Brest

Wir sind gerade bei den Hafentagen in Brest und jeder, der mal wissen will, wie man wirklich gute Hafentage organisieren kann, der sollte bis Donnerstag nochmal schnell hierhin fahren. Kieler Woche, Rostocker Hafentage und auch (natürlich) der Hamburger Hafengeburtstag sind nur ein ganz billiger Abklatsch zu dem, was hier geboten wird. Der ganze Hafen ist knallvoll mit tollen und interessanten Schiffen jeglicher Bauart, ein- und auslaufende Schiffe werden für die Öffentlichkeit moderiert, es gibt viele, sehr abwechslungsreiche Stände und Ausstellungen, dafür nur mäßig (aber dennoch ausreichend) viele Freßbuden. Jeden Abend (jeden ! Abend) gibt es eine mindestens halbstündige fette Show mit Pyro, Laser und großzügig Licht, natürlich jeden Abend anders. Der komplette, großflächige Hafen ist zu dieser Show mit Wumms beschallt.

Die Organisatoren haben für die Schiffsbesatzungen Ansprechpartner, die deren Landessprache sprechen, sind schnell, flexibel und effizient. Wir haben hier alle großen Respekt und ich bin sicher, daß die Schiffe, die hier sind, jederzeit sehr gern wiederkommen.

Lebenszeichen

Da der Internetzugang auf See nicht immer so ganz einfach möglich und vor allem teuer ist, vertröste ich Euch hier erstmal nur mit diesem Schnappschuß, der gestern Abend auf dem Weg nach Cherbourg entstand. Wir haben hier eine gute Truppe beisammen und wenn der Wind auch noch ausreichend und aus der richtigen Richtung pusten würde, wäre alles traumhaft. Aber man kann ja nicht alles haben.

Fahrt zum Zielhafen

Nun komme ich dann doch zum traurigen Teil der Segelreise: zum letzten Tag. Mir hat die Zeit dort sehr, sehr gefallen und ich bin hin und her gerissen, ob ich nicht doch noch mal wie früher eine ganze Saison …… oder wenigstens mal zwei Monate am Stück …… mal sehen. Mein Monsterbookje (zu deutsch: Musterungsbuch, also mein Seemannsbuch) gibt es ja noch.

Da halbwegs gutes Wetter und auch etwas Wind war, nutzte ich die Gelegenheit noch mal für ein paar Bilder. Hier stehe ich vorne auf der Spitze des Klüverbaums. Die Stortemelk ist schon ein schönes, kleines Schiffchen. Und schnell ist sie auch. Die Kollegen sehen traditionell bei Regatten das Kielwasser dieses Schiffs. Was sicher auch an Mike und seiner Liebe zum Segeln liegt.

Hier jetzt mal zwei Panoramen, die im Gegensatz zu sonst vertikal funktionieren. Natürlich sind sie größerklickbar und da sieht man dann beim unteren auch, daß das Stitching nicht so ganz gut geworden ist. Da muß ich in einer ruhigen Minute mal meine Lieblingsgraphikerin fragen, ob sie das nicht besser kann, aber zur Zeit ist das schlecht und darum sind die Bilder erstmal so, wie sie halt sind.

Hier wird noch ein letztes Mal Jagt auf Makrelen gemacht. Leider mit sehr begrenztem Erfolg; wir waren wohl zu schnell, dann ist der Haken schneller als die Fische schwimmen können und dann können sie eben nicht zubeißen.

Ja …… so sieht das nun an Bord aus.

Gegen Abend kamen wir dann in Cherbourg an. Die Hafeneinfahrt ist von mächtigen Verteidigungsanlagen gesäumt, der Hafen muß also zu Kriegszeiten mal sehr wichtig gewesen sein.

Abends gingen wir ausnahmsweise essen und kochten nicht selbst und am nächsten Morgen war meine Zeit an Bord leider wieder vorbei. Ich sitze wieder zuhause und habe gleichzeitig Heim- und Fernweh. Heimweh nach dem Schiff und Fernweh des Segelns wegen.

Lieber Mike, liebe Marly, es war schön bei Euch. Ich bin dankbar für Eure Freundschaft und komme sehr gern wieder. Vielleicht ja tatsächlich für länger. Wir werden es sehen.

Für alle anderen: die Stortemelk kann man mieten und es gibt auch einzelne Reisen für Individualreisende. Ich will der offiziellen Homepage ja nicht vorgreifen, aber für 2011 sind wieder tolle Fahrten geplant. Schreibt Mike & Marly ’ne Mail, dann informieren sie Euch ganz sicher gern, wenn alles genau eingetütet ist.

Hier wird das Segel – Blog nun wieder zum tour – blog. Am Wochenende fliege ich mit den Gregorian nach Kroatien, dort spielen wir einige OpenAirs, unter anderem im Amphitheater Pula. Ich bin schon gespannt.

Gold Beach

Der folgende Tag war sehr windstill und so waren wir bereit für alle möglichen Blödsinn. Nicht nur, daß der Klabautermann uns besuchte, auch wir bauten beispielsweise Burgen aus Tau.

Während der Fahrt (ehrlicherweise sollte man es Dümpelei nennen) wurden auch Arbeiten außerbords erledigt. Hier erneuert Felix gerade einen Spanner, der den Klüverbaum hält.

Und auch wenn es nicht wirklich Wind gab und wir teilweise durch dichte Nebelbänke fuhren, so war wenigstens Zeit für ein paar nette Bilder — wenngleich natürlich ein bißchen mehr Wind in den Segeln stehen könnte. Das untere Bild ist größerklichbar, das nächste natürlich auch.

Tagesziel war die Gold Beach, das Landungsgebiet der Engländer am D-Day, bei Arromanches les Bains. Die Alliierten hatten hier in den Tagen danach ein künstliches Hafenbecken geschaffen, das für uns Ankerplatz werden sollte. Die Formation aus mittlerweile halb untergegangenen Betonanlegern sieht schon interessant aus.

Hier ein Blick auf unser Schiff, das in der Bucht ankert.

Die Stadt Arromanches les Bains ist weder schön, noch besonders touristisch erschlossen. Alles dreht sich um die Invasion und das macht den Ort dann recht schnell recht langweilig. Interessant finde ich, daß auch heute noch junge Soldaten den Ort besuchen. Hier im Bild ist eine niederländische Truppe zu sehen. Und natürlich eine Menge Veteranen laufen hier herum. Na ja.

Hier nun eines der ganz wenigen schönen Häuser im Ort……

…… und die direkt daneben liegende Kirche. Ansonsten entwickelt sich keinerlei „französischer Charme“. Schade eigentlich.

Und weil es eben nichts zu sehen gibt, hier noch mal die Pontons im Abendlicht.

Taufe

Am nächsten Tag gab es an Bord ein historischs Ereignis: wir überquerten den Greenwich – Meridian, segelten also nicht mehr auf der Osthalbkugel, sondern auf der Westhalbkugel. Und genau so, wie es eine Äquatortaufe gibt, so muß natürlich auch die Überquerung dieses Meridians gebührend gefeiert werden. Logisch.

Schlagartig bei der Überquerung meldete sich der Klabautermann der Stortemelk, hielt eine flammende Rede, bei der auch nicht mit unangenehmen Wahrheiten gespart wurde und ließ uns dann vom heiligen Meridianenwasser trinken.

Ihr seht, am Ende schaute der Klabautermann ganz zufrieden in die Runde, bevor er sich wieder in sein Versteck zurückzog. Wir hatten auf jeden Fall großen Spaß.

Honfleur

Bei der Fahrt von England zurück zum Festland hatten wir leider deutlich weniger Wind und weil wir außerdem nicht die direkte Linie, sondern mehr in Richtung Süden fuhren, brauchten wir auch bis zum nächsten Morgen, um wieder Land zu sehen. Da kamen natürlich erstmal böse Gedanken auf: hatten wir uns verfahren, waren wir unbemerkt im Kreis gesegelt ?  In Dover hatten wir die weißen Klippen gesehen, jetzt türmen sich wieder welche vor uns auf; da muß doch was falsch sein !  Aber wer in Erdkunde nicht geschlafen hat, der weiß natürlich, daß England und Frankreich vor Jahrmillionen einmal eins waren (das sollte man mal den heutigen Politikern klarmachen) und deshalb die Küstenstruktur durchaus sehr ähnlich ist.

Die recht ruhige Fahrt über den Kanal hatte immerhin etwas Positives: wir waren langsam genug, um die Angel auszuwerfen. Speziell Anna, die gar keinen Fisch mag, war aber umso begeisterter bei der Sache. Und der makrelige Erfolg gibt den Anglern ja auch Recht.

Von der spannensten Aktion der Ankunft in Honfleur habe ich gar keine Photos, weil ich da leider anderweitig beschäftigt war. Der Ort liegt an der Seinemündung gegenüber von Le Havre und ist mit einer Schleuse vor der Tiede geschützt. Diese Schleuse hat allerdings für so große Schiffe wie unseres einen kleinen Nachteil: sie ist mit 36m ein wenig kurz für ein knapp 40m langes Schiff. Da sie aber auch 17m breit ist überlegten wir uns, daß wir da ja prima diagonal reinpassen. Nach ein paar Überredungskünsten über Funk ließen sich Hafen- und Schleusenmeister zu einem Experiment überreden, das auch erfolgreich verlief. Mit ein bißchen Gebastel passierten wir die Schleuse erfolgreich. Es wäre auch noch Platz gewesen :-)

Oben seht Ihr ein altes, kleines Bootshaus, daß schon hinter der Schleuse, aber noch vor dem Hafen liegt.

Unsere Ankunft wurde von einem ganz interessanten Fluggefährt begleitet. Eine Art Paraglider mit Rucksackmotor. Sowas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Das macht erstmal einen ganz lustigen Eindruck, aber auf Dauer muß der Motor und der dadurch entstehende Zug doch ganz gehörig nerven, oder ?

So sieht also der Hafen des kleinen Städtchens von unserem Liegeplatz aus aus (komischer Satzbau). Das Bild kann man wie immer bei Panoramen hier im Blog natürlich auch größerklicken.

Abends machten wir dann einen Gang durch die Gemeinde. Nach anderthalb Tagen auf See ist Bewegung immer ganz gut, obwohl man an Bord ja auch nicht nur faul herumliegt. Beim Segeln sind aber doch andere Muskeln gefragt, als bei einem Spaziergang. Außerdem mußte ich ja noch schauen, wo ich denn am nächsten Morgen Brötchen herbekommen würde.

Der kleine, alte Innenhafen sieht wirklich sehr gemütlich aus. Drumherum sind ganz viele schöne Kneipen und Restaurants. Insgesamt macht die ganze Stadt einen wirklich tollen und besuchenswerten Eindruck. Man kann sehr gut durch all‘ die kleinen Sträßchen laufen. Während Ramsgate sehr typisch englisch war, ist Honfleur ganz typisch französisch. Beide Orte kann man sehr gut auch häufiger besuchen.

Für uns ging es morgens schon recht früh wieder los, weil die Jungs an der Schleuse aus für mich völlig unverständlichen Gründen keine Lust auf eine Wiederholung unseres Querparkexperiments hatten. Und so mußten wir die Schleuse passieren, als Fluß und Hafen den selben Wasserstand hatten; dann kann man nämlich beide Schleusentore öffnen und einfach durchfahren.

Schiffsspion

Copyright: Google / marinetraffic.com

Moderne Schiffahrt ist natürlich streng überwacht. Mittels AIS kann man nicht nur auf See die Schiffe in seiner Umgebung sehen und genau auf dem Bildschirm beobachten, in welcher Geschwindigkeit sie sich in welche Richtung bewegen. Auch weitere Daten (letzter Hafen, Ziel, Beladung, Maße, etc.) sind ohne weiteres einsehbar. Das Tolle für alle Daheimgebliebenen ist: diese Daten sind bei Marinetraffic auch weltweit einsehbar. So sehe ich also, daß die Stortemelk in diesem Moment in der Bucht von Le Manoir der Insel Herm vor Anker liegt und von Jersey gekommen ist. Die Positionsdaten werden vor den Karten von Google Maps, oder eben vor den Bildern von Google Earth dargestellt.

Das macht also nicht nur Spaß, sondern auch neidisch. Ich wär‘ jetzt gern dort.

White cliffs of Dover

Auf unserem Weg von Ramsgate nach Frankreich segelten wir natürlich auch an den weißen Klippen von Dover vorbei. Diese Kreidefelsen sind weltberühmt und immerhin fast so schön wie das Kap Arkona ;-)  Leider war es etwas diesig, so daß die Bilder nur mäßig gelangen.

Hier mal wieder ein größerklickbares Panorama dieser Felsenformation.

Daß vor Dover seit vielen Jahrhunderten immer wieder eine Menge los war sieht man auch auf der Seekarte. „Wk“ steht für „Wreck“ [englisch für „Wrack“], „Wks“ ist dementsprechend der Plural davon. Bei ruhigem Wetter ist dieses Gebiet für Taucher bestimmt ein großer Spaß — wenn man daran denkt, die Zeit abzupassen, bei der die Tiede nicht allzu stark ist. Ansonsten treibt man nämlich ganz schön schnell ab.