Entwicklungserklärung

Die heutige Produzentin der Sesamstraße, Carol-Lyn Parente, erklärte gegenüber der New York Times, daß bestimmte Figuren der alten Sesamstraßenfolgen ein falsches Rollenbild abgäben. Dazu zähle vor allem das Krümelmonster, das ungesunde Kekse […] verspeise. Auch der ständig depressive Oskar in der Mülltonne zähle zu den Figuren, die Kinder verstören könnten.

Jetzt endlich weiß ich, woher ich meinen Schaden habe: Ich sah einfach zu viel Sesamstraße. Wie gut, daß die Kinder heutzutage nur noch diese tollen Comics auf RTL 2 sehen. Die sind da viel vorbildlicher.

Bewerbungen

Seit dem 01.04. bin ich ja gar kein Freelancer mehr, sondern Angestellter; trotzdem erreichen mich regelmäßig Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz. Solche Bewerbungen bringen mich immer wieder zum Staunen. Wie kommt jemand darauf, sich bei mir zu bewerben ?  Bei einem Freelancer, also einem Einmannbetrieb, der nichts anderes hat als sich selbst. Ich fahre hauptsächlich Tourneen, bin an gut 200 Tagen im Jahr nicht zuhause. Da ergibt sich die Antwort auf solche Briefe ja von ganz allein: Nein, ich werde nicht ausbilden. Obwohl ich das als Meister durchaus könnte. Aber es fehlen mir trotzdem die Möglichkeiten. Und da sind wir an einem Kernpunkt: die Bewerber scheinen sich über die Betriebe bei denen sie sich bewerben nicht ernsthaft zu informieren. Das ist jedoch eine Falle. Es geht immerhin um eine Ausbildung, um die Zukunft. Die wollen sich also jedem dahergelaufenen Hanswurst anvertrauen, wenn er sie nur anstellt ?  Keine gute Idee !  Selbst bei „großen Namen“ solltest man doch eine gewisse Skepsis behalten. Ein Beispiel: ein großes philharmonisches Haus mit Weltruf bildet zum Veranstaltungstechniker aus. Die Philharmonie, das klingt seriös, das sollte klappen. Tatsächlich ist das aber Bullshit. Man wird dort nichts weiter lernen, als Orchesterstühle und Notenpulte durch die Gegend zu schleppen. Denn mehr gibt es da nicht zu tun. Die Anstellung als Auszubildender ist also in diesem Fall pure Ausbeutung billiger Arbeitskräfte.

Falls also potentielle Lehrlinge für Veranstaltungstechnik den Text hier lesen sollten: bevor Ihr wild Bewerbungen in der Gegend herumschickt, schaut Euch die Betriebe erst mal an. Stellt Fragen. Fahrt hin und macht Euch ein Bild. Es gibt Unmengen von Kleinbetrieben, die zwar „ausbilden“, Euch aber gar nicht das Wissen mitgeben können, das Ihr in unserer immer noch durch Freelancer geprägten und extrem schnellebigen Branche braucht, um zu überleben. Insofern ist die recht neue Berufsausbildung eigentlich kontraproduktiv. Als ich vor vielen Jahren in diesen Beruf hineinroch, gab es keine Ausbildung. Man machte mal. Als Praktikant, als Stagehand, als mitreisende Stagehand, als Assistent, irgendwann als Techniker. Dadurch daß es nie Anstellungen gab, wechselte man Auftraggeber, Projekte, Bands und hatte so die Gelegenheit, seinen Job durch unterschiedlichste Situationen, „Ausbilder“ und Perspektiven wirklich zu lernen. Wenn man das Gefühl hatte, man komme irgendwo nicht weiter — egal, dann hat man halt in einem anderen Umfeld weitergemacht. Das war manchmal etwas mühsam, war aber schon in der Lernphase ein genaues Abbild des Berufs: projektbezogenes Arbeiten. Manchmal einen Tag nur, mal für ein paar Tage, oder sogar für eine ganze Tour, aber dann war auch Schluß und man mußte sich was Neues suchen. Heute hängt man in einem Ausbildungsbetrieb drei Jahre lang fest. Und wenn das ’ne Klitsche ist, die über das Schützenfest Kleinkleckersdorf nicht hinauskommt … nun, dann ist man maximal der Held von Kleinkleckersdorf. Darum ist es gerade heute um so wichtiger, sich wirklich über die Betriebe zu informieren.

Interessant finde ich es auch oft, daß dann Bewerber ihre Zeugnisse mitschicken, auf denen teilweise erhebliche unentschuldigte Fehlzeiten, oder aber ziemlich schlechte Noten in technischen Fächern stehen. Hm. Unzuverlässig und kein technisches Verständnis. Das sind ja hervorragende Voraussetzungen für den Beruf des Veranstaltungstechnikers.

Vor einigen Monaten hatte ich einen Kandidaten, der so gerade seinen Hauptschulabschluß geschafft hatte. Den rief ich an und erzählte ihm ganz ehrlich, warum er eigentlich mit so einem Zeugnis sich die Arbeit sparen kann, Bewerbungen zu schreiben. Wochen später meldete sich seine Mutter bei mir: sie sei mir so dankbar. Als Eltern habe man ja nichts zu melden und die Leute beim Arbeitsamt würden so etwas einfach nicht kommentieren. Nach meinem Telephonat sei ihr Sohn zwar ziemlich schockiert gewesen, aber jetzt würde er seine Mittlere Reife nachholen und sei das erste Mal seit Jahren sehr diszipliniert mit seiner Lernerei. Auch wenn ich ihn natürlich trotzdem nicht ausbilden kann, finde ich sowas aber gut und hoffe, daß er den Bogen noch bekommt.

Schwachmat

Seit zwei Tagen ruft mich jemand etwa 15 bis 20 Mal am Tag mit unterdrückter Nummer auf dem Handy an und wenn ich dann abnehme, ist wirklich nichts, auch keine Nebengeräusche, zu hören. Daß da aber doch irgendjemand aktiv seine Finger im Spiel haben muß, belegen zwei Dinge: wenn ich nicht drangehe gibt es keine Benachrichtigung durch die Mailbox und wenn ich drangehe, dann wird die Verbindung auch nach mehreren Minuten nie durch den Anrufer getrennt. So weit bin ich schon mit meinen Experimenten.

Grundsätzlich nervt das natürlich und ich überlege mir, ob ich die 150,00€ für eine Fangschaltung investiere. Es muß ein armer Mensch sein, der solche Spielchen treibt.

die absolute Sicherheit

Zum gestrigen Abend an der Elbe paßt noch das folgende Thema ganz gut, das ich heute in der Zeitung las: seit gut 70 Jahren kann man in Hamburg Hafenrundfahrten mit Barkassen machen; alte Schiffe, die früher Waren von den großen Schiffen zu den Lägern in der Speicherstadt brachten und die nach dem Ende des Transportsystems zu Personenschiffen umgebaut wurden. In dieser langen Zeit ist nie eines der Schiffe untergegangen. Und nun kommt die Hafenbehörde, findet die Schiffe zu unsicher und verlangt entweder einen Umbau mit zusätzlichen Schwimmkörpern um die Schiffe sicherer zu machen, oder am besten gleich die Verschrottung. Kinners. Muß dat ?

Der Umbau würde das Aussehen der Schiffe nachhaltig verändern. Die Neubauten sind doch alle ehrlicherweise pottenhäßlich. Gibt es nicht dringendere Probleme, die zu lösen wären ?  Sind das nicht alles heute noch fahrende Industriedenkmäler ?  Ist nicht die Reaktionszeit im dicht mit Schiffen besetzten Hafen so schnell, daß sofort Hilfe da wäre, wenn dann tatsächlich mal das Sinken eines Schiffe drohte ?  Dazu fällt mir ein Spruch ein, den ich vor Jahren mal bei einem meiner Kapitäne sah:

A ship in a harbour is safe
but this is not what a ship is build for

Volksparkstadion

Im Hamburger Volkspark steht ein großes Fußballstadion, das bis 2001 auf den Namen Volksparkstadion hörte. Ist ja auch irgendwie sinnvoll. Im Namenssponsoringwahn wurde da dann zum Saisonwechsel 2001 der Name AOL Arena draus. Lange weigerte ich mich, den Namen zu nutzen, für mich war es immer noch das Volksparkstadion; aber nach einiger Zeit will man ja nicht als hinterweltlerisch gelten und so gewöhnte ich mich an den neuen Namen. Nun ist nach sechs Jahren der Vertrag ausgelaufen und entweder AOL hat schlecht gepokert, sie hatten keine Lust oder schlicht kein Geld mehr, jedenfalls hat AOL den Namensvertrag nicht verlängert. Neuer Name ist jetzt HSH Nordbank Arena. Das klingt ja total sportlich und spannend. Keine Ahnung, was sich die Verantwortlichen bei so einem Schwachsinn denken, eines haben sie auf jeden Fall erreicht: ab sofort und ganz sicher für immer hat das Stadion für mich wieder den alten Namen. Fuck you gekaufte Namensrechte.

Deutsche Meisterschaft

Gerade las ich in der Musikwoche, daß es mal wieder Zeit für die Deutschen Luftgitarrenmeisterschaften ist. Und weil dieses Thema mein Blog ja gewissermaßen berührt (mehr Show geht kaum), muß ich hier natürlich darüber berichten. Für alle, die sich daran noch beteiligen möchten, gibt es genaue Infos bei der GAGF (German Air Guitar Federation … daß es so was gibt … ); alle die sich’s ansehen wollen besuchen einfach die Seiten des Admiralspalasts, in dem das Spektakel am 28.07. steigt. Allen Beteiligten wünsche ich auf jeden Fall viel Spaß !

Streik Revival Fete

Aushang im Straßenverkehrsamt Hamburg; zum besser Lesen größerklickbar

Gerade war ich noch mal beim Straßenverkehrsamt, fehlende Unterlagen nachreichen. Im Aushang der „Dienstleistungsgewerkschaft ver.di“ (Gewerkschaft und Dienstleistung sind für mich alten Freelancer sowieso zwei Dinge, die sich ausschließen) sah ich diese Einladung, die meiner Meinung nach ganz viel erzählt. Aber es paßt. Oben bei den Schaltern gemütliches Geklöne der Mitarbeiter, obwohl der Flur voll mit wartenden Leuten sitzt.