Das macht Mut

Dieses mutmachende Schild fand ich gerade im Dimmerraum des Venues. Nein, bei uns wird es nicht eingesetzt, zwischen Hauptact und Support gibt es freundschaftliche Bande. Aber in der Geschichte des Vamos! scheint es auch schon anders gewesen zu sein. Insgesamt ist der Raum sowieso interessant; hier werden alle möglichen Dinge gesammelt: unterschriebene Plakate, Setlisten und eben Schilder. Ich fand auch eins von der allerersten Annett – Tour.

Bonn

Gestern hatte ich einen recht geschichtsträchtigen Tag. Ich war in Bonn. Und mir ist aufgefallen, daß ich wahrscheinlich nicht, oder jedenfalls erst sehr spät zucken würde, sagte Karl-Heinz Köpcke abends um acht: „Bonn. Im Kanzleramt trat heute das Kabinett zusammen, um …“ Und als ich darüber nachdachte, fand ich die Bonner Republik durchaus geerdeter als den heutigen Berliner Schwachsinn. Oben seht Ihr, wie immer größerklickbar, ein Teil des Bonner Rheinufers im nachmittäglichen Licht.

Wir spielten in der Beethovenhalle und das Photo hat voraussichtlich bald Geschichtswert, plant man doch, dieses denkmalgeschütze Gebäude, in dem 1974 bis 1998 die Bundesversammlung stattfand, abzureißen und durch einen — natürlich im Geiste der Zeit rein klassiktauglichen — Neubau zu ersetzen. Was ich einigermaßen bekloppt finde. Nicht nur wegen der reinen Klassiktauglichkeit, bei der man in anderen Städten ja schon lange weiß, daß es zu teuren Nachrüstungen führt, sondern auch, weil gerade Bonn nun wirklich ausreichend mit Sälen gesegnet ist und ein weiterer Neubau nicht Not tut. Die auf dem Bild zu sehende Deko war übrigens nicht von uns, sondern ist schon für die nachfolgende Veranstaltung; wir sind im Rheinland und es ist Karneval. Dabei lernte ich, daß es sogar B1 – Kreppapier gibt.

Zugegeben: ein paar Dinge könnte man vielleicht doch zumindest sanieren. Wie dieses Anschlußfeld für Ü-Wagen – Übertragungen, das ich stage right fand. Insgesamt schmeckte das Haus in meinen Augen schon sehr nach Bonner Republik, nach meiner Jugend. Und das ist ja nicht der schlechteste Geschmack. ;-)

Der Hallenschnelldurchlauf

Nachdem ich bisher wenig über die Hallen erzählte, in denen wir residierten, will ich das mal in alphabetischer Reihenfolge nachholen. Jedenfalls bei solchen, von denen ich bisher auch bei anderen Touren noch nichts erzählte. Alphabetisch und auch von den Konzerten her die erste Halle ist die Oberfrankenhalle Bayreuth. Eine Sporthalle mitten in einem Sportzentrum mit Schwimmbad, Eishalle und Stadion. Die Halle selbst ist mit allem ausgestattet, was man so von einer Mehrzweckhalle erwartet, hat ausreichend Strom und Hängepunkte. Da in den Nebenhallen immer auch noch Sportunterricht und andere Termine sind, muß man ab Aufbaubeginn mit Secus dafür sorgen, daß niemand durch die Baustelle läuft. Sonst aber ist alles gut und vor allem die Haustechniker sind sehr nett und motiviert. Da die Halle außerdem gut Platz bietet ist es eine gute Probenhalle. Nur unser Dekodolly paßte mit seiner 2,60m Höhe leider nicht durch die Türe und mußte außen ent- und beladen werden.

Erst Anfang der Woche waren wir in Bielefeld. Die Stadthalle hat eine in zwei Richtungen bespielbare Bühne, was insofern praktisch ist, als daß man den kleinen Saal als Storage nutzen kann. Nicht ganz praktisch ist der Ladelift, der Teil der hinteren Bühnenfläche ist. Dafür gibt es reichlich C1 – Hauspunkte; das gleicht den Lift – Zeitverlust wieder aus.

Wenn man bisher in der Stadthalle Deggendorf spielte, dann war man sicher in diesem Saal. Eine ganz typische Stadthalle mit Handkonterzügen und Lademöglichkeit direkt auf die Bühne. Eine klassische Mittelbühne.

Seit kurzem, wir waren erst die zweite Produktion, gibt es nun die nagelneue Halle 2 direkt nebenan. Die ist größer, flexibler, auch gut zu beladen und in nächster Zeit wird auch ein festes Grid über die Bühne gebaut, so daß dann das Rigging sehr einfach wird. Wir bastelten noch 3m – Schluppen um die Betonträger. Die Hauscrew ist durch ihre alte Halle eingespielt und löst die kleinen Anfangswewehchen schnell und unkompliziert. Strom kommt an vielen Stellen einfach aus dem Boden; da sieht man, daß dort auch Messen stattfinden sollen.

Als ich eben das Bild sah, mußte ich tatsächlich schon überlegen, wo denn das wohl war, dabei ist das gerade mal zwei Wochen her. Die Rothaus –  Arena in Freiburg ist eine der zahlreichen Messehallen, die man auch als Konzertvenue nutzen kann. Strom, Rigging, alles da. Der Truck kann in die Halle fahren, was im Winter sehr angenehm ist. Ansonsten halt ’ne Halle.

Heute sind wir in der Oberschwabenhalle Ravensburg. Praktisch sind die auf Trägern verschiebbaren Hausmotoren in der Tiefe. Unpraktisch ist, daß man in der Breite beim Raster sehr festgelegt ist, will man kein Prerigg hängen. Wir haben uns natürlich alles auf die Linien geschoben…… Ansonsten gibt es nur zu berichten, daß das mit den Schwaben und dem Hochdeutsch zwei Dinge sind, die nicht zusammenfinden. Und daß Backstage die Heizung nicht richtig spielt. Im Catering ist es heute extrem kalt. Außerdem war man örtlicherseits sehr bemüht, das Sidemasking partout auf die hauseigenen Vorhanglinien zu setzen, was aber bei uns einfach nicht funktioniert, weil wir das Masking nicht auf der Bühnenvorderkante brauchen, sondern 6m dahinter. Schon wegen der Sichtlinien.

Zu guter Letzt in unserem kleinen Reigen biete ich Euch die Rhein-Main-Halle Wiesbaden. Die Garderoben & Büros sind im Keller, das finde ich nicht so doll, weil ich gerne bühnennah sitze. Ansonsten ist’s halt eine ganz normale Stadthalle, die nur nicht Stadthalle heißt. Der Dickstrom wird ein wenig abenteuerlich von der Seite herangeführt. Mit unseren 20m 125er sind wir nur sehr knapp bis zum Dimmer gekommen.

So weit von der Front. Nun hoffe ich, daß morgen früh die Bahn nicht streikt.

Dicht beieinander

Glück und Pech liegen, Schönes und Häßliches, Gutes und Schlechtes liegen ja oft ganz dicht beieinander. Gestern waren wir in der Saturn – Arena in Ingolstadt (daß in der Halle dann auch MediaMarkt – Werbung hängt macht um so deutlicher, daß beide Marken zu einem Unternehmen gehören), eine Halle, die für eine Eishalle hervorragend geheizt ist und in der man hervorragend riggen kann. Daß man mit dem Truck nicht bis an die Eisfläche heranfahren kann —  geschenkt.

Zu den eindeutig positiven Dingen gehören die drei gelben Rosen, die ich von der Veranstaltergattin überreicht bekam. Das ist nach dem Strauß von Sabine im letzten Jahr das zweite Mal, daß ich als TL Blumen geschenkt bekomme und ich bin sehr erfreut. So darf es weitergehen und ich nehme den Strauß mal als vorweggenommenes Geschenk zum heutigen Bloggeburtstag.

Zu den deutlich unangenehmen Dingen gehörten durchweg die sanitären Anlagen der Halle, oben nur ein Beispiel von einer Backstagetoilette. Alles war extrem verkeimt und man überlegte sich auch beim Duschen, ob man wirklich sauberer wird, wenn man sich nackt durch die Räume bewegt. Nicht schön und zum Glück echt die Ausnahme. Ansonsten war aber alles gut und um 00:30 die Trucktüre zu.

Defloration

Zugegeben, die Überschrift ist ein wenig reißerisch, aber wenn man als allererste Produktion in eine nagelneue Halle kommt, dann drängt sich dieses Bild schon etwas auf. Die Volksbank – Messe in Balingen (es gibt noch keinen Link, den ich hier einfügen würde) ist noch nicht ganz fertig, da schieben wir schon unsere Dolomitenproduktion dort hinein. Während nebenher noch an Details geschraubt wird, reißen wir uns zusammen und lassen mal nicht den angeblich wilden Rock ’n‘ Roll raus. Denn ehrlicherweise ist heute Abend nachweislich jede Schramme im Gebäude im Zweifelsfall von uns.

Da wir tatsächlich die ersten sind, will ich mal etwas ausführlicher von der Halle erzählen. Es ist eine Messehalle mit Layher – Tribüne, Kapazität bestuhlt gut 1.600 Leute, unbestuhlt etwa 2.500. Über der Bühne ist das Dach etwas höher, über dem Publikum niedriger. Die Hängepunkte im Dach sind mit ’nem Steiger (Piep) erreichbar und auf 500kg pro 6m (Trägerabschnitt) beschränkt. Strom gibt es bis zum Powerlock hoch alles, was man so für Produktionen in der Größenordnung dieser Halle braucht. Geladen wird mit dem Hintern in der Ladeluke, also trocken. Alternativ kann man mehrere Trucks vor die Ladeluke stellen (da gibt es genug Platz) und zwei weitere Trailer „Arsch an Arsch“ an das Rolltor des Lagers neben der Bühne, so daß auch größere Produktionen schnell beladbar sind.

Backstage gibt es nur zwei mittelgroße Garderoben mit Duschen, ein Büro, Toiletten, einen größeren Kochraum (uneingerichtet) und einen Essens-/Aufenthaltsraum für bis zu etwa 40 Personen. Außerdem noch ein geschätzt 150m² großes Lager neben der Bühne.

Rechts und links der Bühne sind Notausgänge, was das Thema Sidemasking berührt, weil man es eben ohne größeren Aufwand nicht wirklich dicht bekommt. Ein Auftritt ohne vom Publikum gesehen zu werden ist aber möglich. Nicht möglich ist allerdings das Verdunkeln der Halle, will man nicht außen mit Silofolie rumkleben. Es gibt kein Foyer, nur sehr begrenzt Publikumsgarderoben, der Einlaß erfolgt direkt in den Saal.

Die Kollegen vom Haus, alles Leute der länger etablierten Stadthalle, zeigten sich heute natürlich stolz auf ihre neue Stätte, aber auch äußerst kooperativ. Kleinere Problemchen wurden sofort besprochen und gelöst. Unter’m Strich also durchaus eine gute Halle, nur die Riggingsituation ist vielleicht nicht ganz den Ansprüchen gewachsen, erfordert sie doch recht viele Supporttrussen, was die effektive Belastbarkeit weiter herabsetzt. Gerade für die Backtruss ist zudem der Aufnahmeträger meiner Meinung nach zu schwach, weil doch dort oft das größte Gewicht hängt. Da hätte ich mir Tonnenpunkte gewünscht.

St. Petri

Die Gregorian spielen heute in der St. Petri – Kirche (Wikipedia) in Hamburg und weil ich in dieser Stadt ja wohne, schaute ich natürlich auch mal vorbei. St. Petri liegt mitten in der Innenstadt, direkt an der Mönckebergstraße, einer der großen Einkaufsstraßen Hamburgs und gehört mit zu den Hauptkirchen.

Hier mal einen Blick auf drei der fünf Glocken der Kirche. Tagsüber ist es für jeden möglich, die 544 Stufen des Turms zu erklimmen; was eine recht sportliche Angelegenheit ist. Zumindest jedenfalls dann, wenn man es wie ich recht zügig beginnt.

Oben erwartet einen dann ein toller Blick über die Stadt — hier um 08:00 Uhr morgens, wenn die Stadt erwacht. Wie immer sind alle Panoramabilder größerklickbar.

Standesgemäß für eine Hamburger Kirche sind übrigens die Fenster des Kirchturms: es sind Schiffsbullaugen. Finde ich ein schönes Detail. Und ich wußte nicht, daß es Wellblech auch aus Kupfer gibt. Das ganze Dach ist damit eingedeckt.

Deutsches Haus

Ich erwähnte ja schon, daß das Deutsche Haus in Flensburg zwischen 1928 und 1930 gebaut wurde, mithin also vor der Zeit, die uns bis heute im Denken noch berührt. Nun kam ich heute morgen von einem Einkauf zurück und vor der Eingangstüre stand ein jüngeres Pärchen und regte sich ganz fürchterlich darüber auf, daß da noch der Reichsadler prange, daß da das Reich noch erwähnt würde. Nun.

Das Deutsche Reich gab es ja schon vor Hitler. Und auch schon 1920. Darauf bezieht sich der Spruch nämlich. 1920 gab es im Norden Deutschlands als Folge des ersten Weltkrieges eine Volksabstimmung, zu welchem Land, Deutschland oder Dänemark, man denn gehören wolle und die Flensburger entschieden sich mit großer Mehrheit (rund 75%) für Deutschland. Als Dank für diese Entscheidung finanzierte das Deutsche Reich das Deutsche Haus als Kunst- und Kulturstätte. Eben das ist bis heute über dem Portal zu lesen; nichts anderes.

Ich finde es interessant, daß unser Denken über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts so sehr von dem Ende der Hälfte geprägt ist und vieles Andere aus der Zeit einfach ausgeblendet wird. Das ist schade, denn es gibt in dieser Zeit ja viel mehr zu entdecken, als einen verblendeten Österreicher und ein einfach zu verführendes Volk.

Wuhlheide 1952

Ihr seht, daß mich die letztes Wochenende besuchte Ausstellung bis heute beschäftigt. Hier nun ein größerklickbares Bild aus der Ausstellung (Copyright: Tiedemann/Arwed Messmer) von der neu erstellten Freilichtbühne Wuhlheide (Wikipedia), damals als Ernst Thälmann – Bühne erbaut. Für mich, der hier auch schon Produktionen fahren durfte, ein trotz Denkmalschutz faszinierend deutlicher Unterschied zur heutigen Anlage.

Die Loreley

Da saß sie, kämmte sich ihr gülden Haar und all‘ die armen Schiffer, seit Wochen schon unterwegs und von ihren Frauen getrennt, schauten auf das wohlgeformte Mädel und dengelten mit ihren Schiffen gegen den Felsen. So sind sie, die Frauen. Und darum ist die Loreley bis heute weltberühmt.

Uns interessiert hier aber nicht die sagenumwobene Blondine, sondern die Freilichtbühne. In den 30ern von den Nazis (wie auch die Berliner Waldbühne oder auch die Bühne in Bad Segeberg) als Ort der Thingstättenbewegung gebaut, erlebte sie ab Mitte der 70er gewissermaßen eine Wiedergeburt als Rock ’n‘ Roll – OpenAir – Gelände. Unzählige legendäre Konzerte fanden dort statt und auch ich war als Jugendlicher mal bei einem Rockpalast dort.

Ich finde das Gelände wirklich schön gelegen und die Anlage ist insgesamt gut gelungen. Bei großen Produktionen muß man zwar auf Dachlasten und verfügungstehenden Strom achten, die Atmosphäre macht den Aufwand aber wieder wett.

Hier nun einen Blick in den Backstagebereich. Es gibt nur sehr begrenzt Garderoben, allerdings einen ausreichend großen Cateringbereich. Es kann immer nur ein Truck geladen werden, der dann leider auch nicht ganz gerade steht. Für größere Fahrzeuge gibt es keine Wendemöglichkeit, was zumindest nachts für Aufliegerzüge ein bißchen Gefrickel bedeutet.

Hier übrigens ein vorsinnflutlicher Dimmer (die Dimmerplatten dazu sind auch noch vorhanden) in der Elektrozentrale des Geländes. Dort wo heute der 630A – Geländeanschluß liegt und auch der Generator für die Notbeleuchtung steht, war schon früher die Schaltanlage des Lichts.

Wer hat den Längsten ?

Manchmal fühle ich mich ja doch geehrt. Da schreibt mich ein Journalist an, nachdem er schon verschiedene andere Institutionen befragt hatte (von denen ich auch dachte, daß die es eigentlich wissen müßten) und fragt mich, welches denn die größte Bühne Deutschlands sei. Puh. Mal abgesehen davon, daß so eine Tourbühne von Rieu natürlich alles sprengt, was aus Stein gebaut ist, bin ich mir nicht sicher.

Friedrichstadtpalast Berlin; Bild größerklickbar

Friedrichstadtpalast Berlin; Bild größerklickbar

Auch wenn es jetzt auf den Bildern nicht so richtig gut herauskommt, weil die Tore zu Seiten- und Hinterbühnen geschlossen sind, aber ich könnte mir vorstellen, daß der Friedrichstadtpalast in Berlin die größte fest gebaute Bühne Deutschlands besitzt. Allerdings habe ich beispielsweise nie in Bayreuth auf der Bühne gestanden. Das ist doch eine Frage für den Huenenmeister und andere klassische Theaterleute: wißt Ihr’s, oder habt Ihr Alternativvorschläge ?

Nachtrag: wenn der Intendant nicht größenwahnsinnig ist und lügt, dann hatte ich Recht: der Palast an der Friedrichstraße hat die größte Bühne Europas.