zehn Superstars

Na ja. Fast. Habe heute einen gemütlichen Abend vor’m Fernseher verbracht und mir mal angesehen, wer denn die angeblichen Talente der Saison sind. Hier meine Kommentare:

Fady Maalouf: gute Stimme, absolut kontrolliert, schon für DSDS – Verhältnisse wirklich geil, aber: keine Emotionen, nichts. Echt schade.

Benjamin Herd: guter, quirliger Performer. Der Junge ist erst 16 und wenn er noch ein bißchen Gas gibt, kann aus dem echt noch was werden.

Jermaine Alford: er selbst sagt, sein Auftritt sei „ganz in Ordnung“ gewesen. Nun. Ganz in Ordnung ist aber im Showbiz deutlich nicht gut genug. Der Gesang war echt nicht gut und die Performance eher langweilig. Weg & kein Verlust.

Rania Zeriri: ich glaub‘, sie ist ein ganz witziges Mädel, aber überzeugend fand‘ ich’s nicht. Gesunder Durchschnitt, der irgendwann im Laufe der nächsten Wochen ausscheiden wird.

Linda Teodosiu: die ist erst 16 ? Huch ! Die sieht aus wie 26. Nun. Stimme ist ok, aber ich glaube ihr den Song nicht. Das sieht aus wie geschauspielert und nicht wie gefühlt. Und das ist ja das Kunststück beim Schauspielern, daß man die Schauspielerei nicht sieht. Aber das lernt sie ja vielleicht noch.

Stella Salato: auch wenn Dieter den Gesang hausfrauenmäßig fand, ich fand’s ok. Kein Superstar, aber deutlich besser als vieles, was man in der Vergangenheit sehen mußte. Wird es aber wohl trotzdem nicht bis zur letzten Show schaffen.

Collins Owusu: war doch gut. Da können die Juryleute mäkeln, ich konnte mir ich das gut ansehen.

Sahra Drone: klingt wie Musicaldutzendware finde ich. Nett, aber nach kurzem hat man das schon wieder vergessen. Die Jury sieht das anders. Da spielt dann persönlicher Geschmack eine Rolle.

Thomas Gogoj: der Mann hat Humor genug, um sich selbst auf den Arm zu nehmen bei der Songauswahl. Und außerdem hat er’s echt gut gemacht. Respekt. Mit ein wenig Arbeit kann er’s in meinen Augen bis ins Finale schaffen.

Monika Ivkic: da ist es, was sich in den letzten Serien immer durch die Sendung gezogen hat: Geknödel. In dieser Staffel die einzige, die’s tut; das aber tatsächlich wenigstens tonal korrekt. Da das deutsche Fernsehpublikum sowas mag, hat sie gute Chancen.

Insgesamt fällt mir auf, daß von zehn Kandidaten überhaupt nur einer (?) deutsch ist, was sicher an … wie formuliere ich das jetzt politisch korrekt … dem sozialen Hintergrund der Teilnehmer liegt. Kein Wunder bei den Vertragsbedingungen; jeder der’s sich leisten kann, wird den nicht unterschreiben wollen. Aber: das künstlerische Niveau erscheint mir unter’m Strich höher als in den vergangenen Jahren, auch wenn ich insgesamt zu wenig überzeugende Emotionen sah. Sting sagte vor vielen, vielen Jahren mal: „If you perform popmusic, you have to burn from the first bar.“ Mal abgesehen davon, daß er sich selbst wohl nicht mehr an seine Erkenntnis erinnern kann, hat er einfach recht. Und genau dieses Brennen war vielvielviel zu wenig zu sehen. Fast alles nett angepaßte junge Menschen. Wollen wir die als Superstars ? Ich hoffe nicht.

Überwältigend mal wieder die Bühne. Was RTL da jedes Jahr immer allein an Video reinbauen läßt (dieses Mal sogar der komplette Bühnenboden) ist schon fettfettfett. Auch fett und beachtenswert wieder mal die Arrangements von Lillo Scrimali. Ich find’s toll, daß an einem Samstagabend eine komplette Livesendung bis zum letzten Instrument geboten wird. Das schaffen nicht mal die Öffentlichrechtlichen.

Nachtrag: da hat’s den Richtigen erwischt, finde ich. Nur elendig laaaaaangweilig diese Entscheidungsshow. Was RTL da als spannungssteigernd empfindet, veranlaßt mich eher, auszuschalten.

11 Gedanken zu „zehn Superstars“

  1. Ich tue mir diese „Bohlen-Show“ schon lange nicht mehr an. Wer gewinnt ist doch sowieso klar: RTL und die Plattenfirma. Die Pseudo-Superstars kriegen ihr Jahr der Berühmtheit, dann kommt die neue Staffel und spätestens dann ist der Sieger vom letzten Jahr vergessen.

    Ein Bekannter hatte sich vor zwei Jahren mal beworben und auch eine Einladung bekommen. Incl. Vertrag.
    Hammer, den hätte ich im Leben nicht unterschrieben!!!

    Und lesen hätte ich den glaube ich auch nicht dürfen…..

    1. Ich finde es hin und wieder mal ganz interessant zu sehen, wie denn die Bühne aktuell aussieht und was sich so tut bei den „jungen Leuten“. Daß kaum einer die ganz große Karriere haben wird, wissen wir alle — obwohl es zumindest in Österreich ja eine Ausnahme gibt.

  2. Zwar auch ’ne Castingshow, aber in meinen Augen deeuutlich besser ist „Ich Tarzan, du Jane“ auf Sat.1. Die Kandidaten sind fast alle Musicalstudenten/-darsteller, wissen also schon mal so grob, was sie tun und die Jury find‘ ich auch echt nett. DSDS lief bei mir heute auch nebenher und ich fand’s echt gruselig…

  3. Auf jeden Fall ist das Niveau höher als bei den letzten Folgen.

    Zur Bühne muss ich Dir rechtgeben – die ist wirklich toll…

  4. Was ist denn „Geknödel“?
    Ich hab die Sendung nicht gesehen, aber allein das Wort macht mich doch schon irgendwie neugierig…

      1. Die „perfekte“ Knödlerin ist meines Erachtens Shakira.
        Mind. 80% ihres Gesangs sind herrausgepressets Geknödel.
        Also der „Gesang“ kommt nicht aus dem Bauch, sondern aus dem Hals gepresst…

  5. >>Frauenstimmen spricht man eher von „Kreischen“ oder „Sägen“.<<
    ok. Zusammen mit dem Hinweis auf Anastacia kann ich mir darunter durchaus was vorstellen ;)

  6. Mein vorsichtiger Tipp: Gogoj. Ich finde, der hat begriffen, wie man mit dem Publikum vor und hinter den Schirmen interagieren kann, und er kann sich noch steigern.

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