Tour hinter die Kulissen des Kölner Doms

Manchmal hat es doch Vorteile, wenn man mit Künstlern unterwegs ist. Beispielsweise, wenn man als Gruppe Zugang zu Bereichen bekommt, die vielen anderen verschlossen bleiben. So hatten wir vor einiger Zeit das Glück, das Schloß Ludwigsburg mit seinem originalerhaltenen Theater von 1758 jenseits der üblichen Führungen gezeigt zu bekommen. Gestern führte uns der Kunsthistoriker des Kölner Doms, Herr Dr. Klaus Hardering, durch „sein“ Haus. Den spektakulärsten Blick nehme ich direkt mal vorweg, dann habe ich’s hinter mir:

Der 360° - Blick vom Ostturm des Doms

Alle Panoramabilder des Berichts können wie immer größergeklickt werden; hier gibt es ausnahmsweise auch mal vertikale Panoramen. Ggf. müßt Ihr in Eurem Browser dann noch mal auf das Bild klicken, um die automatische Größenanpassung abzuschalten und die Photos in ihrer ganzen Größe sehen zu können. Alle Bilder sind mit der Ixus „mal eben aus der Hand geschossen“, also nicht so superhochwertig, wie es dieses Thema eigentlich verdient hätte. Aber ich glaube doch, daß sie ausreichend klar zeigen, was für ein toller Bau der Dom ist.

Da der Bericht voller Bilder ist und ich Lesern mit Modemzugang nicht bei jedem Zugriff auf die Seite ihren Rechner lahmlegen möchte, geht es erst nach dem Break richtig los. Aber ich verspreche Euch, es lohnt sich.

Pünktlich um 14:30 Uhr trafen wir uns alle vor der rechten Pforte des Doms zu unserer Führung. Dr. Hardering nahm uns mit seiner Assistentin Katja Eßer in Empfang und führte uns direkt vor den Hauptaltar der Kirche. Dort erklärte er uns sehr anschaulich die Geschichte dieses Hauses.

Der Dom von innen

Alle die bisher den Dom noch nicht besucht haben können hier sehen, daß es doch schon ein recht monumentales Gebäude ist. Nach der Erklärung der einzelnen Bauabschnitte gab es noch ein paar Erläuterungen zum Mosaikboden im Chorumgang, bevor wir den Chorbereich selbst betreten durften.

Lithurgisches Buch im Chor

So ein Dom, der auch noch Erzbischofssitz ist, hat dann doch ein paar schmuckere Ausstattungsdetails als die Vorortskirche von nebenan. Hier seht Ihr beispielsweise ein reichverziertes Meßbuch. Keine Ahnung, was sich letztlich darin verbirgt (ich habe mich nicht getraut, mal drin rumzublättern; vielleicht ist es ja doch nur ein Ziercover für die aktuelle Ausgabe einer weit verbreiteten Herrenzeitschrift).

Teile des Chorgestühls

Interessant auch, daß man in allen Religionen meint, Gott bescheißern zu können. Während unsere islamischen Glaubensbrüder der Meinung sind, daß Gott nach Einbruch der Nacht nicht mehr sieht was man so treibt, haben sich auch unsere hochchristlichen mittelalterlichen Würdenträger kleine Hilfen bauen lassen. Während man bei Predigten beispielsweise durchaus sitzen durfte, war für lange Teile der Messe Stehen vorgeschrieben. Das ist natürlich mühsam. Also klappte man den Sitz hoch und setzte sich oben auf eine extra dort angebrachte „Stehhilfe“. Das sah dann andächtig aus und nur darauf kommt es doch an, oder ? Beachtlich, mit wie viel Liebe jeder einzelne Stuhl individuell gefertigt wurde.

Der Dreikönigenschrein

Religiöse Hauptattraktion des Doms ist der Dreikönigenschrein. Richtig: hier sollen die Gebeine der heiligen drei Könige drinliegen. Nach neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen ist der Inhalt tatsächlich mindestens aus dem zweiten Jahrhundert und insgesamt so kostbar verarbeitet, daß es schon wirklich hervorragende Chinesen Plagiatshersteller gewesen sein müssen, wenn es sich um eine Fälschung handeln sollte. Für die Feinhandwerker unter uns: die Figuren rund um den Schrein sind nicht gegossen oder aus einem massiven Stück herausgearbeitet, sondern aus einer dünnen Goldplatte hohl getrieben, also mit feinsten Stößelchen plastisch „ausgebeult“. Whow ! Das hat wirklich meinen ganzen Respekt.

Comics an der Wand

Nun ist es schon so, daß auch vor vielen hundert Jahren die Leute sich gefragt haben, warum die heiligen drei Könige ausgerechnet nach Köln kamen. Immerhin hatten sie als Tote nichts mehr vom rheinischen Karneval und den CSD gab es auch noch nicht. Das mußte man erklären. Weil damals noch weniger Menschen der schriftlichen deutschen Sprache mächtig waren als heute, hat man halt Bildergeschichten gemalt. Im Grunde sind Comics also eine ganz alte Sache, auch wenn Marvel erst viel später kam. Und so ist der ganze Chorraum voll mit aufwendig gemalten Illustrationen nicht nur der Dreikönigsgeschichte, sondern auch anderer Geschichten rund um Dom, Kirche und Gott.

Eine der Seitenkapellen

Hier ist nicht nur unser genialer Führer zu sehen (an dieser Stelle mal ein fettes Lob. Oft ist es doch so, daß man nach 10 Minuten denkt „Alter, halt’s Maul.“ und geistig wegschaltet. Das war bei Klaus Hardering eindeutig nicht der Fall. Ganz im Gegenteil hatte ich ja mit dem Schlimmsten gerechnet und anfänglich weniger zugehört, war aber schnell in den Bann gezogen und habe die knapp zweistündige Führung in mich aufgesogen), sondern auch die Grabstätte einer der Gründerväter des Doms. Hier, wie bei vielen anderen Details auch, ist es wieder fast ein „Wunder“, daß alles durch viele Kriegswirren hinweg doch noch so erhalten ist.

Originalpläne des Doms aus dem 13. Jahrhundert

So beispielsweise auch diese Originalbaupläne aus der ersten Planungsphase des Doms. Vier Meter hoch und doch im Detail hochpräzise gezeichnet. Und alles ohne Copy&Paiste im AutoCAD.

Die neue Hauptorgel

Bei so viel Historie ist natürlich klar, daß die Denkmalschützer einen ständig nerven man auch vorsichtig damit umgehen muß. So ist die neue Orgel des Doms nicht einfach an die Wand gedübelt, sondern aufwendig in die Dachkonstruktion gehängt, weil das weniger Eingriffe in die Gebäudestruktur bedeutet — auch wenn es kostenmäßig mit den Dübeln natürlich einfacher gewesen wäre (und Fischer bestimmt ’n coolen Sponsoringdeal angeboten hätte).

Einer der beiden Türme des Doms

Nach so vielen Informationen aus dem Kirchenschiff brauchten wir natürlich mal ein wenig frische Luft und die haben wir auch bekommen. Auf den Dächern des Doms. An dieser Stelle viele Grüße an Hanne (unsere Geigerin), die einige Stellen nur mit geschlossenen Augen und geführt von zwei Herren passieren konnte.

Steinsäule

Wenn man sich die Verzierungen der Säulen des Doms in luftigen Höhen mal genauer ansieht stellt man fest, daß draußen von der andächtigen Weihe des Innenraums nicht soooo viel übrigbleibt. Hier arbeiten eben ganz normale Bauhandwerker. Und die schlagen in den Stein nicht nur die Antlitze religiöser Vorbilder, sondern auch mal sich selbst, Rockstars, den Lieblingsfußballspieler oder einen Geißbock (das Wappentier des Kölner FCs). Ob auch weibliche Steinmetze angestellt und Robbiiieeeee schon verewigt ist, habe ich leider vergessen zu fragen.

Die Wendeltreppe zum Ostturm

Oben im Dach zu arbeiten kann ganz schön mühsam sein. Es sind immerhin ’ne Menge Treppenstufen zu bewältigen; auch wenn die teilweise natürlich wunderschön sind. Diese erinnert mich übrigens stark an die oberen Treppen der Goldelse in Berlin.

Lift im Inneren eines Turms

Da Treppensteigen auf Dauer doch etwas mühsam ist und teure Arbeitszeit dabei vergeudet wird, hat man Lifte für die Mitarbeiter eingebaut. Weil so ein Einbau natürlich nicht an die Substanz des Gebäudes gehen darf, gibt es teilweise recht individuelle Lösungen, wie hier recht schön zu sehen ist.

Die Uhrmechanik des Doms

Während man bei modernen Quarzuhren nach weniger Jahren nicht mehr sicher sein kann, ob es den passenden Batterietyp überhaupt noch gibt, hat man dieses Problem bei der über 125 Jahre alten Turmuhr nicht. Man muß sie nur jeden Tag brav aufziehen. Von hier werden das Stundenschlagwerk und auch die Zeiger außen gesteuert. Mit zuverlässiger Präzision auch bei Stromausfall und ähnlichen Wirren.

Schönheit in Gips

Im Uhrensaal stehen außerdem noch mehrere übermannsgroße Figuren; teilweise alte Regenwasserspeier, teilweise schreckenverbreitende Gestalten, aber auch diese Schönheit hier. Anmutiges Mädel.

Blick in den Dom von oben

Bevor aber jetzt hier lüsternde Gedanken aufkommen, werfen wir lieber noch mal einen Blick von oben in das Innere des Doms. Und mit diesem beschaulichen Bild entlasse ich Euch aus meiner Domführung.

Wer jetzt Lust auf mehr Informationen zu diesem Thema hat, dem sei das sehr schön geschriebene Buch „Jenseits der Gewölbe“ von Dr. Hardering empfohlen. Ich möchte mich an dieser Stelle noch mal ganz herzlich für diese tolle Führung bedanken. Hat großen Spaß gemacht.

15 Gedanken zu „Tour hinter die Kulissen des Kölner Doms“

  1. Dr. Hardering muß das wirklich faszinierend beschrieben haben wenn Du es so beeindruckend wiedergeben kannst.
    Danke an euch Beide, das war wirklich interessant!

  2. Danke, jetzt kenn ich den Dom etwas näher. Ich war da leider noch nie, ich kenne nur den Magdeburger Dom. Tolle Bilder!

    1. Den Magdeburger Dom kenn‘ ich auch. Ich war mal auf ’ner OpenAir – Tour dort, weil wir auf dem Domplatz gespielt haben. Ist vom Stil her ganz anders, aber auch schön.

  3. Soso, ganz ohne „Copy&Paiste“ – aber das ist ja auch kein Wunder, die Firma wurde (lt. Wikipedia) ja erst 1945 gegründet…
    War das nun Absicht oder ist da nur der Musiker in Dir durchgegangen?

  4. Sehr schöner Bilder, sehr schöner Bericht.
    Das erste Panorama vom Turm hat leider ein recht starkes Banding (das sind die dunkleren Streifen wo Einzelbilder aneinanderstoßen) – welches Panoramaprogramm nutzt Du da?

    1. Ich nutze Photovista. Hier war es so, daß die Bilder sehr unterschiedlich von der Helligkeit waren, weil die Belichtungsautomatik der Kamera je nach Stellung zum hellen Himmel unterschiedlich weit zu gemacht hat. Das Ergebnis ist in Relation zum Ausgangsmaterial noch als sehr gut zu bezeichnen.

      1. Wenn die Kamera einen manuellen Modus hat, dann sollte man das Ausgangsmaterial damit machen, das hilft schon sehr. Als Software nutze ich PanoramaStudio und das liefert grad bei Freihandmaterial (auch unterschiedlich belichtet) erstaunlich gute Ergebnisse. Wenn Du mir die Einzelbilder zuschickst, dann kann ich die gerne mal damit verarbeiten.

        1. Das ist ja ein supernettes Angebot. Aber ich muß gestehen: ich habe die Einzelbilder schon gar nicht mehr — ich bin sehr schnell mit dem Aufräumen. ;-)

          1. Was – ein Bilderlöscher? Könnte mir nicht passieren, ich bewahre alles auf – darum hab ich auch fast 45.000 Fotos auf der Platte….

            Bei der nächsten Panoramagelegenheit stelle ich mich gerne wieder zur Verfügung.

          2. Danke !

            Ja, ich bin ein Bilderlöscher. Alles was nicht unbedingt notwendig ist verschwindet wieder von meinem Rechner. Vielleicht liegt es daran, daß ich noch mit einem DOS Rechner „aufgewachsen bin, der sagenhafte 20MB Festplatte hatte und Aufräumen angesagt war :-)

  5. Ich liebe Köln ja abgöttisch und der Dom ist einfach nur fantastisch. Aber obwohl ich selbigen schon einige Male besucht habe, bekomme ich durch deine Bilder einen vollkommen anderen Blick. Fantastisch …

  6. Hallo!
    Super!!! Ich war gerade gestern oben unter und auf den Dächern des Kölner Domes. Einfach fantastisch!!! Leider haben wir Dezember, das Wetter ist usselig… es war einfach zu dunkel, um anständige Fotos hinzubekommen.
    Deine sind richtig toll und ich bekomme noch mehr Lust so eine Führung noch mal zu anderer Jahreszeit mitzumachen!

  7. Es tut mir leid…dass Ich muss diese frage auf English vorstellen: My name is Maximilian Josef Ollendorff III. My father is Maximilian Josef Ollendorff II, and my grandfather the 1st. My father and grandfather were born in Koeln and moved into the area of Linz am Rhein (Hargarten) during WWII. My family lore suggests that either my great grandfather or his father’s last name was von Otten but when he chose to take a commoner for his wife, the ruling government stripped him of title and bestowed the name Ollendorff upon him. I understand that I have a distant great aunt who is in possession of a parchment (or document of some sort) which confirms this link to an interesting family history.

    My father emigrated to the United States several years after WWII and joined the US Federal Government, serving as a Commercial Attache and USTTA representative in Frankfurt, Duesseldorf, Helsinki, and Paris. He passed away four years ago. He was laid to rest by his Catholic parish and given honors by the Knights of Columbus which I believe is a Catholic lay-order.

    Does this family lore ring true to your knowledge? I’m visiting Koeln in October on business and my interest is piqued. Any information would be appreciated. Regards, MJO.

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