Mich gibt es gar nicht

Bei Industriejobs gibt eine sehr merkwürdige Entwicklung: daß man hochdotierte Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben muß, daran hat man sich ja mittlerweile gewöhnt. Daß man nicht nur über vertrauliche Informationen schweigen muß, sondern auch über den kompletten Verlauf der Veranstaltung — nun ja, geschenkt. Aber nun verlangt ein Kunde, daß die Techniker den Job noch nicht mal in ihre Referenzliste mit aufnehmen dürfen und belegt Zuwiderhandlungen mit 25.000,00€ Vertragsstrafe. Äh. Was soll das ?!

Ich miete eine große Location, es kommen 5.000 Besucher, rund um die Hallen (ja, Plural) wehen die Fahnen des Unternehmens, es werden extra Verkehrsschilder aufgestellt, damit auch jeder die Veranstaltung findet, aber die Techniker dürfen am besten gar nicht dagewesen sein ?  Das zeugt von Neurose. Finde ich. Und sorry an die Kollegen, die ich den Schrieb unterschreiben lassen muß.

15 Gedanken zu „Mich gibt es gar nicht“

  1. Auf der einen Seite hast Du da schon recht. Und ich kenne das auch als derjenige, der unterschreiben lassen muss. Aber auf der anderen Seite erlebe ich auch immer wieder wer am Ende plötzlich alles die Gesamtplanung und Projektleitung für eine einzige Veranstaltung gehabt hat.
    Das sind manchmal mehr Leute die sich alles ausgedacht haben wollen. als überhaupt Besucher da waren … und da rede ich schon auch von VAs in der von Dir beschriebenen Größenordnung …

    Da kann ich Kunden schon verstehen, die das einfach reglementiert haben wollen. Ebenso Fotos und Filmchen. Gerade bei Industrieveranstaltungen habe ich schon Bilder mit kritischen Inhalten zu Unternehmen einfach so im Netz gefunden: Umsatzzahlen etc.

    Oft halt eine Gradwanderung

  2. Was ich mich frage: Unterschreiben die Besucher/Teilnehmer der Veranstaltung ähnlich dotierte Erklärungen? Die haben in der Regel mehr Einblicke in die vermittelten Inhalte als die oft am Limit astende Technik-/Catering-/Crew. Unzufriedene Mitarbeiter sind größere „Infolecks“, meine ich, als branchenfremde Dienstleister es je sein können (Finanzfahnder und Journalisten „lieben“, meine ich behaupten zu können, unzufriedene Mitarbeiter).

    @Frank: Das Schmücken mit fremden Federn ist in solchen Fällen doch eher weniger das Problem des Auftraggebers, oder? Fotos und Filmchen müssen verhindert werden, klar – aber bei 5.000 Besuchern und 250 Mitarbeitern der Dienstleister (von mir geschätzte Zahl) würde ich die Besucher/Teilnehmer ebenso an die Kandare nehmen. Hmm…

    1. Das Thema Mitarbeiter ist doch durch Arbeitsverträge geregelt, die aus meiner Erfahrung da auch sehr strikt sind.
      Und die fremden Federn sind nicht so sehr das Problem von Endkunden sondern mehr von Agenturen oder Production Companies.

      Ich kann aber auch verstehen, dass man sich merkwürdig vorkommt, wenn man horrende Forderungen plötzlich unterschreiben soll …

      @derfred: Bezgl. Referenzen würde ich einfach mal sagen: Das Problem ist nicht das „Erfolg viele Väter hat“, sondern mehr, dass es plötzlich „Mütter, Großonkel, SchwippSchager, Cousinen 3. Grades und den „Vetter aus Dingsda“ hat

  3. ich hab den obigen kommentaren nicht hinzuzufügen. aber wie sieht es denn in der anderen richtung aus; muß ich es mir gefallen lassen auf irgendwelchen video/fotos von solchen events abgelichtet zu werden? die dann irgendwo/wann auftauchen ohne meine einwilligung? oder was kann man dagegen unternehmen?

    und nun doch nochmal als kommentar zu oben: ich halte von diesen Referenzen auf internetseiten eh nix.
    irgendwann hat jeder mal für daimler, vw, audi,t-com,usw… gearbeitet. also was soll das ganze dann. oder gibt es wirklich leute die sich diese endlosen ref-listen durchlesen? tztztz

    gruß
    DerFreD <– das geht auch rückwärts :-)

    aka

    DerFreiBierFreD

    1. Die inflationäre Filmerei, ob Zeitraffer oder echtzeit, stört mich auch immer mehr. Auf fast jeder Industrieveranstaltung steht inzwischen irgendwo eine Kamera, die den Aufbau aufzeichnet. Von den Leuten, die dort arbeiten, also die Hauptdarsteller dieser Filme sind, wird NIE jemand gefragt, bzw. auch nur daraufhin gewiesen.
      Was nachher mit den Bildern und Videos passiert entzieht sich jeder Kontrolle, in den allermeisten Fällen bekommt man selbst auch nichts davon zusehen. Auch wenn das vielleicht legal ist, es wird ja meistens nicht veröffenlicht, finde ich die Vorgehensweise der Agenturen, die sind es ja, die diese „Überwachung“ durchführen, ziemlich unverschämt. Das Stichwort Überwachung bringt mich gerade nochmal zum Grübeln, ob das wirklich alles zulässig ist, siehe Lidl etc.

      1. Naja die Zeitrafferfilmerrei kann man wohl wenig mit einer klassischen Videoüberwachung vergleichen. Du erkennst ja nichtmal Gesichter o.ä. da die komplette Halle gefilmt wird.
        Von daher ist eine solche Art der Filmerrei für mich durchaus i.O., aber sagen das gefilmt wird könnte man den Technikern trotzdem :)

        1. Naja, kommt darauf an, wie groß den die Baustelle wirklich ist. Nicht immer dreht es sich ja um Arenen mit 15.000pax oder mehr. Ich habe auch oft in Tagungszentren und kleineren Hallen zu tun, und da läßt sich auf den Aufnahmen sehr wohl zuordenen wer wer ist. Klar kann ich Zeitrafferaufnahmen über mehrere Tage nicht zur Überwachung heranziehen, aber wenns sich nur um ein paar Stunden dreht?
          Das war jetzt auch nicht ernsthaft meine Befürchtung, ist mir doch wurscht, ob sich einer aufschreibt wie oft ich im Catering, auf der Toilette, oder sonst wo war. Das könnte meiner Meinung nach aber eine Argumentation gegen die *ungefragte* Filmerei sein.

          Mir ging es eher darum, 1. gefragt zu werden, 2. zu wissen was mit den Aufnahmen passiert, 3. dass sich die Filmenden, bzw. deren Auftraggeber bewußt sind dass es ein „Recht am eigenen Bild“ gibt!

          Denkbar wäre ja z.B. Dir passiert auf der Baustelle ein lustiges Mißgeschick, und zwei Tage später kannst Du Dich im Fernsehen bei „Die dümmsten Bauarbeiter der Welt“ oder so bewundern. Das bringt dem Einsender – nicht Dir ! – 500€, und Du kannst Dich in Zukunft von aller Welt auf der Straße auslachen lasssen, weil es jemand bei Youtube eingestellt hat.

          DARAUF habe ich nicht wirklich Lust, und eben schon garnicht ungefragt!

      1. naja, ich hab mich halt nur gefragt, wieso fotos von mir und anderen kollegen auf der MAYDAY hompage aufgetaucht sind ohne daß man uns überhaupt gefragt hat.
        ich hab ja kein problem damit, per zeitraffer oder firmencam aufgenommen zu werden. aber auf einer zurückliegenden Tournee war ein kamerateam mit dabei. und denen hab ich klipp und klar gesagt, das ich nicht gefilmt werden möchte. nicht, weil ich angst habe in irgendeinem „making of“ video verewigt zu sein, sonder weil es nervt den gleichen handgriff 5 mal zu wiederholen bis die aufnahme im kasten ist. (kannste das kabel nochmal auf den dimmer stecken? das licht war nicht so gut…)
        als sich das videoteam bei der band beschweren wollte, wurden die auch einfach abgeschmettert:
        “ wenn unsere crew, oder einzelne crewmitglieder nicht gefilmt werden möchten – dann werden sie auch nicht gefilmt. basta!!!“
        fand ich damals schon eine coole aktion.

        und @Markus: wo finde ich denn deine emailadresse?

        1. Moin Fred,

          das Recht am eigenen Bild gilt imho immer noch, und gerade wenn Du (am besten noch unter Zeugen) explizit gesagt hast, dass Du *nicht* gefilmt werden willst, duerfen die das nicht verwenden, und machen sich u.U. schadenersatz- / schmerzensgeldpflichtig…

          Das Problem ist nur – wenn Du (mit Recht) Stress machst, und auch Schmerzensgeld zugesprochen bekommst, wer gibt Dir dann noch ’nen Job in der Branche? Leider ist das so :(

          c-v

          1. das Recht am eigenen Bild kennt Ausnahmen:

            § 23
            [Ausnahmen zu § 22]
            (1) Ohne die nach § 22 erforderliche Einwilligung dürfen verbreitet und zur Schau gestellt werden:

            Bildnisse aus dem Bereiche der Zeitgeschichte;

            Bilder, auf denen die Personen nur als Beiwerk neben einer Landschaft oder sonstigen Örtlichkeit erscheinen;

            Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben;

            Bildnisse, die nicht auf Bestellung angefertigt sind, sofern die Verbreitung oder Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient.

            Also c-v Du kannst Dir aussuchen warum Du abgebildet werden darfst!!!!

            Du bist entweder Beiwerk oder höheres Interesse der Kunst oder gehörst zur Zeitgeschichte?????

            1. klar gibt’s Ausnahmen, aber einen Techniker bei der Arbeit zu filmen, ist keines von Deinen genannten Zitaten – *Beiwerk* bist du, wenn du in der Stadiontotale stehst, oder als Security danebenstehst und bei einem Schwenk mitgefilmt wirst – wenn aber konkret Deinbe Taetigkeit gefilmt wird, bist Du kein Beiwerk mehr…
              Person der Zeitgeschichte kann zB. Elton John sein, der nur 2 Konzerte in DE gibt – aber nicht sein Handtuchtraeger, wenn ueber den berichtet werden soll, muss der zustimmen…

              Versammlung o.a. faellt auch flach – da geht’s um Demonstrationen u.ae., aber nicht um Konzertarbeiter!

              Und ob der Filmer mit Kunst durchkommt, wenn er eine ‚aus-dem-Leben-eines-Roadies‘-Dokusoap dreht, wage ich doch stark zu bezweifeln…

              Ergo: Wie immer muss es im Zweifelsfall ein Richter entscheiden, und Recht haben und Recht bekommen……. Aber akzeptieren muss man das nicht so ohne weiteres :)

              c-v

  4. bzgl. Referenzen – ja, jeder hat schonmal fuer DaimlerChrysler gearbeigtet – zumindest um 28 Ecken, also fuer eine Agentur, die fuer eine Agentur, die den Cateringtransport vermittelt hat… :D

    Schade nur, dass manche es immer sehen wollen „wofuer haben Sie denn schon… Aaah, gut!“ – typisch deutsch, Zeugnisse (vor allem: deren Aussteller) zaehlen mehr als Tatsachen :/

    c-v

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