Honfleur

Bei der Fahrt von England zurück zum Festland hatten wir leider deutlich weniger Wind und weil wir außerdem nicht die direkte Linie, sondern mehr in Richtung Süden fuhren, brauchten wir auch bis zum nächsten Morgen, um wieder Land zu sehen. Da kamen natürlich erstmal böse Gedanken auf: hatten wir uns verfahren, waren wir unbemerkt im Kreis gesegelt ?  In Dover hatten wir die weißen Klippen gesehen, jetzt türmen sich wieder welche vor uns auf; da muß doch was falsch sein !  Aber wer in Erdkunde nicht geschlafen hat, der weiß natürlich, daß England und Frankreich vor Jahrmillionen einmal eins waren (das sollte man mal den heutigen Politikern klarmachen) und deshalb die Küstenstruktur durchaus sehr ähnlich ist.

Die recht ruhige Fahrt über den Kanal hatte immerhin etwas Positives: wir waren langsam genug, um die Angel auszuwerfen. Speziell Anna, die gar keinen Fisch mag, war aber umso begeisterter bei der Sache. Und der makrelige Erfolg gibt den Anglern ja auch Recht.

Von der spannensten Aktion der Ankunft in Honfleur habe ich gar keine Photos, weil ich da leider anderweitig beschäftigt war. Der Ort liegt an der Seinemündung gegenüber von Le Havre und ist mit einer Schleuse vor der Tiede geschützt. Diese Schleuse hat allerdings für so große Schiffe wie unseres einen kleinen Nachteil: sie ist mit 36m ein wenig kurz für ein knapp 40m langes Schiff. Da sie aber auch 17m breit ist überlegten wir uns, daß wir da ja prima diagonal reinpassen. Nach ein paar Überredungskünsten über Funk ließen sich Hafen- und Schleusenmeister zu einem Experiment überreden, das auch erfolgreich verlief. Mit ein bißchen Gebastel passierten wir die Schleuse erfolgreich. Es wäre auch noch Platz gewesen :-)

Oben seht Ihr ein altes, kleines Bootshaus, daß schon hinter der Schleuse, aber noch vor dem Hafen liegt.

Unsere Ankunft wurde von einem ganz interessanten Fluggefährt begleitet. Eine Art Paraglider mit Rucksackmotor. Sowas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Das macht erstmal einen ganz lustigen Eindruck, aber auf Dauer muß der Motor und der dadurch entstehende Zug doch ganz gehörig nerven, oder ?

So sieht also der Hafen des kleinen Städtchens von unserem Liegeplatz aus aus (komischer Satzbau). Das Bild kann man wie immer bei Panoramen hier im Blog natürlich auch größerklicken.

Abends machten wir dann einen Gang durch die Gemeinde. Nach anderthalb Tagen auf See ist Bewegung immer ganz gut, obwohl man an Bord ja auch nicht nur faul herumliegt. Beim Segeln sind aber doch andere Muskeln gefragt, als bei einem Spaziergang. Außerdem mußte ich ja noch schauen, wo ich denn am nächsten Morgen Brötchen herbekommen würde.

Der kleine, alte Innenhafen sieht wirklich sehr gemütlich aus. Drumherum sind ganz viele schöne Kneipen und Restaurants. Insgesamt macht die ganze Stadt einen wirklich tollen und besuchenswerten Eindruck. Man kann sehr gut durch all‘ die kleinen Sträßchen laufen. Während Ramsgate sehr typisch englisch war, ist Honfleur ganz typisch französisch. Beide Orte kann man sehr gut auch häufiger besuchen.

Für uns ging es morgens schon recht früh wieder los, weil die Jungs an der Schleuse aus für mich völlig unverständlichen Gründen keine Lust auf eine Wiederholung unseres Querparkexperiments hatten. Und so mußten wir die Schleuse passieren, als Fluß und Hafen den selben Wasserstand hatten; dann kann man nämlich beide Schleusentore öffnen und einfach durchfahren.

5 Gedanken zu „Honfleur“

  1. Auch auf die Gefahr hin als Besserwisser dazustehen, aber die Schleuse ist sogar noch ein Meter kürzer.
    Dafür ist sie noch etwas Breiter gewesen, aber das Manöver war auf jeden Fall eines für die Bücher.

    Ich glaube das selbst Mike davon noch in ein paar Jahren erzählt, besonders schön war dein überstieg und die Aktion mit dem Fotoapparat

    1. Leider sieht das dann entstandene Photo — Olivia hatte mir ihre Kamera später zum Kopieren gegeben — völlig unspektakulär aus. Man hätte ein Bild von dem Paragliderdingsbums aus machen müssen; das wäre bestimmt lustig gewesen.

  2. Hallo Markus, geniale Segelfotos (auch in den vorigen Posts), die Lust auf mehr wecken.

    Da ich auch Segel-affin bin und gern mal ein Foto schieße, wundere ich mich, wie du die Panoramen vom Boot aus so gut hinbekommst.
    Ich setzte die Einzelbilder immer mit dem Canon PhotoStitch-Programm zusammen und an der Wasseroberfläche sieht man bei meinen Panoramen immer deutlich die Schnitte, was bei dir nicht der Fall ist. Wie löst du dieses Problem?
    viele Grüße, Daniel.

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