Der Weg nach Vlissingen

Bei einem so langen Sprung von Helgoland bis zum niederländischen Vlissingen bei nur lauem Wind und teilweise Gegenströmung hat man ja viel Zeit. Da kann man nicht nur Reibekuchen backen und viele tolle Bücher lesen (da komme ich in ein paar Tagen noch zu), sondern auch ein paar Bilder von Bord machen, die ich Euch hier mal zeigen möchte.

Bei aller Ruhe muß man natürlich trotzdem darauf achten, daß man weder jemanden umfährt, noch umgefahren wird. Aber dafür gibt es ja einen aufmerksamen Ausguck.

Durch dieses Loch in der Bordwand kann man nicht nur aufs Wasser schauen, sondern man kann von außen auch im Hafen eine Trosse hineinführen und dann belegen [festmachen]. Während des Segelns wird hier der Bullenstander des Großsegels festgemacht. Und außerdem sieht das noch interessant aus.

Auch dieser Poller dient nicht nur zum Festmachen im Hafen, sondern auch wie hier für den „Bullen“ des Schonersegels.

Zu jedem anständigen Schiff gehört natürlich ein richtiger Kompaß. Den gibt’s hier natürlich auch. Sogar einen besonders schönen.

Und überall hängen Taue rum, die man gescheit festtüddeln muß.

Im Laufe der Zeit veränderte sich die Küstenansicht ganz schön. Um das zu zeigen fange ich hier mal mit der Küste Terschellings an (das Bild ist natürlich größerklickbar). Als Kind sind wir da in den Osterferien hingefahren und man konnte ganz todesmutig und rasant die Dünen herunterrutschen. Das darf man zwar heute aus Dünenschutzgründen nicht mehr, trotzdem mag ich die Insel immer noch, weil man da gerade bei rauhem Wetter ganz toll am Strand spazieren gehen kann.

Vor Seeland (so heißt ein Bundesland der Niederlande) gibt es natürlich auch Öl- und Gasplattformen. Hier ist eine davon.

Nach der zweiten Nacht kamen wir an Rotterdam vorbei. Das ist mal wirklich ein großer Hafen, auch im Vergleich zu meiner Lieblingsstadt Hamburg. Da muß man auch richtig aufpassen, daß man nicht von einem vollgeladenen Containerschiff umgenietet wird. Auch ein Großsegler wie unser Schiff hat da nicht viel gegenzusetzen.

Interessant ist auch ein anderer Aspekt: beim Auto gibt es ja immer große Diskussionen über die Luftbelastung und die Abgaswerte; über die Seefahrt wird kaum gesprochen. Wenn man sich mal die maritimen „Rennstrecken“ der modernen Containerschiffahrt anschaut, dann kann man die schon von weitem ganz leicht erkennen und auch riechen. Dadurch daß Schweröl in den Maschinen der großen Schiffe verbrannt wird, schwebt eine unübersehbar große Schwefelwolke über den Gebieten mit viel Schiffsverkehr. So auch in der Zufahrt zum Rotterdamer Hafen.

Kurz nach dem Hafen sahen wir auch ein Schiff, das in hohem Bogen Schlamm, der zuvor aus der Fahrrinne gebaggert wurde, wieder ins Meer sprüht.

Das ist nun der Badestrand bei Vlissingen. Sieht doch ganz gut aus, oder ?  In den nächsten Tagen wird es deutlich weniger gemütlich.

Holland ohne Windmühlen geht ja gar nicht. Das wissen auch die Tourismusmanager und darum steht vor der Vlissinger Hafeneinfahrt natürlich eine Mühle, die auch noch im (Show-) Betrieb ist.

Auch direkt an der Stadt sieht der Strand noch sehr einladend aus.

In der rechten Hälfte des Bildes geht es dann in den Vlissinger Stadthafen. Wir sind noch ein kleines Stückchen weiter gefahren und landeten dann in einer Schleuse, die vielleicht 20cm breiter war als unser Schiff. Das war schon spannend, zumal ein Motorbootfahrer sich natürlich nicht an die Funkanweisungen des Schleusenwärters hielt und er uns etwas im Weg war. Er konnte dann noch so gerade unter unserem Klüverbaum „parken“.

Später am Abend gewann dann auch Holland und wir hatten einen gutgelaunten Kaptain.

St. Pauli – Fan

Kapitän Mike war als Niederländer während der WM natürlich Holland – Fan, aber außerhalb internationaler Meisterschaften schlägt sein Fußballherz für den FC St. Pauli, was man an ziemlich vielen Stellen an Bord sehen kann. Nur ausgerechnet hier nicht, denn an dieser Stelle steht der Totenkopf ausnahmsweise tatsächlich mal für eine echte Gefahr.

Kochkünste

Wenn man 55 Stunden am Stück durchsegelt, dann kann man nicht gemütlich kochen, wenn man im Hafen liegt, sondern dann, wenn man Hunger hat. Die Reibekuchenbackerei fing bei einem Raumschots – Kurs an, bei dem das Schiff recht gerade liegt, dann drehte der Wind aber und frischte auch auf, so daß wir plötzlich mit Halbem Wind fuhren. Da wird Kocherei in der Kombüse dann schon etwas sportlicher, wie man hier ganz gut sehen kann. Schließlich soll ja auch nichts überschwappen.

Helgoland

Bevor es schon wieder fast verjährt ist, muß ich auch mal erzählen, wie es denn mit unserer Segelei weitergegangen ist. Von Brunsbüttel aus wollten wir also die Elbe hinunterfahren. Cuxhaven hatte ich Euch ja schon gezeigt und dann sollte es also in Richtung westfriesische Inseln gehen. Terschelling war angedacht. Nun ist Segeln ja eine Sache, die immer ein wenig vom Wind abhängt und mit so einem Schoner kann man nicht so hoch an den Wind [so gut gegen den Wind] gehen, wie mit einer schnittigen Yacht. Und darum war das Ziel Terschelling an diesem Tag nicht so ohne weiteres zu erreichen. Deshalb disponierten wir ein wenig um und entschieden uns für Helgoland. Das war zwar ein Umweg, ist alkoholzolltechnisch aber natürlich ein strategischer Vorteil und das ist in der Seefahrt ja auch immer ein schlagendes Argument.

Auf dem Weg dorthin kamen wir nicht nur an großen Containerschiffen, sondern auch an Fischern vorbei, die vor der Elbmündung fleißig ihrer Arbeit nachgingen.

Hier seht Ihr übrigens Felix, der als Stuur (sprich: Stühr) mit an Bord war.

Im Helgoländer Hafen waren wir sicher aufgehoben, ist da doch ein großer Rettungskreuzer beheimatet. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger ist übrigens ein privater Verein, der komplett ohne Steuergelder nur durch Spenden fianziert wird und zusammen mit der Bundeswehr die Seerettung vor den deutschen Küsten übernimmt. Für jeden deutschen Seefahrer ist es quasi Ehrensache, dort Mitglied zu sein.

Außerdem gab es dort auch einen Regenbogen, der sich meiner Meinung nach ideal mit unseren Masten kombinieren ließ.

Die roten Felsen von Helgoland sind ja legendär, heißt es doch so schön

Rot ist der Felsen,
weiß ist der Strand,
das sind die Farben
von Helgoland.

Nach einem langen Tag auf See muß man auch mal seine Beine bewegen und so stiefelten Felix und ich noch los, um ein Mal um die Insel zu laufen. Was auf Helgoland jetzt nicht so schwer ist.

In der roten Steilküste nisten neben Lummen vor allem Baßtölpel zu Tausenden und machen einen ganz schönen Lärm dabei.

Ein Blick auf die Lange Anna darf natürlich nicht fehlen, zumal die Tage dieses Felsens gezählt sind. Trotz zahlreicher Schutzmaßnahmen ist der Buntsandstein mittlerweile durch Frost und Brandung so porös und rissig, daß die oberen Zweidrittel wohl in näherer Zeit abbrechen werden.

Die „Rückseite“ der Insel ist nicht so sturmgepeitscht, dort gibt es auch richtige Sandstrände.

Nachdem ich schon in Brunsbüttel sehr früh morgens Brötchen holen war, habe ich freiwillig für den Rest der Reise diesen Job übernommen, weil die Stimmung morgens einfach so schön ist. Auf Helgoland war ich sogar morgens noch mal laufen, um die Felsen in anderem Licht photographieren zu können. Interessanterweise war ausgerechnet Helgoland der Ort, in dem wir mit 20 Cent die mit Abstand günstigsten Brötchen der Reise erstanden. Aber auch Alkohol und Pafümerieartikel sind unschlagbar billig. „Mein“ Armani – Deo, in Hamburg zur Zeit für 27,00€ zu haben, erstand ich dort für 15,00€. Wenn man seinen Einkauf ein wenig plant, dann hat man die Kosten eines Tagestrips ganz schnell raus und zusätzlich noch einen schönen Ausflug gemacht.

Im Morgenlicht sehen auch die bunten Häuschen rund um den alten Hafen sehr schön aus; wie immer kann man das Panorama größerklicken.

Nach unserer Abfahrt hatten wir dann auch noch mal einen schönen Blick auf den Helgoländer Felsen mit der Langen Anna. Wir segelten weiter, dieses Mal tatsächlich in Richtung Holland und weil wir ja durch den Helgolandschlenker Zeit verloren hatten, segelten wir sogar ohne festzumachen die kommenden zwei Nächte durch. Aber davon erzähle ich später.

Auto

Ich bin eigentlich jemand, der sehr gern mit der Bahn fährt. Die Erlebnisse der letzten Monate lassen mich jedoch stark darüber nachdenken, ob es nicht doch sinnvoll sein könnte, ein eigenes Auto zu kaufen.

Im Winter besteht die Gefahr des Winters, im Sommer die Gefahr des Sommers. Diese simple Erkenntnis sollte sich doch auch in den Vorstandsetagen der Deutschen Bahn AG herumgesprochen haben. Während in Frankreich alle drei Züge pünktlich und gut klimatisiert verkehrten und auch sonst keine größeren Verstätungen angezeigt wurden, bricht, kaum daß ich deutschen Boden betrete, wieder das Chaos aus. Schlecht gewartetes Material trifft auf diletantisches Personal. Na klasse.

Nachtrag 15.07.2010: gekrönt wurde meine Reise dann noch durch einen Taxifahrer, der ganz offensichtlich eine Überdosis Trill Sprechperlen zum Abendessen verspeist hatte. Trotz deutlichen Hinweises, daß mich es nicht sonderlich interessierte, referierte er ausführlich über Ludmillas und Taigatrommeln, die ja deutlich zuverlässiger als aktuelle Bahntechnik seien. Ich hätte es vor dem Einsteigen wissen können: sein Wagen war mit Aufklebern von Pufferküsservereinen gepflastert.

Die Tour

Zur Zeit komme ich noch nicht dazu, ausführlich von unserer Tour zu berichten, aber Ihr sollt schon mal sehen, was Euch in den nächsten Tagen hier erwarten wird. Von Kiel aus ging es über Brunsbüttel zu Deutschlands einziger Hochseeinsel und dann immer der blauen Linie entlang bis nach Cherbourg. Es war ein großer Spaß, den wir da hatten.

‚Tschuldigung

Da habe ich Euch ja ganz schön hängen lassen. In den vergangenen Tagen hatte ich einfach keinen Internetzugang oder einfach keine Zeit zu bloggen. Das sollte sich in den nächsten Tagen ändern. Es besteht also Hoffnung.