Wenn Inkompetenz auf Lustlosigkeit trifft …

… dann ist man mit ziemlicher Sicherheit mit der Bahn unterwegs. Heute saß ich im ICE 883, der von Hamburg nach München fährt. Bis Göttingen ging auch alles gut, bei der Abfahrt von Göttingen machte der Zug, ein renovierter ICE 1, schon einige sehr irritierende Sprünge (Anfahrt, hartes Bremsen, weiter Beschleunigen, Bremsen … ) und schlich dann erst mal durch die Gegend. Später besserte sich der Fahrstil etwas. Kurz vor Kassel dann die Durchsage, daß die Fahrt in Kassel wegen eines Defekts enden würde, wir mögen doch bitte alle aussteigen. Wie es weiterginge könne man jetzt auch nicht so genau sagen.

Und so stand dann die komplette Besatzung eines langen, natürlich ausgebuchten Ferienwochenende – ICEs orientierungslos auf dem Bahnsteig.

Da ich wenig Lust hatte, die Fahrt im eine Stunde später nachfolgenden Zug stehend zu verbringen, ging ich zum Schalter, um noch eine kostenlose Reservierung zu ergattern. Ich erklärte dem Kartenverkäufer am bahn.comfort – Schalter freundlich mein Begehr, er teilte mir mit, daß es keine Plätze mehr gebe. Ich wies ihn darauf hin, daß ich auch gern erster Klasse reise, schließlich sei ja nicht mein Zug kaputtgegangen. Nee, da sei nichts zu machen, ich habe ja kein Ersteklasseticket und wenn ich dann halt stehen müsse, das sei ihm völlig egal. Daß ich an dieser Stelle (und wirklich erst da) extrem zynisch wurde, half dann auch nicht mehr weiter.

Im nachfolgenden ICE 683/633 (ein völlig ranziger, versiffter, stinkender ICE 1) dann natürlich das Chaos in Dosen. Zum Glück fand sich ein Mädel, daß im Comfort – Bereich saß, ohne eine ebensolche Karte zu haben.

In Würzburg mußte ich dann umsteigen; wie viele andere auch. Auf dem Bahnsteig sah es plötzlich nach der Leichtathletik – WM aus, obwohl wir doch gar nicht in Berlin waren: überall rennende Menschen, schweres Gepäck im Schlepptau. Da dieser Zug natürlich auch Verspätung hatte, konnte wollte ein anderer nicht warten; eine große Traube an Menschen stand laut fluchend herum, weil der Zug losfuhr, als sie auf den Bahnsteig kamen. Die nächste Verbindung ging zwei Stunden später. Macht eine Gesamtreiseverlängerung von drei Stunden.

Meine Verbindung bekam ich zum Glück. Vielleicht sollte ich trotzdem meine bahn.comfort – Karte gegen ein BAHN.UNKOMFORTABEL – Modell umtauschen.

Nachtrag: Daß der Anschluß-Anschlußzug des Folgezugs dann auch noch mal eine halbe Stunde Verspätung hatte …… geschenkt.

9 Gedanken zu „Wenn Inkompetenz auf Lustlosigkeit trifft …“

  1. Ist das Ironie? Eben höre ich in den Nachrichten, dass ein ICE in Nürnberg seine Fahrt wegen starker Rauchentwicklung unplanmäßig unterbrechen (beenden) mußte.

  2. armer Markus, *bedauere* irgendwie schafft Du es es nicht störungsfrei durch Niedersachen zu kommen?

    @Maik: der ICE in Nürnberg wollte aber nach Hamburg, ein Lüfter qualmte.

  3. @Maik: gleiche Strecke, anderer Zug.

    @Christof: klar lasse ich mir die 25% nicht entgehen. Auch wenn ich 25% für zwei Mal mehr umsteigen und anderthalb Stunden später ankommen eigentlich zu wenig finde.

  4. Klingt ja so als hast Du einen richtig schön entspannten Tag gehabt :-( Nun Ja als Bahn.Comfort Card Inhaber muss einem aber ja auch ein wenig „Animation“ geboten werden…
    *Hust*

    Grüße,
    Chris

  5. Jaja, die Deutsche Bahn. Ich habe vor zwei Jahren auch mal versucht auf das Auto zu verzichten und mit der Bahn zu den Jobs zu kommen. Nach 6 Monaten habe ich das Projekt dann aufgegeben.

    Trauriger Rekord waren knappe 5 Stunden Fahrzeit für die Strecke von Bayreuth nach Schweinfurt, die im Normalfall in 1:52 weggefrühstückt sein sollte…

    1. Das sehe ich tatsächlich ein wenig differenzierter: bei beiden Verkehrsmitteln kann es ungeplante Fahrzeitverlängerungen geben. Erst kürzlich benötigte ich mit dem Auto für 800km 13 Stunden. Weil ich aber im Zug lesen, schlafen, arbeiten, oder musikhören kann, mithin also entspannter am Ziel ankomme, als mit dem Auto, ziehe ich in der Regel den Zug eindeutig dem Auto vor. Zumal mit Bahncard 50 eine Zugfahrt eigentlich immer billiger ist, als die Fahrt mit dem Wagen.

      Ein anderes Kapitel ist halt die Frage, ob die Servicebereitschaft der Deutschen Bahn so ist, wie man sich das als Kunde wünschen würde. Da komme ich zu dem Schluß, daß dem deutlich nicht so ist. Und weil ich sehr oft die Strecke Hamburg – Würzburg fahre, auf der ICE 1 unterwegs sind, frage ich mich auch, ob man Züge in dem dort oft anzutreffenden Zustand noch mit einem Aufschlag versehen darf, wo man doch eigentlich eine Ekelentschädigung verlangen könnte. Dieser Zugtyp wird zur Zeit umgebaut und an den noch nicht umgebauten Waggons werden selbst grundlegende Dinge nicht mehr instandgesetzt. Das geht natürlich eigentlich gar nicht.

      Daß es zu Verspätungen kommen kann — oft genug durch Deppen, die sich vor einen Zug werfen — sehe ich nicht als Problem. Die Art wie damit umgegangen wird ist der Punkt, der mich stört.

  6. Bei Langstrecken setze ich nach wie vor oft auf die Bahn. Damnächst bin ich auch wieder auf der Strecke Bayreuth-Würzburg-Hamburg unterwegs. Die Fahrt mit dem Auto oder als Beifahrer im Truck zu machen, ist mir wirklich zu doof. Der Fernverkehr der Bahn ist auch einigermaßen zuverlässig und über den günstigen Preis kann man nicht streiten.

    Was (zumindest in meiner Gegend) gar nicht geht, ist der Nahverkehr. Anschlüsse sind nicht vorhanden oder klappen nicht. Zum Teil fährt man hier große Umwege, etc.

    Bei meiner Rekordverpätung war die Ursache eine Gleisbaustelle. Vor Fahrtantritt hatte ich die Strecke noch im Internet gecheckt – keine Behinderungen, Züge pünktlich. Die Baustelle sah allerdings nicht wirklich frisch aus.
    Am Servicepoint im nächsten Umsteigebahnhof konnte mich natürlich auch keiner die über den günstigsten Anschlusszug informieren.

    Genau das ist der Punkt der mich auch stört. Etwas mehr Information und Kundenfreundlichkeit wäre schön und würde die Bahn für mich wieder deutlich interessanter machen.

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