Elbuferfunde

Heute Abend war ich in Dresden auf dem legendären Elbufergelände unterwegs, weil ich die beste Position für ein Bild suchte, das zu machen ich versprochen hatte (mehr davor hier in den nächsten Tagen). Ich fand tatsächlich erstaunlich, wie sauber die Gegend war; auf den ersten Blick erinnerte nichts mehr an die lauen Sommerfestivalnächte. Bei genauem Suchen fand ich aber natürlich trotzdem ein paar Erinnerungsstücke an die wundervolle Konzertlocation direkt an der Elbe.

Ich habe mir, obwohl ich schwäbische Arbeitgeber habe, übrigens trotzdem verkniffen, den Bolzen einzustecken und ins Lager mitzunehmen :-)

Siffliner

Während das Thema Bubble – Fogger ja ein lustiges war, beschäftigt uns zur Zeit auch noch ein extrem unlustiges: unser derzeitiger Nightliner. Schon von außen wird die grobe Richtung gezeigt.

Innen wird es leider nicht besser. Hier ein kleines Detail aus der „gemütlichen“ Lounge ……

…… in der auch der Boden natürlich ausschließlich mit edelsten, hochflorigen Belägen ausgelegt ist.

Wie regelmäßig der Bus gereinigt wird, läßt sich auch ganz unschwer rund um den Fernseher beobachten (dessen Bildschirm während der Fahrt übrigens hin und her wackelt, weil die Halterung defekt ist).

Die komplette Verdrahtung ist elegant und höchst sicher teilweise quer durch den Raum gelöst. Das ist auch materialsparend, was bei den derzeitigen Rohstoffpreisen zeigt, wie zukunftsgerichtet der Bus eingerichtet wurde.

Extra für die etwas ruppige Fahrweise des ganz bestimmt offroaderfahrenen Fahrerduos (deren Motto, Originalzitat: „Wenn Du nicht richtig schlafen kannst, mußt Du Dich einfach ordentlich betrinken, dann klappt das schon.“) hat man hier ein besonderes Feature auf der Toilette in Kopfhöhe angebracht: wenn man mal umkippt, bleibt man mit dem Schädel in der Schraube hängen und kann so nicht umfallen.

Besonders lecker in optischer und olfaktorischer Hinsicht ist der Kühlschrank. Das ist auch nur aus gesundheitlichen Gründen so, denn wir haben uns entschlossen, ihn nicht zu nutzen, was bedeutet, daß das Bier warm bleibt, was wiederum bedeutet, daß man weniger davon trinkt. Und schon dankt die Leber dem Kühlschrank.

Olfaktorisch …… ich möchte Euch weitere Details von Toilette und auch Bettzeug ersparen.

Ihr seht, ein echter Luxusschlitten, mit dem wir da unterwegs sind und darum zieren den Bus ja auch sieben (!) Sterne. Ein Traum.

Gruselmarkt

Wo doch diese Nacht eine besondere ist: in China gibt es Märkte für alles, natürlich auch für gruselige Dekos; ist ja klar. Hier kann man das ganze Jahr über das ordern, was man dann zu ganz bestimmten Daten braucht. 10.000 aufblasbare Leuchtkürbisse beispielsweise. Aber auch Totenköpfe und ähnlichen Kram.

Wie immer gibt es dann nicht einen Laden mit solchem Zeug, sondern nebeneinander direkt mehrere. Das ist übrigens auffällig in China: Läden mit gleicher Ware sind immer direkt nebeneinander. Das ist ungemein praktisch, wenngleich es manchmal dann auch etwas viel werden kann. Ich werde in den nächsten Tagen noch mal ein paar Bilder zeigen: da gibt es dann nicht eine Straße, sondern direkt ein ganzes Viertel nur voller Läden für Maler (also Pinsel, Bilderrahmen, Leinwände und solchen Kram), ein ganzes Viertel nur mit Schuhen (naja, das mag den Mädels ja vielleicht noch gefallen) und auch ein komplettes Viertel nur mit Wäsche und BHs — was nach 100m selbst mir langweilig wird.

Wer dann im Jahresablauf noch ein bißchen weiter denkt, der wird natürlich ein paar Ecken weiter fündig: eine ganze Ecke nur mit Weihnachtsbeleuchtungsläden. Herrlich im asiatischen Stil (also augenkrebsbunt). Aber die Dekoleute werden hier sicher für günstiges Geld fündig. Und wieder eine Ecke weiter gibt es dann die guten Karnevalskostüme in Chinaqualität.

obskure Reise

Wenn man sich mal überlegt, wie unsere Reiseroute in den letzten Wochen aussah, dann kann man ob der unterschiedlichen Eindrücke, die da innerhalb kürzester Zeit auf einen einprasseln, eigentlich nur den Kopf schütteln. Abends in China los, morgens in Paris, frühstücken, dann weiter nach Hamburg. Dort mittags vom Flugzeug in den Nightliner gestiegen und nachmittags mit der Fähre nach Dänemark übergesetzt……

…… abends in Kopenhagen zu Abend gegessen. Völlig andere Kultur, andere Architektur, andere Temperatur als noch 24h zuvor. Über Nacht weiter nach Schweden. Da dann in den nächsten Tagen drei Shows gespielt und mit dem Nightliner von Schweden über Deutschland ……

…… und Österreich (hier ein Bild von unserer Pause in Wels) nach Kroatien und Slowenien. Dort dann wieder drei Shows und dann zurück nach Hause. Im Portemonnaie klimpern die ganzen verschiedenen Währungen, an die man sich kaum gewöhnen konnte, so schnell war man wieder weg.

Schon eine komische Welt, in der ich so lebe.

Morgen geht es nach Ungarn und von Ungarn fahren wir dann nach Luxemburg, nach Deutschland, in die Niederlande. Amsterdam. Da ben ik echt geck op. Hééééél lekker gaan eten.

Dann eine Woche „frei“.

Und dann vier Wochen lang „Oh Du fröhliche“ – singend durch die Kirchen ziehen. Letzte Show am 23.12. in Kroatien. Direkt am Mittelmeer.

Schon eine komische Welt, in der ich so lebe.

rasante Abfahrt auf der Mö

Die Mö, eigentlich Mönkebergstraße, ist eine die Einkaufsstraße in der Hamburger Innenstadt und da war ich gestern, shoppen. In meiner Verzweiflung — dunkelblaue Cargohosen sind mal wieder gerade aktuell nicht angesagt und daher nicht zu bekommen — war ich sogar bei Anson’s, bekam da aber auch nur diesen tragischen Wintersportunfall zu sehen. Hatte dieser coole Typ mit dem 250,00€ – Pullover doch glatt den Hang etwas zu sportiv angegangen und sich den rechten Arm so gebrochen, daß er in Einzelteilen durch die Gegend flog. Er (also eigentlich beide: Typ und Arm) nahm es gelassen.

Im Wundermarkt der Elektronik

In Deutschland kennt der Elektronikbastler vielleicht Conrad oder Völkner. In China ist das ganz, ganz, wirklich völlig ganz anders. Dort gibt es Elektronikmärkte in einer Größe und Diversität, die man in Deutschland noch nichtmal zu träumen wagt. Wie diesen Markt hier (nur einer von einigen in der Nachbarschaft), der mit einer geschätzten Grundfläche von 2.000m² daherkommt. Pro Etage. Das ganze auf sechs Etagen. Was in Deutschland irgendwo in die letzte Ecke verbannt würde, nimmt hier die komplette erste Etage und Teile der zweiten ein: Bauelemente. Du willst ein Kilo Elkos 4,7μF, 25V kaufen ?  Kein Problem, bekommst Du. Irgendwelche MiniXLR – Stecker für Beltpacks, für die man in Deutschland ein Vermögen hinlegt, liegen hier im Dutzend billiger, Netzteile, Widerstände, ICs, Prozessoren …… alles, wirklich alles da und in Mengen & Preisen verkaufsbereit, daß man gar nicht weiß, wo man hinschauen soll. Unfaßbar. Das obige Panoramabild kann man wie immer größerklicken.

Neben Dingen, die eher der Bastler will, gibt es natürlich auch alle möglichen Gimmiks, beispielsweise Laserpointer. In Deutschland sind sie in Leistungen zwischen einem und fünf Milliwatt zu haben (also 0,001 – 0,005W), größere Leistungen sind unzulässig, weil einfach gefährlich. Hier kann man Laserpionter bis 2,2W (in Worten zwei Komma zwei Watt) kaufen. Das sind echte Waffen. Das ist jetzt kein Spruch, sondern eine ernsthafte Erfahrung. Johannes hat so einen Laser vielleicht eine halbe Sekunde auf seine Hand gerichtet und hatte danach eine böse Verbrennung. Nicht auszudenken, wenn man sowas in die Augen bekommt. In China wird sowas frei und ohne weitere Nachfragen zu zweistelligen Preisen verkauft.

Auch LEDs sind hier natürlich in allen möglichen und unmöglichen Variationen zu bekommen. Als Baustrahler, wie oben im Bild, als einzelner Chip bis 28W in weiß (auch hier nochmal in Worten: bis achtundzwanzig Watt in einem Chip)……

…… als Meterware auf Spulen in allen möglichen Farben und Farbkombinationen, gern auch selbstklebend ……

…… und auch als fertig montiere Straßenlaternen, die übrigens in China auch schon „in freier Wildbahn“ großflächig montiert werden und ein für Straßenbeleuchtung sehr angenehmes Licht machen.

Weil wir in China sind und die Asiaten es ja bunt lieben, gibt es hier natürlich auch den größten Kitsch. Den muß man als Europäer jetzt vielleicht nicht kaufen. Aber interessant ist es allemal.

Nur als ein Beispiel für die vielen interessanten Dinge, die es hier zu kaufen gibt, seien diese 19″ Steckdosenleisten mit eingebautem Meßgerät gezeigt. Preis unverhandelt 185,00¥, also umgerechnet etwa 22,00€. Sollte ich nochmal nach China kommen, werde ich sicher ein, zwei Tage Zeit mitbringen und einen Container vollmachen. Das lohnt sich sicher.

Ein anderes Beispiel: hier eine Etage eines anderen Ladens. Nur Handys. Geschätzte 1.500m² nur Handys. Originale und Nachbauten. Uns wurde, ja, zugegeben, mit einem Grinsen, bereits das iPhone 5 angeboten. Neben dem Grinsen bekamen wir auch direkt eine Erklärung dazu: Apple würde doch sowieso um die Ecke, in Shenzen, fertigen lassen und das seien halt die Vorserienmodelle zum Testen der Funktionen. Darum seien sie auch so günstig. So ein „iPhone 5“ sieht tatsächlich so aus, wie man sich das Telephon vorstellen würde. Haptik, Wertigkeit, Bedienoberfläche, alles so, wie’s muß. Daß unter der Haube dann Android läuft …… ist das wirklich wichtig ?

Wieder ein anderer Laden, dieses Mal nur vier Etagen, dafür aber verwinkelter und auf mehr Quadratmetern pro Etage. Im Erscheinen etwas ranziger. Hier werden Kleinserien direkt am Stand zusammengelötet. Und natürlich rechnen wir jetzt nicht mit in Deutschland vorgeschriebenen Absaughauben für die Lötdünste. Wir sind in China.

Was jetzt wie ein Bericht aus dem Paradies des Elektronikfreak klingt ist es auch fast. Fast. Vorsehen muß man sich vor allzu billigen Kopien. Bloß weil Neutrik auf dem XLR – Stecker draufsteht muß es kein echter Neutrik Stecker sein. Bloß weil der USB – Stick beim Reinstecken in den Laptop tatsächlich 756GB anzeigt müssen da keine 768GB draufpassen (das gilt natürlich auch für das 256GB – Modell). Vor dem Kaufen muß man immer prüfen. Und wenn man das in Ruhe und offenen Auges tut, dann werden einem die Ungereimtheiten schon auffallen. Man darf sich einfach nicht schnell begeistern lassen, denn sonst zahlt man trotz unglaublich günstiger Preise drauf. Wenn man aber in Ruhe und Besonnenheit Geschäfte macht, dann lohnt sich das hier ganz sicher sehr.

nochmal ein Blick auf eine Stadt

Um nochmal den Eindruck auf chinesische Großstädte zu verstärken habe ich noch dieses größerklickbare Panorama aus meinem Hotelzimmer in Shenzen. Mal abgesehen von den ganz offensichtlichen Stitchingfehlern im mittleren Haus gibt es doch schon einen guten Eindruck über die Stadt, die soweit das Auge reicht einfach aus Hochhäusern besteht. Die niedrigeren Hochhäuser sind aus den 70er und 80er Jahren, die höheren sind dementsprechend neuer. Und es gibt Viertel, in denen die Hauser aus den 70ern schon wieder weggerissen werden, um modernen Bauten Platz zu schaffen. China hat recht konstant 1,3 Millarden Einwohner……

Architektur in China

Während im konservativen Hamburg schon die Tanzenden Türme heftig umstritten sind, wird in den Großstädten Chinas gebaut, was der Betonmischer hergibt. Das nicht nur in der Menge, sondern auch in der Art der Architektur. Gebaut wird, was auffällt; sowas wie einen Ensembleschutz gibt es ganz sicher nicht. Das Bild der Städte verändert sich rasant und heute kann man beispielsweise in Shanghai 45 Minuten auf der Autobahn durch die Stadt fahren und man kommt so weit das Auge reicht nur an Hochhäusern vorbei.

Chinas Bauherren haben gegenüber deutschen sicher den Vorteil, daß auf einem geplanten Baugrund lebende Menschen recht … unbürokratisch … umgesiedelt werden. Ich habe mir erzählen lassen, daß die Kündigungsfrist für Wohnraum selten länger als eine Woche beträgt und selbst diese Zeit gern unterschritten wird. Eine komplette Umgestaltung ganzer Landstriche scheitert also nicht wie hier an irgendwelchen Bürgerinitiativen.

Auf der anderen Seite ist das auch schade, denn das, was wir unter typisch chinesischer Architektur verstehen würden, findet man in den Städten nur noch in kleinen, musealen Bereichen, oder eben aufgemotzt an Hotelbauten. Ansonsten ist der Baustil den wir erwarten würden komplett verschwunden. Allerdings ist das ehrlicherweise in Deutschland auch so. Fachwerkhäuser baut ja auch kein Mensch mehr.

Hochinteressant ist für mich, wie dicht gigantische Neubauten und alte, verwinkelte Gassen in den Umbruchgebieten nebeneinanderliegen. Davon in den nächsten Tagen mehr.