Freier Tag in Tallinn

So einen sonnigen und freien Tag in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, mußte ich natürlich dazu nutzen, mir die Stadt anzuschauen. Auf dem größerklickbaren Panorama sieht man es sofort: hier ist es noch deutlich kälter als zuhause, es liegt noch überall Schnee und die Ränder der Straßen sehen auch so aus, als ob der in diesem Jahr noch nicht ganz weg war.

Tallinn hat eine sehr schöne und große Altstadt, in der es wirklich Spaß macht, herumzulaufen. Das nicht nur wegen der schönen Architektur, sondern auch wegen der Menschen. Ich war selten in einer Stadt mit so vielen so freundlichen Menschen. Man schaut in offene, lächelnde Gesichter. Das wird dann ab morgen sicher ein harter Kontrast, denn dann sind wir wieder in Rußland. Jetzt aber können wir noch die netten Esten genießen. Beispielhaft für diese Stadt: auf dem Weg vom Hotel in die Altstadt müssen wir eine fünfspurige Hauptverkehrsstraße mit Straßenbahnverkehr passieren. Dort gibt es keine Ampel, sondern einfach nur einen Zebrastreifen. Und das funktioniert tadellos. Man kommt als Fußgänger an und ganz selbstverständlich steht der Verkehr still. Toll.

In der Innenstadt gibt es sehr viele alte, gut erhaltene oder renovierte Bauten, auch die Stadtmauer ist in weiten Teilen noch zu sehen und natürlich unzählige Kirchen aller möglichen Glaubensrichtungen.

Wie in jeder Altstadt gibt es enge, verwinkelte Gassen. Was ich hier super finde sind die ganzen kleinen Lädchen. Kaum die typischen Ketten, die man überall in der Welt sieht, sondern schöne, kleine, inhabergeführte Läden mit freundlichem, aufmerksamem Personal. Selbst ich als Kerl mu ßsagen: es ist ein echtes Shoppingparadies.

Ganz groß in Tallinn ist auch die Handarbeitsbranche. Es gibt überall unzählige Stände mit Strickwaren, gehäkelten Sachen, gestickten Tüchern. Das alles in guter Qualitüt zu günstigen Preisen. An den Ständen sitzen die Frauen und stricken auch fleißig, sodaß man nicht nur maschinell gefertigte Ware, sondern auch richtig handgestrickte Sachen kaufen kann.

Neben den wirklich vielen Ständen gibt es natürlich auch Strickläden. Aber natürlich auch Geschäfte mit Bernstein und ähnlichen Dingen, die man an der östlichen Ostsee immer so kaufen kann. Dabei sind auch hier die Preise deutlich günstiger als in Danzig beispielsweise. Und bezahlt wird alles in Euro, denn das ist die Währung hier seit Anfang des Jahres.

Neben katholischen Kirchen gibt es hier auch russisch – orthodoxe. Natürlich gibt es insgesamt schon einen deutlichen russischen Einfluß, von der Orientierung her ist man aber eher skandinavisch. Auch in der Sprache übrigens: geschriebenes Estnisch kann man durchaus erraten, wenn man sich etwas Mühe gibt und nicht das erste Mal vor Dänisch oder Schwedisch steht.

Insgesamt erlebte ich hier eine sehr schöne Zeit und kann Tallinn ganz klar für eine Städtereise empfehlen. Den Nordosten Europas haben ja viele Leute noch nicht so auf dem Zettel; es wird höchste Zeit, das sich das ändert, denn die Gegend verdient es, erlebt zu werden.

Schreibfehler

Wir Techniker neigen dazu, die Innenseite des Deckels unserer persönlichen Cases hausaltarmäßig zu dekorieren. Diese Deckelinnenseite sagt immer schon ganz schön viel über den jeweiligen Techniker aus. Hier nun der Casedeckels eines meiner Kollegen, der bis zum letzten Tag den Namen unserer Truppe nicht richtig schreiben konnte. Warum nur …… ;-)

Und wenn ich schon mal dabei bin, aus den intimen Details Backstage zu plaudern, dann kann ich ja auch noch dieses Bild hier zeigen. Es ist klar, daß Künstler so eine Show nicht ohne weiteres durchstehen. Darum stand beispielsweise in Wien die Stärkung ganz offen im Garderobengang, so daß ein jeder auf dem Weg zur Bühne noch mal eine Erfrischung nehmen konnte.

Sehr lustig war übrigens die Reaktion des Hauspersonals auf diesen Spiegel. Da glaubten anfänglich doch tatsächlich einige …… Haha !

And’re Länder, and’re Sitten

Im Osten Europas sieht man es mit der Arbeitsicherheit schon deutlich lockerer als bei uns. Vielleicht so, wie es in Deutschland vor etwa 15 Jahren war. Mittlerweile gibt es ja Diskussionen, die ich für praxisfern erachte, aber das ist ein anderes Thema. Im Osten jedenfalls stehen morgens als Helfer Jüngelchen in Slippern im Truck, denen man viel lieber erst mal eine stärkende Suppe einflößen möchte, als sie schwere Kisten aus der dritten Etage hiefen zu lassen. Und die wundern sich dann auch regelmäßig darüber, daß es schon unangenehm weh tut, wenn einem so eine Kiste auf den Fuß fällt.

Auch ein Thema täglicher Diskussion ist das Safen [das Sichern unserer Alu – Konstruktion gegen herabfallen]. Das wird regelmäßig als völlig überflüssiger Luxus erachtet. Ich erkläre dann, daß meine Versicherung bei Materialschäden nur dann zahlt, wenn das Rigg auch gesafed ist und dann wird es in der Regel diskussionslos gemacht. Gestern allerdings entsponn sich der folgende, etwas beängstigende Dialog:

I want this rig to be safed

Why ?

Because my insurance woun’t pay if it’s not safed.

But it’s more work !

Well, you don’t need to safe, if your insurance pays for eight dead singers laying under an unsafed rig.

I don’t have an insurance.

You are a freelance rigger and have no insurance ?!?

No, I’m just the rigger, I don’t need an insurance.

Are you mad ?  Who will pay if you make a mistake ?

You.

Haha ! …… Hey, local promotor, could you please come here ?  We have to discuss an insurance problem. And rigger: you just go and get the rig safed.

Schnee in Tallinn

Wir haben heute auf der Tour den letzten Tag mit voller Produktion, danach geht es mit örtlicher Technik noch mal für zwei Termine weiter nach Rußland. Pünktlich zum Tourabschluß in Tallinn fing es dann noch mal heftig an zu schneien. Ich hatte das Thema Schnee eigentlich für dieses Jahr schon abgehakt. Die Trucker sind froh, daß sie ihre Ketten noch dabei haben. Auf sie wartet ab morgen die lange Rückreise von Estland bis in den Süden Deutschlands.

Letzter Produktionstag heißt immer noch mal viel arbeit, weil alle Kabelbäume wieder auseinandergeschnitten werden müssen, alle Umbauten, die man so während der Tour gemacht hat, wieder auf den Originalzustand gebaut werden müssen. Darum sind solche Tage auch bei den Helfern immer extrem unbeliebt, weil alles besondes lange dauert. Danach haben wir aber erst mal einen Tag frei in Tallinn, bevor es dann … mit dem Nachtzug … nach Moskau geht, wo wir im Kreml spielen werden. Da bin ich mal gespannt.

Werbeerfolg

So bischöfliche Werbung macht schon echt was aus in diesem Land. Es ist nicht nur so, daß wir heute spontan das kroatische Fernsehen hier haben (und morgen dann das serbische), die mal eben die komplette Show mitnehmen, auch sehr deutlich vierstellige Abendkassenzahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Bude ist gerammelt voll und die Leute sitzen überall — selbst so weit seitlich, wo sie sicher nicht mehr gut sehen und hören werden. Das scheint aber niemandem etwas auszumachen. Die Stimmung ist um-wer-fend.

teuflisch

Seit heute spielen wir Shows in Kroatien. Der kroatische Bischhof ließ es sich nicht nehmen, unsere kleine Tour in seiner Sonntagspredigt zu erwähnen. Die Darbietungen seien satanisch und ein guter Christ möge die Vorstellungen nicht besuchen. Ich frage mich ja, wie ein Bischof auf das schmale Brett kommt, so eine Ansage zu machen. Aber eine bessere PR kann man sich nicht wünschen, die Abendkasse hatte richtig gut zu tun.

Eher unterirdisch ist alles andere hier. Die Vorbereitung und Durchführung sind … speziell, das Catering eine Frechheit. Aufbaubeginn 09:00, erste Getränke ab 11:00, etwas zu essen (Sandwiches) ab 13:15 Uhr, das Abendessen kalt und im Geschmack … interessant. Klare Ankündigung an die örtlichen Partner: wenn es morgen genauso ist, dann fängt die Show an, nachdem wir von einem gemütlichen, viergängigen Abendessen in einem guten Restaurant zurück sind.

Nachtrag um 20:40: immerhin die Stimmung im Publikum ist so euphorisch wie bisher noch nicht auf der Tour. Wenigstens was.

Pause

In dieser Woche haben wir frei, also ein guter Moment um auch mal Sonne zu genießen. Während einer Tour sieht man immer nur die Hallen von innen und weiß oft gar nicht, welches Wetter gerade ist. Und so machte ich mich heute zu einem kleinen Gang durch die Gemeinde auf. An der zum Teil noch zugefrorenen Alster hatte schon ein Eisstand geöffnet. Und so genoß ich ein Eis, während ich am Eis saß.