frischer Fisch

Bei den Gregorian hatten wir auch eine klassische Trockeneis – Nebelmaschine. Die macht im Gegensatz zu normalen Nebelmaschinen einen sehr schönen, dichten Nebel, der auf dem Boden entlangfließt und sich nicht im ganzen Raum verteilt. Normalerweise wird dieses -79°C kalte Trockeneis in Styroporboxen angeliefert — nur nicht in Wien. Da kamen die einzelnen Scheiben wie Fisch auf dem Markt in Papier eingewickelt in einer Pappkiste. Das sah schon recht lustig aus.

In Leipzig wurde uns übrigens als einziger Stadt der Tour der Einsatz des Trockeneises verboten. Man hatte Angst, daß wir mit den 20kg Trockeneis, wie wir pro Showhälfte einsetzten, das Publikum einschläfern, was uns aber auch in den anderen Städten nicht gelang. Wahrscheinlich mischte Hermann einfach zu laut :-)

Mein Arbeitsplatz

Die Gregorian – Tour ist nun schon seit einigen Wochen vorbei und jetzt komme ich auch allmählich dazu, mal die Bilder zu sichten und sortieren. In den nächsten Tagen werde ich hier noch ein paar Dinge zeigen. Anfangen möchte ich mit meinem Show – Arbeitsplatz. Als … „Schein – Heiliger“ (also als Heinz mit vielen Lappen) war ich für einige Effekte verantwortlich. Ihr seht den Not – Aus – Schalter, mit dem ich die Laseranlage und auch die Flammenwerfer im Gefahrenfall ausschalten konnte. Beide wurden nämlich von John, unserem Lichtdesigner, per DMX (ein digitales Protokoll zur Steuerung von Showlicht) zusammen mit dem Licht gesteuert, damit alles immer schön zusammen paßte. Davor steht das Pyro – Zündpult, mit dem die ganzen Brandrinnen, Blitze und auch der Knall, also der Knall, gezündet wurde.

Unter dem Pyropult ist die Steuerung für die C1 – Anlage zu sehen. Für die mitlesenen Laien dazu eine Erklärung: wir hängen unsere ganze Licht- und Ton – Konstruktion ja in der Regel mit Kettenzügen in die Hallendecke. Diese Motorkettenzüge gibt es in verschiedenen Ausführungen und je nachdem wie viele Sicherheitsvorkehrungen und Redundanzen darin eingebaut sind, darf man diese Motoren während der Show über Menschen bewegen — oder eben nicht. C1 – Züge sind die sichersten Motorzüge und die darf man über Menschen verfahren. Genau das haben wir auch gemacht. Wir hatten eine sogenannte Movingtruss (auch produktionsintern „Jojo“ genannt), die während der Show in genau programmierten Höhenstufen verfahren wurde und die millimetergenaue Kontrolle der dazugehörigen Motoren geschah eben mit diesem Controller. Ich selbst fand es schon erstaunlich, wie viel Vertrauen die Sänger in die Technik und mich als Bediener hatten, denn ich habe während der Show Traverse und die daran befestigten 16 Lampen genau zwischen die Köpfe eingefädelt. Es gab zum Glück nie eine Beule.

Unter dem Motorcontroller ist noch die Auslöseeinheit für den Kabuki [ein fallender Vorhang]. Nach dem Soundcheck wurde damit der aufgerollte Frontvorhang so ausgelöst, daß er dann die Bühne für das Publikum verdeckte; im Intro fiel der Vorhang dann ganz und gab den Blick auf die Sänger frei.

Na, und ganz unten in dem Pappkarton lag noch eine Löschdecke. Die habe ich an dieser Stelle aber zum Glück nie gebraucht……

Lock it !

Unsere Branche ist großen Veränderungen unterworfen. Während man vor 15 Jahren ganz locker ins ungesafete Rigg stieg und dabei selten einen Gurt trug, ist das heute schon deutlich anders: das Rigg hängt im Stahl und ohne Gurt klettert eigentlich kaum jemand mehr. Allerdings — und da muß ich auch mir selbst auf die Finger klopfen — hilft ein Gurt nur wenig, wenn man sich dann nicht auch konsequent immer (und „immer“ meint: wirklich immer) sichert. Eigentlich sollte ich das wissen, schließlich bin ich schon mal aus dem Dach gefallen. Die gerade gestartete Kampagne der beiden Berufsverbände und der Berufsgenossenschaft erinnert daran noch mal eindrücklich.

Das sind auch Veränderungen: die beiden Verbände arbeiten seit einiger Zeit zusammen. Ich erinnere mich noch deutlich an Zeiten, in denen man für die jeweils andere Sparte (der DTHG organisiert mehr die Theaterleute, der VPLT kommt ursprünglich aus dem Disko – Bereich und beheimatet heute die ganzen Veranstaltungsmenschen) allenfalls ein Stirnrunzeln übrig hatte.

Passagen

In diesen Tagen gehe ich alles mir großer Ruhe an. Nicht ganz freiwillig, aber es tut gut, mal ein wenig zu entspannen. Und so war ich heute in der Handelskammer um mir die Ausstellung von Michael Zibold anzuschauen. Der war in den letzten 20 Jahren in 19 Hafenstädten rund um den Globus und hat diese Städte portraitiert. Dabei stehen gar nicht so sehr die Schiffe und Häfen im Vordergrund, sondern eher das Leben und die Menschen dort. Das Ergebnis dieser Beobachtungen kann man nun gerade in einer etwas gewöhnungsbedürftig gehängten Ausstellung in der Hamburger Handelskammer (die aber dafür kostenlos zu besichtigen ist) und in einem Photoband ansehen.

Mir gefallen die durchweg schwarzweißen Aufnahmen sehr gut. Sie sind mit einem sehr aufmerksamen und auch liebevollen Auge beobachtet, zeigen schöne Details und ermahnen mich, bei meinen Bildern auch noch etwas näher ran zu gehen, mehr die Details zu zeigen. Natürlich sieht man den Bildern an, daß sie im Laufe einer recht langen Zeit entstanden sind, zwanzig Jahre sind ja schon ein Unterschied im Aussehen der Menschen und Städte. Trotzdem fällt mir auf, daß alle Städte eine gewisse gelassene Offenheit ausstrahlen. Das mag an der Perspektive des Photographen liegen, oder aber eben doch am Flair einer Hafenstadt. Es hat mir auf jeden Fall großen Spaß gemacht, mir die Bilder anzuschauen und so kann ich Euch einen Besuch der Ausstellung sehr empfehlen.

Tolle Castingshow

Castingshows sind im Fernsehen ja schwer angesagt und auch die Öffentlichrechtlichen machen fleißig mit. Heute Abend sah ich zufällig die Endausscheidung von „Dein Song“ im KiKa — und war überrascht. Was für ein tolles Niveau. Dieter Bohlen soll sich von dieser Sendung mal eine ganz dicke Scheibe … nein, Quatsch, zwei extradicke Scheiben abschneiden.

Worum geht’s: Kinder (die jüngste Teilnehmerin war elf !) schreiben ihre eigenen Songs, stellen sie einer Jury vor, die besten 16 wurden zu einem Komponistencamp geschickt, bei dem sie die Gelegenheit hatten, ihre Songs unter professioneller Betreuung und gegensseitiger Hilfe zu überarbeiten. Die besten acht Teilnehmer konnten dann die Stücke zusammen mit einem „Paten“ aufnehmen. Dabei muß ich sagen, daß allein die Auswahl der prominenten Paten schon wirklich toll und zum jeweiligen Song passend war. Herausgekommen sind acht Stücke bei denen es mir schwer fällt, mich wirklich für den besten Song zu entscheiden. Mir gefallen zwar nicht alle acht Produktionen, aber das Gesamtniveau ist echt spitze. Außerdem konnten diese acht Finalteilnehmer ein Video zu ihrem Song produzieren. Auch bei der Umsetzung der Filme wurde beim ZDF nicht gespart; so poppige Produktionen hätte man dem angeblichen Seniorensender gar nicht zugetraut.

Insgesamt eine Show, die auf Individualität setzt. Die nicht bekannte Hits nachträllern läßt, sondern die eigene Kreativität fördert. Und ein Format, daß nicht in den KiKa, sondern in den Hauptsender gehört. Beide Daumen hoch.

Gaffa … und so

Junge, gäbe es viel zu bloggen. Aber irgendwie fehlt mir nach den sehr anstrengenden vergangenen Wochen gerade deutlich der Flow. Trotzdem versuche ich mal, nachzukommen. Dieses Bild hier paßt thematisch zum heutigen Besuch auf der Messe, obwohl es dort nicht entstand, sondern am Wochenende in einem Raum, der Abends wohl auch für Parties genutzt wird. Eigentümer des Hauses ist übrigens die Stadt Hamburg.

Natürlich weiß ich, daß die Gaffa-/Schraubzwingenkombination hält. Normalerweise. Eigentlich. Aber so ganz C1 ist das ja nicht. Auch nicht der Rest darunter. Und ich weiß, daß es eine Berufskrankheit ist, nach sowas überhaupt zu schauen. Aber es ärgert mich auch etwas. Denn auf der einen Seite mußte ich mir in den letzten Wochen bei Bauabnahmen die obskursten Sicherheitswünsche anhören („Sie wissen schon, nach Duisburg müssen wir jetzt  besonders aufpassen.“), die mit praktischer Realität überhaupt nichts zu tun hatten. Und auf der anderen Seite erlebt man gerade in Häusern der öffentlichen Hand die … interessantesten … Lösungsansätze. In diesem hier übrigens auch etwas sehr zugebaute Fluchtwege. Aber es ist ja nichts passiert.

Auf dem Roten Platz

Nach dem Konzert in Moskau haben es Andi und ich gewissermaßen „trotz“ örtlichem Veranstalter noch geschafft, auf den Roten Platz zu kommen. Der Rest unserer Truppe hatte der örtlichen Betreuung geglaubt, daß das nachts nicht möglich sei und hat sich schnell ins weitab liegende Hotel verfrachten lassen. Als wir dann später unsere Bilder zeigten, gab es ob der verpaßten Gelegenheit einige lange Gesichter. Tagsüber kann man wohl auch noch in den Kreml selbst, aber wir waren froh, daß wir von den Bauten überhaupt was sehen konnten, nachdem wir nach dem Konzert schnellstmöglich vom Gelände gezerrt worden waren.

Direkt am Roten Platz liegt auch das Kaufhaus Gum, ein Edelladen wie in London das Harrods, beispielsweise. Und das ganze Jahr recht … weihnachtlich … beleuchtet. Wir machten uns bei unserem Besuch Gedanken darüber, daß es wohl eine ziemlich ruckelige Sache gewesen sein muß, als Mathias Rust dort seine Chesna auf dem Kopfsteinpflaster herunterbrachte.

Auch auf dem Roten Platz ist das Lenin – Mausoleum, ein ehrlicherweise ziemlich häßlicher Bau, der nachts von drei Soldaten bewacht wird. Wahrscheinlich eine weise Entscheidung, denn ich kann mir vorstellen, daß der ein oder andere gern mal späte Rache nehmen möchte.

Für die Türme mit dem roten Stern ist der Kreml ja berühmt. Der Kreml ist rundum von einer hohen Mauer umgeben und an den vier Eckpunkten dieser rechteckigen Konstruktion ist jeweils ein solcher Turm, die aber alle unterschiedlich aussehen.

Auch an diesem Platz ist wie ich finde sehr schöne russisch – orthodoxe Basilika. Die vielen bunten Zwiebeltürme sehen schon sehr östlich aus und bilden einen guten Kontrast zur hohen Mauer des Kremls.

Wir waren jedenfalls ziemlich froh, doch noch auf den Platz gekommen zu sein, denn wenn man ehrlich ist, dann reizt an Touren in fremden Ländern ja auch der touristische Aspekt. Man möchte nicht nur einfach verwahrt werden, sondern auch was sehen.