Als ich dieses Auto letzten Sonntag sah, saß ich am Steuer und so photographierte Annette für mich. Der Wagen weckte in mir heiße Assoziationen: ein junger Zivi, nur in String, Manschettenknöpfen und Fliege, der den Omis hüftschwingend das Essen serviert — eben „keiner bringt’s heißer“. Dabei wird doch nichts so heiß gegessen, wie’s gekocht wird.
Kategorie: unterwegs
was so zwischendurch passiert
Durchsage
Morgens um neun im großen Baumarkt am Rande der kleinen Stadt. Weit und breit ist kein Verkäufer zu finden und auch am zentralen Infostand stehe ich schon knapp fünf Minuten, ohne daß sich da was tut. Aber ein Mikro steht da. So ein typisches Baumarktdurchsagemikrophon mit einem Taster dran.
„Liebe Baumarkt – Mitarbeiter, am Infostand steht ein einsamer Kunde, der eine Frage hat. Vielleicht hat ja jemand Zeit und Lust, ihm zu helfen ?“ schallt es da plötzlich durch die Hallen. Innerhalb von 30 Sekunden stehen drei Verkäufer und die Filialleiterin am Tresen. Letztere ist sich ganz offensichtlich nicht sicher, ob sie ob der Durchsage belustigt, oder ob der Nonpräsenz ihrer Mitarbeiter verärgert sein soll. Zumindest mir gegenüber entschließt sie sich zu ersterem. Und die Frage ist dann bei der plötzlich geballt versammelten Fachkompetenz auch ganz schnell geklärt.
Beschiß
Für meinen Kastelruth – Aufenthalt kaufte ich mir eine italienische UMTS – PrePaid – Karte mit 100 Stunden Guthaben. Um die Übersicht nicht zu verlieren führte ich genau Buch über meine online – Zeiten. Interessanterweise war nach 79 Stunden die Karte bereits leer und so war ich den halben Sonntag und auch heute morgen offline. Die Zeit ohne Internet finde ich jetzt gar nicht sooooo schlimm, aber den Beschiß in der online – Zeit schon. Gehört die italienische Telekom dem Ministerpräsidenten ?
Frühstück auf’m Berg
Immer freitagmorgens vor dem Spatzenfest ist das traditionelle Technikerfrühstück irgendwo auf ’ner Alm und weil das Wetter heute eher mau war, ging es nicht hoch auf die Seiser Alm, sondern zur Marinzenhütte. Aufgrund des Nebels gab’s leider gar nicht so viel zu photographieren.
Nur eben ein paar Kühe und Pilze. Alles was weiter weg war, erschien nur grau und fad. Trotzdem war der Ausflug natürlich eine schöne Abwechslung zum Leben im Festivalzelt.
So ein Abstieg geht für Ungeübte wie uns ganz schön in die Knie und so nutzten wir gerne zwischendurch eine Bank zur Rast. Auch wenn die Erschöpfung natürlich nicht ganz so stark war, wie von Robert gespielt.
So sieht übrigens das Zelt aus, in dem das Kastelruther Spatzenfest veranstaltet wird. 15.000 Leute gehen rein und natürlich sind wir ausverkauft; heute eine, morgen zwei und Sonntag noch mal eine Show. Die ganzen Wohnmobile werden heute im Laufe des Tages noch mal deutlich mehr.
Hohe Kunst am Berg
Kastelruth ist ja nur ein kleiner Ort und so ist die Verkehrsführung auch recht simpel: es gibt eine Hauptstraße, die durch das Dorf führt und im Dorfkern eine große Kreuzung mit mehreren Straßen auf kurzer Distanz und zahlreichen Zebrastreifen. Da muß man schon ein wenig aufmerksam sein. Und wie das in den Bergen halt so ist — immerhin ist man auf elfhundert Metern — sind die Straßen nicht eben, sondern haben auch Steigungen. Ausgerechnet diese Hauptkreuzung zeichnet sich durch so eine Steigung aus.
Gestern um etwa 18:00 Uhr stand der komplette Verkehr im Ort still. Dies nicht etwa wegen einer Großdemo, oder weil die Spatzen auf offener Straße gespielt hätten. Nein, auf den ersten Blick war es eine typische „Frau am Steuer“ – Situation: die Fahrerin eines Golfs verreckte minutenlang beim Wiederanfahren am Zebrastreifen. Immer und immer wieder bockte der Wagen nur kurz und ging wieder aus. Anfahren am Berg war wohl nicht die Stärke der Fahrerin. Menschen jubelten, einige versuchten, durch Anschieben zu helfen, aber es half alles nichts, der Wagen soff jedes Mal auf’s Neue ab. Die ersten Neugierigen schlossen bereits Wetten ab, wie lange es noch dauern würde, fliegende Händler eilten herbei, Würstchenbuden, CNN – Übertragungswagen und Riesenräder wurden aufgebaut …… nein, sorry, das ist natürlich übertrieben; aber trotzdem tat sich etwa 5 Minuten lang nichts. Irgendwann nahm sich ein Passant ein Herz, öffnete die Fahrertür und gebot der Fahrerin, doch bitte auszusteigen; er würde den Wagen wegsetzen. Was er auch mit aufheulendem Motor schaffte.
Direkt hinter dem Golf stand die ganze Zeit ein Mercedes – Kombi. Der männliche Fahrer dieses Fahrzeugs zeichnete sich durch besonders kräftiges Kopfschütteln und besonders verständnislose Gesten aus. Endlich war der Golf weg und er konnte weiterfahren. Man mag es kaum glauben, aber auch er schaffte es, den Wagen sicher zwölf Mal abzuwürgen, bevor er endlich mit quietschenden Reifen losschoß. Köst – lich !
Landluft schmeckt
Zur Zeit bin ich wieder in Kastelruth und habe dort eine sehr interessante Entdeckung gemacht: wenn man neben den Ställen hergeht, dann riecht es deutlich intensiver, wenn man durch den Mund atmet; die Luft riecht nicht, sie schmeckt also nach Land. Also laufe ich die ganze Zeit entgegen meiner Gewohnheit hechelnd durch die Gegend.
Einigkeit und Recht auf Freibier
Es ist Samstagvormittag und genau um 09:38 Uhr stehe ich beim großen Mediahöker am Rande der Kleinstadt, um mich noch schnell mit zwei S-Video – Kabeln einzudecken, die ich in den nächsten Tagen wohl brauchen werde. Der Laden ist zu.
Ich schaue neben die Eingangstüre: Öffnungszeiten Mo – Sa 09:00 – 22:00 Uhr.
Ich schaue noch mal auf meine Uhr: 09:39 Uhr mittlerweile.
Ich schaue in meinen Handykalender: es ist Samstag.
Ich schaue durch die Eingangstüre: der Laden ist definitiv dunkel und verrammelt.
Haben die pleite gemacht ? Ist irgendwas heute in diesem Ort, von dem ich nichts weiß ? Was ist hier los ?
Plötzlich fällt es mir ein: klar, heute ist Feiertag, Tag der deutschen Einheit. Ich muß echt weniger Arbeiten, damit ich mehr Kontakt zur Realität habe. Heute Nachmittag jedenfalls fahre ich nach Kastelruth. Große Jubiläumsfeier. Das 25. Kastelruther Spatzenfest. Das ist gut, denn dann ich komme mal ein wenig vom Schreibtisch weg und arbeite „richtig“. Das ist schlecht, weil auf eben diesem noch unglaublich viel zu erledigen liegt. Egal.
Noch größer als der Everest
ist das Kastelruther Spatzenfest;
ein Berg, der hört am Gipfel auf,
die Stimmung steigt noch höher rauf.
Das Dach der Welt, das ist so schön,
da kann man in den Himmel seh’n.
Doch schöner als der Everest
ist das Kastelruther Spatzenfest.
Copyright: Kastelruther Spatzen
In diesem Sinne: schönes Wochenende.
Volgsfescht Crailsheim
Dieses Wochenende war in Crailsheim, dem Firmensitz meines Arbeitgebers, das Fränkische Volksfest — ein hoher Feiertag in der ganzen Region. Als Städter kann ich mir das kaum vorstellen, aber zu diesem Wochenende kommen ganz viele der in Crailsheim aufgewachsenen wieder in ihren Ort, um dann mit den ganzen alten Bekannten zu feiern. So sieht man sich dann ein Mal im Jahr wieder, egal, wo man sonst wohnt und was man sonst macht. Keine so schlechte Idee eigentlich. Als echte Crailsheimer Firma haben also meine Cheffen auch alle extern Mitarbeiter eingeladen und so war ich dann auch da. Auf dem Gelände gibt es zwei große Bierzelte, zahllose weitere Stände und einige Fahrgeschäfte, es ist also eine ausgewachsene Kirmes mit Oktoberfestcharakter.
In unserem Zelt spielte eine Coverband, die Allgäuer Dorfmusikanten, die zumindest mal handwerklich um Klassen besser war, als die ein oder andere Kapelle, mit der ich schon unterwegs sein durfte. Nein, ich nenne jetzt hier keine Namen. Über den Musikgeschmack kann man natürlich streiten, ich bin halt absolut kein Freund von Ballermannhits. Aber beim Volk kam’s an und darum hat die Band einen perfekten Job hingelegt.
Im Laufe des Abends standen die Leute auf den Tischen zum Tanzen. Nicht nur die eher zur Stromgitarrenmusik neigenden Menschen ……
…… sondern auch Mädels, denen man erst mal nur gesittetes Benehmen zugetraut hätte.
Und zum Ende hin wurde dann auch der Blick ein wenig glasig. Was aber natürlich der Stimmung keinen Abbruch tat.
Die großen Zelte müssen um 01:00 Uhr schließen und dann ist der perfekte Moment für die vielen kleinen Stände drumherum. Der Alkohol fließt weiter in ungehemmten Strömen und auch Musik gibt’s noch. Dabei kommt es dann zu vorgerückter Stunde zu interessanten Begegnungen: so traf dann die Freundin einer unserer Lehrlinge ihre Mathelehrerin. Letztere allerdings in einem etwas …… nennen wir es mal … derangierten Zustand. Sehr lustig. Ist bestimmt sehr autoritätsaufbauend.
Um 03:00 Uhr verließ ich dann das Fest; nicht, daß dann schon Feierabend gewesen wäre, aber ich wollte dann doch ins Bett. Morgens früh wurde ich recht zeitig geweckt: Ein Spielmannszug schengelte genau unter meinem Fenster. Das Wecken zum Frühschoppen war angesagt. Prost.
Erfrischungstuch
In meiner Kindheit nutzten ältliche Jungfern, diese Art von für Kinder besonders anstrengende Großtanten und Damen in Zügen Erfrischungstücher. Und weil ich den Geruch dieser Tücher immer mit diesen Frauen in Verbindung brachte — und umgekehrt — fand und finde ich diese Art von Erfrischung seit jeher sehr unangenehm. Gerade steigt seit Jahren wieder der Geruch in meine Nase …… genutzt von einem etwa 25jährigen, gutaussehenden Mädel in enger Lederhose, die sich das Tuch genüßlich über das Gesicht reibt.
Welten brechen zusammen.
ZOB
Werktagmorgens zur besten Pendlerzeit am ZOB in Crailsheim. Ich bin weit und breit der einzige Fahrgast, im Bus werden wir später genau drei Fahrgäste sein. Noch vor Erreichen der Endhaltestelle steige ich als letzter Gast aus.