atomare Merkwürdigkeiten

Gestern abend sprach mich vor dem Supermarkt eine junge Frau an: ob ich denn nicht auch unterschreiben wolle für eine sofortige Abschaltung aller Kernkraftwerke. Und auch wenn ich gegen Kernenergie bin, so bin ich doch nicht so naiv um zu glauben, daß man heute einfach mal am besten weltweit alle Kernkraftwerke abschalten kann. Da hätten wir spätestens an windstillen Winterabenden ein Problem.

Mal abgesehen von der Frage, ob man denn einfach heute abschalten kann, beschäftigen mich in diesem Zusammenhang aber zwei andere Punkte. Viele schreien jetzt, daß Atomkraft weg muß, am besten sofort, spätestens aber morgen. Das wäre ja gundsätzlich möglich. Ganz individuell. Genug Ökostromanbieter gibt es ja schon seit Jahren. Trotzdem, und darüber täuscht der derzeitige Medienhype ein wenig hinweg, liegt der Anteil von Ökostromverträgen insgesamt immer noch im einstelligen Bereich. Wenn wir also alle keine Kernenergie mehr haben wollen, dann sollten wir einfach mal massiv den Stromvertrag wechseln; nicht nur privat, sondern auch in unseren Betrieben. Das wäre ja ein klares Zeichen, das die Stromindustrie sofort verstehen würde.

Daß es in Deutschland zur Zeit generell eine dagegen! – Stimmung gibt, aber wenig konstruktive Auseinanersetzung mit den Themen, läßt sich ja auch daran sehen, daß bei aller Ablehnung von Kernkraft die Leute nicht nur ihre Stromverträge nicht wechseln (da müßte man ja aktiv was tun, huch), sondern beim Bau der notwenigen Infrastruktur für grünen Strom auch massiv protestieren. Das ist wie bei anderen Punkten: keiner will Handymasten vor der Tür stehen haben, aber alle wollen sie immer und überall telephonieren; keiner will Flugzeuge über seinem Haus, aber alle woll’n se nach Mallorca. So auch hier: wenn ich keine Kernkraftwerke will, dann muß ich halt Windräder und Stromleitungen zum Transport des dezentral erzeugten Stroms akzeptieren. Einfach gegen alles zu sein ist zu billig.

Und dann irritiert mich ja diese ganze chaotische Kanzlerbesprecherei mit Ausstiegskonzepten und Kosten. Das gibt es doch alles lange und war auch schon mal beschlossen. Bis vor einem halben Jahr war der Atomausstieg zum Jahr 2020 Gesetz, die Konzepte dafür waren da. Die werden sich doch jetzt nicht plötzlich alle in Luft aufgelöst haben und keiner kann sich mehr daran erinnern. Ich hege den starken Verdacht, daß der ganze Wirbel zur Zeit nur deshalb gemacht wird, um dem Endverbraucher höhere Kosten schmackhaft zu machen, damit die Industrie den fetten Gewinn, den die Laufzeitverlängerung gebracht hätte, nun halt mit dem Umstieg einfahren kann. Ich fühle mich ganz grob verarscht. Warum nimmt man nicht einfach den Status Quo des letzten Jahres und macht da einfach weiter, wo man aufgehört hat ?  Das kann gar nicht so schwer sein.

Bekenntnis zur politically incorrectness

Gestern Abend, nach unserer allerletzten Show dieser Tour, sprach mich vor der Backstagetür in St. Petersburg eine Frau an und bedankte sich für mein Blog und meine Sicht auf Rußland. Das Ganze in fließendem und akzentfreiem Deutsch. Ich war überrascht, daß sogar Menschen in Rußland hier lesen (aber mich überrascht sowieso immer wieder, wieso doch recht viele Menschen mein Blog lesen) und im Nachhinein dachte ich darüber nach, ob ich in der Vergangenheit nicht vielleicht sehr einseitig und vielleicht zu negativ über dieses Land geschrieben habe. Ich bekam fast sowas wie ein schlechtes Gewissen. Dann dachte ich an die vergangenen Tage und ich war mir sicher: nein. Ich war eigentlich immer eher beschönigend.

Rußland heißt bei uns in der Produktion „The country of NJET“.

Ja, es gibt natürlich immer wieder Ausnahmen, gerade gestern in St. Petersburg gab es so eine Ausnahme, wo sich die örtliche Produktionsleiterin echt Mühe gegeben hat und ehrliche Antworten gab; aber diese Ausnahmen sind kleine Kerzen inmitten von tiefer Dunkelheit. Rußland ist für mich geprägt von Unfreundlichkeit, Ruppigkeit und ganz offensichtlicher und plumper Lüge. Natürlich ist dieser Eindruck geprägt von den Menschen, die uns tourbedingt umgeben. Aber eben auch von den Menschen, denen man zufällig begegnet: im Bahnhof, im Zug, am Flughafen, beim Spaziergang. Und da war der Übergang von Estland nach Rußland ein Kontrast, der härter nicht ausfallen konnte.

Rußland ist ein Land, in dem ich nicht leben wollte. Die gesellschaftliche Struktur ist mir nicht nur fremd, sie erscheint mir … abstoßend. Und wenn ich mit dieser Einschätzung den wenigen Kerzen in der Dunkelheit vors Schienenbein trete, dann tut mir das tatsächlich leid, denn diese Ausnahmen die ich kennenlernte, schätze ich wirklich sehr. Aber sie sind eben Ausnahmen.

Euronen

Die letzten Monate sahen ja nicht gut aus für unsere Währung und wenn man in diesen Tagen die Kommentare der „Finanzfachleute“ anschaut, dann scheint das Thema auch noch ein wenig aktuell zu bleiben. Ich selbst finde das ja …… merkwürdig. Da wird beispielsweise die Liquidität Irlands von den Banken angezweifelt, weil die Regierung Banken rettete und nun selbst viele Schulden hat. Geht’s noch ?

Tatsächlich hat die Politik in der Vergangenheit den Fehler gemacht, Banken nicht ausreichend zu kontrollieren und ihnen zu freie Hand zu lassen. Diese nutzten und nutzen noch stets diese Freiheit nicht zum Wohle der Allgemeinheit, oder für niedrige Zinsen für alle, sondern ausschließlich zur wahnwitzigen Spekulation. So ist beispielsweise der Weltpreis für Reis in den letzten Jahren massiv angestiegen. Nicht, weil es schlechte Ernten gab, oder sich die Anbaufläche verkleinerte, nein. Ausschließlich wegen Spekulationen. Nun ist es uns vielleicht egal, wenn der Reis mehr als das Doppelte kostet; in den armen Gegenden Asiens ist das aber eine Katastrophe.

Für mich als Reisenden ist der Euro ein Segen. Ich weiß, wie nervig das ist, wenn man ständig Geld tauschen muß und empfinde es als unglaublich angenehm, mit einer Währung durch weite Teile Europas fahren zu können. Als Konsequenz aus der derzeitigen Situation kann es nur eine geben: gnadenlose Beschneidung der Macht der Banken, harte Kontrolle der Arbeit dieser und konsequente Konsolidierung der Staatshaushalte. Wenn ich mir jetzt schon wieder das unqualifizierte Gequassel einiger Politiker anhöre, die sofort reflektorisch an das Wählergeschenk Steuersenkungen denken, bloß weil die zusätzliche Neuverschuldung nun etwas geringer ausfällt, als geplant, dann sollte man diese Kapaiken wegen Meineids vor Gericht stellen; sie haben nämlich mal geschworen, zum Wohle des deutschen Volkes zu arbeiten. Davon sind sie (fast) alle meilenweit entfernt.

Den Euro in der derzeitigen Situation zerbrechen zu lassen wäre eine grandiose Katastrope und würde gerade die Chinesen im Weltmarkt weiter beflügeln. Es kann also keine Alternative sein, auf genau die Finanzanalysten zu hören, die die derzeitige Situation maßgeblich mitbestimmt haben, sondern der Weg kann nur in geschlossenem und konsequentem Handeln liegen. Ich bin gespannt, was die europäische Hobbypolitikertruppe auf die Beine stellt.

Warum bloggen manchmal nicht einfach ist

Bislang hatte ich das Glück, mit meinem Blog allen juristischen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Das wird zum 01.01.2011 wohl deutlich schwieriger. So schwierig, daß selbst „große“ Blogs darüber nachdenken, zu schließen. Was ich bedauern würde. Und das alles, weil unsere liebe Bundesregierung und die Landesparlamente beim Jugendschutz wohl etwas zu scharf schießen. Oder anders ausgedrückt: weil die Juristen des Gesetzgebers mal wieder in Windeseile ein Gesetz zusammenschustern, bei dem nicht die Zeit blieb darüber nachzudenken, was man da eigentlich genau tut. Das können ja dann später die Gerichte. Eine Unsitte, die in den letzten Jahren leider massiv zugenommen hat. Handwerklich unsaubere Gesetze sollte sich ein Staat der ernstgenommen werden will eigentlich nicht leisten.

Ich möchte nicht in die Hysterie verfallen, in der sich manche Bloggerkollegen wegen des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages befinden. Trotzdem bin ich beunruhigt und werde verfolgen, was da auf mich zukommt, denn Strafen bis zu 500.000,00€ sind leider für mich nicht mal eben stemmbar…… Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, bekommt hier eine ganz gute Einführung. Und wer als Leser nicht auf eine große Bandbreite freier Schreiber verzichten möchte, sollte seine Politiker vor Ort fragen, ob sie eigentlich noch wissen, was sie da machen. Die Kontaktdaten Eurer Politiker findet Ihr ganz einfach dort.

Ich zähl‘ auf Euch.

Nachtrag 01.12.: Bei Udo Vetter gibt es auch einen recht besonnenen Kommentar zur Situation. Das heißt nicht, daß man darauf verzichten sollte, seine Politiker vor Ort mal anzuspitzen, das ist ganz sicher wichtig. Aber man sollte als Blogbetreiber Ruhe bewahren und nicht hektisch sein Blog stillegen.

Legal die schlechtere Wahl ?

Ich gehöre zu den Leuten, die tatsächlich noch richtige CDs und DVDs kaufen. Ich mag das haptische Gefühl von „das ist meins“. Allerdings kommen mir gerade bei DVDs immer häufiger Zweifel, ob der Erwerb der legalen Variante nicht die schlechtere Lösung sei. So wie heute: ich lag im Bett, war wegen einer Vollnarkose (nein, nein, nichts schlimmes, nur eine aufwendigere Untersuchung) noch ein wenig dizzy und wollte mir Der Vorleser ansehen, den ich mir gekauft hatte, weil mir das Buch gefiel. Also DVD rein. Statt aber dann den Film schauen zu können, muß ich mir als legaler Käufer der DVD erstmal seitenlang ansehen, was man alles nicht mit der DVD machen darf, was alles illegal ist. Dann noch drei Vorschaufilme abwürgen. Und dann endlich bin ich im Hauptmenü, in dem ich den Film starten kann. Das ist Käse. Denn mal ehrlich: hätte ich mir die Datei illegal im Web gezogen, hätte es genau eines Klicks bedurft, um direkt mit dem Film anfangen zu können. Die illegale Variante ist also das komfortablere Produkt. DAS sollte die Verantwortlichen nachdenklich machen. Wenn ich schon Geld dafür ausgebe, einen Film sehen zu können, dann muß es auch bitte das bessere Produkt sein. Für’s schlechtere Produkt auch noch Geld auszugeben ist nämlich frustrierend. Trotz des haptischen Gefühls.

Liebe und Politik

Als ich letzten Montag aus Sopot zurückkam, sah ich am Abend Ausschnitte der Trauerfeier von Loki Schmidt. Diese Trauerfeier und vor allem das Bild des weinenden, sichtbar am Boden zerstörten Helmut Schmidt läßt mich seit dem nicht mehr los.

Da sind zwei Menschen, nach außen hin kühle, nüchterne, abgeklärte, unsentimentale Hanseaten, die sind seit 68 Jahren miteinander verheiratet und seit 80 Jahren miteinander verbunden. Sie haben einander versprochen, sich nicht im Stich zu lassen, komme, was da wolle und solle. Sie halten dieses Versprechen so gut sie können und am Ende, nach 68 Jahren Ehe, steht immer noch Liebe. Dieses Paar zeigt uns unsere billige Verlogenheit, zeigt uns, wie einfach wir uns es oft machen und wie viel wir dadurch verlieren.

„Ich muß mich einfach mehr selbst verwirklichen“ sagen wir manchmal, wenn wir uns trennen. Wenn ich auf das Ehepaar Schmidt schaue, dann wird mir klar, wie lächerlich ein solches Argument ist. Keiner kann sagen, daß sich nicht beide innerhalb ihrer Beziehung hätten verwirklichen können. Ich möchte sogar so weit gehen und behaupten, daß beiden in den entscheidenden Momenten vielleicht sogar die Kraft gefehlt hätte, wäre da nicht eine starke Basis, ein solider Rückhalt gewesen, auf den sie vertrauen konnten. Erst die Bereitschaft, sich auch auf den anderen einzulassen, ermöglichte die Selbstverwirklichung. Ich bin dabei nicht so naiv zu glauben, daß zwischen Loki und Helmut immer nur Friede, Freude, Eierkuchen geherrscht hätte; dazu sind oder waren beide zu streitbare Menschen. Aber Respekt und eben die Gewißheit, nicht im Stich gelassen zu werden, das war wohl immer da.

Nun werden vielleicht einige einwenden, daß die Zeit, die Gesellschaft sich gewandelt habe — das ist aber, mit Verlaub, Quatsch. Die Gesellschaft, das sind wir. Wir alle, Ihr, Du, ich. Natürlich haben wir uns gewandelt. Aber wir sind letztlich nicht freier geworden, sondern nur feiger. Und wir betrügen uns mit dem kleinen, schnellen Glück, weil wir den Mut nicht haben, verbindlich für das große Glück zu kämpfen. Uns fehlt Größe.

……

Manche bedauern, daß die Zeit der großen Politiker vergangen sei. Menschen wie Adenauer, Strauß, Brandt, Wehner, oder eben Schmidt. Heute haben wir nur noch gesichtslose, phantasielose Fatzken, viele davon Huren der Lobbyisten. Langeweiler, die den Kontakt zum richtigen Leben oft verloren haben. Letztlich sind sie aber nur Spiegel unser selbst. Genauso wie wir in unserem Privatleben oft den Weg des geringeren Aufwands gehen und uns davor scheuen, echte Verantwortung zu übernehmen, genauso ist heute die Kaste der Politiker eben nicht mehr bereit, echten Einsatz zu zeigen und geht den Weg der persönlichen Machtbefriedigung, anstatt wirkliche Verantwortung für diesen Staat zu übernehmen. Eigentlich dürfen wir es nicht übelnehmen, so lange wir selbst vor Verantwortung zurückschrecken.

……

All diese Gedanken gehen mir nun seit einer Woche durch den Kopf. Es ist Zeit, nicht einfach aufzugeben, kleinbei zu geben, den einfachen Weg zu gehen, sondern statt dessen abzuwettern und sich zu bekennen. Klar zu sein. Sich selbst und eben auch diese Gesellschaft wieder zu wandeln zu einem lebens- und liebenswerten Ort. Auch wenn es im Zweifelsfall mehr Arbeit bedeutet.

Danke Loki & Helmut, daß Ihr mich — neben anderen — daran erinnert habt.

Terrorism

Wenn man einmal verstanden hat, wie sich die kyrillischen Buchstaben aussprechen, dann erschließt sich die Bedeutung des Wortes oft ganz von allein. Hier geht es ganz offensichtlich um Terrorism und das ist sowas von ein Lehnwort, daß das Verständnis sehr einfach ist. Auf der Schaustafel im Backstagebereich des heutigen Teaters in Ekaterinburg wird gezeigt, was alles passieren kann und wie man sich dagegen am besten schützt. Dabei ist Terrorismus heute ein oft mißbrauchtes Wort; ich weiß nicht, ob ich es immer als Terrorismus bezeichnen möchte, wenn durch staatliche Gewalt unterdrückte Bevölkerungsgruppen egal wo in der Welt sich nicht nur gewaltlos wehren, sondern mit denen ihnen zur Verfügung stehenden eher einfachen Mitteln.

Ein einfaches Beispiel: die Menschen, die Attentatsversuche auf Hitler verübten, würde man auf die heutige Zeit übertragen ja auch als Terroristen bezeichnen, obwohl wir sie heute eher Helden nennen. Ein schwieriges Thema also.

Herbst

Gestern war Herbstanfang, heute ist laut Wetterbericht der letzte schöne und warme Tag für einige Zeit, da kann man schon ins Grübeln kommen. Ist das Jahr fast schon wieder vorbei ?  Kommt da noch was richtig Gutes ?  Bis jetzt ist die Billanz eher nicht so doll, was an Gründen liegt, die nicht hierher gehören. Nach Herbst ist mir auf jeden Fall gerade noch so richtig gar nicht.

Respekt

Am Wochenende war ich viel unterwegs und es gäbe eine Menge zu berichten. Da ich aber auf der anderen Seite gerade auch gut zu tun habe, erzähle ich erst einmal nur vom Wichtigsten. In Hamburg war eine Menge los, nicht nur das Alsterfreßfest, offiziell auch Alstervergnügen, wurde veranstaltet, sondern auch das Schanzenfest. Das war wie immer tagsüber wirklich sehr schön, aber abends wird es ja dann leider regelmäßig recht rumpelig. Ich war mit auswärtigen Freunden unterwegs und weil sie dort unbedingt auch mal hinwollten, sind wir abends um neun dann tatsächlich zum Schulterblatt (so heißt eine Straße dort) gegangen. Im Gegensatz zu meinen sehr unangenehmen Erfahrungen im letzten Jahr war dieses Jahr die Polizeistrategie ganz anders und das ergab auch tatsächlich eine ganz andere, erst einmal deutlich bessere Stimmung. Im ganzen Viertel war keine Polizei zu sehen; nirgends. Das wurde allgemein sehr positiv aufgenommen, nur Gruppen von 15 – 25 Jährigen, deutlich nicht politisch, sondern nur krawallmotiviert, frugen regelmäßig „Wann geht es denn jetzt hier endlich mal richtig los ?“, zeigten sich deutlich enttäuscht und zündeten dann auch die ersten Feuer an.

Hier setzt dann auch die einzige Kritik an, die man der städtischen Strategie machen kann: wäre nach acht Uhr die Stadtreinigung mit einem knackigen Trupp durch die Straßen gezogen, dann hätte nicht mehr der reichliche Müll des Trödelmarkts auf der Straße gelegen, der jetzt natürlich die perfekte Grundlage für alle Feuer bildete. Das sollte man einfach im kommenden Jahr noch besser machen.

Kaum hatten die jugendlichen Krawallsucher die Feuer entzündet, waren ganz schnell Anwohner und andere Leute da, die die Feuer wieder löschten; teilweise unter wüsten Beschimpfungen der Jugendlichen. Selbst Leute, die ich spontan eher dem Schwarzen Block zugeordnet hätte, beteiligten sich an den Löscharbeiten und riefen die Schimpfenden zur Mäßigung auf.

Erst als dann unsere Krawalltouristen begannen, Steine auszugraben, um die Scheiben der Haspa (Bankfiliale im Viertel) einzuschmeißen — am nächsten Tag sah ich, daß alle bis auf eine zerstört waren — und dann auch in Richtung „Neuer Pferdemarkt“ zogen, um den Polizisten entgegenzugehen, gab es dann einen Einsatzbefehl für die Polizei. Wir sind dann gegangen, ich hörte aber am nächsten Tag, daß der Einsatz mit 1,5h wohl recht kurz war.

Am Ende bleibt auf meiner Seite großer Respekt für die Polizei, die sich wirklich sehr zurückhielt und auf mich einen tatsächlich besonnenen Eindruck machte. Das zuzugeben fällt mir schwer, denn meine persönliche Erfahrung mit Polizisten war in der Vergangenheit allgemein eher nicht so gut. Weiterhin habe ich großen Respekt vor allen Zivilisten, die sich deeskalierend einsetzten und versuchten, die Stimmung ruhig zu halten. Völlig verständnislos stehe ich aber 15jährigen „ey Alder“ – Jugendlichen gegenüber, die ausschließlich gekommen waren, um Randale zu machen und das in einer Art und Weise, daß selbst altgediente Linksradikale wohl den Drang verspürten, sich davon zu distanzieren. Manche der Jugendliche waren so jung, daß ich mich frug, warum die eigentlich nicht um 22:00 Uhr zuhause sein müssen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn die Entwicklung des Engagements der Anwohner weiter an Kraft gewänne und die völlig unnötige zerstörerische Randale aus dem Viertel gedrängt würde, würde mich freuen, wenn die Polizei durch Besonnenheit dieses Engagement unterstützte.