnhof, wo die Klofrau der Bahnhofstoilette schon nach sehr kurzer Zeit an meine Türe bollerte, ob ich denn nicht bald fertig sei.

Im Liegewagen dann mit mir eine italienische Familie, deren  Kleinkinder die ganze Nacht über südländisches Temprament zeigten.

Und dann meinte irgend ein Volltrottel, in der Toilette rauchen und die Kippe in den Mülleimer für Papierhandtücher werfen zu müssen. Ich bin ein sehr toleranter Nichtraucher, aber so ein Schwachsinn gehört hart bestraft. Ein brennender Papierkorb im Zug erreicht schnell auch Kunststoffflächen und dann wird es sehr unangenehm. Der Vorteil des Geruchs ist, daß man ein solches Feuer sofort bemerkt und es löschen kann. Der Nachteil ist, daß danach der ganze Waggon ausdauernd nach Brand riecht. So viel kann man gar nicht lüften. Zum Glück war der Zug nicht ganz voll, so daß wer wollte in einen anderen Wagen umziehen konnte. Was mitten in der Nacht auch nicht unbedingt Spaß macht, zumal das eigene Shirt sowieso schon nach Rauch riecht.

Der Zug kam mit nur fünf Minuten Verspätung in Hamburg an, das ist absolut akzeptabel. Meinen Respekt an das Zugbegleitpersonal, das schnell, sicher und besonnen reagierte.