Neugierig

„Fotografieren heißt […] mitunter, die Regeln zu verletzen. Und wer zuviel nach Regeln fragt, wird es als Fotoreporter nie weit bringen. [Meine bekanntesten Bilder] gelangen mir nur dank teilweise grober Regelverstöße.“

Nun mag es komisch sein, daß ich nach meiner deutlichen Meinungsäußerung zur Privatsphäre ausgerechnet mit einem Buch komme, daß zum Teil auch aus Grenzüberschreitungen in die Privatsphäre besteht. Der Unterschied für mich ist der Respekt für das Gegenüber, das ich bei Lebecks Bildern immer erkennen kann und der verloren gegangen zu sein scheint, wenn ich mir aktuelle Bilder anderer Photographen anschaue. Dabei sah Lebeck sich nie als Paparazzo, sondern immer als Photoreporter, was den Unterschied erklärt. Er folgte der Erkenntnis Henri Cartier – Bressons: „Man muß sich seinem Gegenstande, selbst wenn es sich um ein Stilleben handelt, höchst behutsam, auf Samtphoten, aber mit Argusaugen nähern.“

Auf das Buch gestoßen bin ich im Nachgang zu meinem Besuch in der Ausstellung. Mir gefielen die Photos die ich da sah. Mir gefiel die Perspektive und das offene Auge, die Spontanität und auch die Wärme. Und so wollte ich etwas mehr über den Photographen hinter den Bildern erfahren. „Neugierig auf Welt“ ist eine Autobiographie, die neben Talent und Gespür von ungeheuer viel Glück erzählt. Von dem Glück, einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Natürlich ist so eine Autobiographie auch immer ein wenig Selbstbeweihräucherung. Für mich überwiegt aber der interessante Teil, die subtilen Tips für die eigene Arbeit und die Erkenntnis, daß man mit zwei Festbrennweiten auch ein großer Photograph werden kann. Dies alles macht das Buch für mich extrem lesenswert, zudem es auch noch sehr unterhaltsam geschrieben ist.

Zum Schluß noch etwas, was mich ungeheuer beruhigt: „Fotografie ist ja ein Froschlaich – Medium: Man muß sehr viel Material produzieren, und am Ende überleben nur ein paar gute Exemplare.“ Da habe ich dann ja noch Hoffnung…

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