Mittler zwischen Hirn und Händen muß das Herz sein

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Der Film Metropolis ist ja eine Legende; wenn von ihm die Rede ist, wird geraunt. Erstaunlich wenige haben den Film dann aber tatsächlich gesehen, die meisten kennen nur Photos, wie das hier oben abgebildete. Ich hatte nun heute die Gelegenheit, die restaurierte Fassung von 2010 zu sehen. Ein 145minütiges Mammutwerk, in dem zur Originalfassung aber immer noch gut sieben verschollene Minuten Filmmaterial fehlen und das in diesen Tagen in einigen Kinos gezeigt wird.

Wenn man mal beiseiteläßt, daß die Schauspieler in dem Film so unglaublich übertrieben spielen — das war zu Stummfilmzeiten halt so üblich, damit man die Botschaft transportiert bekam —, dann ist Metropolis schon ein wirklich gigantisches und geniales Werk. Die Ausstattung und die Sorgfalt, mit der Modellbau betrieben wurde, sucht nicht nur für die Zeit des Entstehens (Mitte der 20er Jahre) seinesgleichen. Die Bilder sind schon alle sehr durchgestylt, sie haben einen architektonisch – ästhetischen Guß, der gerade in der Welt der Arbeiter sicher vom damals entstehenden Bauhaus geprägt war. Ich fand es äußerst interessant, wie „modern“ der Film in manchen Einstellungen daherkommt, für 1925/26 war er sicher sensationell. Die Ideen und die Ästhetik des Films, der zum Start 1927 in den Kinos grandios floppte, waren so bahnbrechend, daß sie bis in unsere heutige Zeit für andere Werke „ausgeliehen“ werden.

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Jetzt mal ganz ehrlich: wenn man diesen Maschinenmensch sieht, dann ist er doch gar nicht so weit weg von Designs, die wir auch heute noch als modern akzeptieren würden. Die Konstruktion war übrigens damals aus Holz und soll ziemlich schwer gewesen sein. Denn natürlich steckte da ein Mensch drunter; die Kombination aus Zeichentrick und Realfilm war damals ja noch nicht möglich. Trotzdem nutzte Lang für die damalige Zeit hochmoderne Filmtechniken, um die „Special Effects“ so hinzubekommen, wie er sie sich vorstellte. Es wurden Filme mehrfach belichtet, mehrere fertig belichtete Filme wurden übereinandergelegt und zu einem neuen Film belichtet, teilweise wurden Lichteffekte nachträglich bei der Entwicklung eingefügt. Für die ganz oben gezeigte Stadtszene wurde in Stop-Motion – Technik gearbeitet. Es wurde also ein Bild belichtet, dann die Modellautos einen Millimeter weiterbewegt, dann wieder ein Bild gemacht, etc.. Für zehn Sekunden Film wurde über eine Woche gedreht. Insgesamt gab es an 310 Tagen und 60 Nächten Dreharbeiten, ein Drehtag hatte in der Regel 14 Stunden, dabei entstanden auf 600km Film etwa 350 Stunden Rohmaterial.

Neben aller modernen Ästhetik, neben allem Vorbild für ganze Generationen von Science Fiction – Filmen, hat der Film aber auch durchaus eine ganz handfeste Botschaft, die an manchen Stellen für unseren jetzigen Geschmack vielleicht etwas zu kitschig transportiert wird, aber durchaus auch heute seine Gültigkeit hat: der Klassenkampf zerstört letztlich die Lebensgrundlage der Beteiligten; Denker können nicht ohne Arbeiter und Arbeiter nicht ohne Denker leben. Nur ein partnerschaftliches Miteinander aller Klassen kann die Gesellschaft in gemeinsamen Fortschritt führen.

Auch wenn der Film in der jetzigen Version für meinen Geschmack ein paar Längen hat, so ist der Mythos, der der Film umgibt, doch berechtigt. Metropolis ist tatsächlich ein Meilenstein in der Filmgeschichte und ich bin der Meinung, daß man ihn gesehen haben sollte.

2 Gedanken zu „Mittler zwischen Hirn und Händen muß das Herz sein“

  1. Aaahh – herrlich! Metropolis! Ich bin ohnehin ein großer Fan der deutschen Stummfilme, da gibt es eine Menge unglaublich guter Werke – und Metropolis ist natürlich etwas ganz Herausstechendes.

    Leider kenne ich bislang nur die verstümmelten und verhunzten Fassungen, es war mir noch nicht vergönnt, die aktuelle restaurierte Fassung sehen zu können, ich hoffe, da ergibt sich bald mal die Gelegenheit dazu.

    Und du hast Recht – ein Meilenstein der Filmgeschichte und man sollte ihn gesehen haben!

  2. Die Tage kam ein sehr interessanter Bericht über die Restaurierung und die Rekonstruktion des Films dran, könnte auf Arte gewesen sein.

    Den Film selbst hab ich in den 80ern nur in der Moroder-Version (eingefärbt und mit 80er Pop unterlegt) gesehen.

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