Schmerzgrenze

Bei der heutigen Abrechnung der örtlichen Kosten mußte ich doch etwas zucken. Daß der örtliche Rigger 350,00€ für seinen Arbeitstag berechnet, ist soweit ok. Dann jedoch sieht es eher aus wie bei der Zuschlagliste beim Autokauf. Ich mailte im Vorfeld ein Mal mit ihm und gab ihm durch, welche Hängepunkte des Hauses mit Supporttrussen verbunden werden müssen. Für diese Vorbereitung, Gesamtdauer insgesamt maximal 15 Minuten, erscheinen zusätzliche 100,00€ auf der Abrechnung. Dann sollte er hier nicht nur unser Rigg hängen, sondern auch noch vier zusätzliche Punkte für das Sidemasking; dafür fallen aber vier Punkte Video weg, weil es in der Halle 3 an den notwendigen Stellen keine Hängepunkte gibt. Wieder werden 100,00€ zusätzlich fällig. Und dann stehen da noch 25€ Cateringpauschale, die wir seiner Meinung nach zu bezahlen haben. Macht also zusammen 575,00€. Das, meine lieben Freunde der örtlichen Riggingfirma, ist eine Schweinerei und hindert mich zukünftig daran, Eure Dienste in Anspruch zu nehmen.

Der Rigger bekommt eine Tagespauschale. Das Wort Tagespauschale heißt Tagespauschale, weil es pauschal für einen Tag gilt. Und wenn ich zu Thyssen, Mannesmann oder Krupp auf Schicht fahre, dann muß ich auch meine Stullen schmieren und mitbringen. Ich sehe also noch nicht mal ansatzweise ein, warum ich bei örtlicher Crew Verpflegungspauschalen zahlen soll. Dazu kommt, daß der Kollege Rigger heute morgen verschlief, dadurch das Prerigg nicht wie bestellt um 10:00 Uhr fertig war, sondern erst eine Dreiviertelstunde später, was Helfer band, die am Truck fehlten.

Mal abgesehen davon, daß ich da an die Abrechnung nicht meinen Haken mache und es jetzt großes Sprechen gibt, mich regt das richtig auf. Richtig.

Unsere Köche

Berlin ist eine gute Stadt, um mal ein Loblied auf unsere beiden Köche zu singen. Da mußten sie nämlich draußen auf der Laderampe kochen. Was Ende November nicht so angenehm ist. In Zagreb, mittlerweile war es Dezember und es schneeregnete, kochten sie auch im Truck. Und in manch anderer Stadt eben in Duschen oder kleinsten Räumen mit Handwaschbecken zum spülen; auf dem Photo seht Ihr sie in einem Raum, in dem eigentlich die Waschmaschinen des Theaters stehen. Tourköche müssen einfach hart im Nehmen sein. Das hinderte die zwei nicht daran, feinste Küche abzuliefern. Zugegeben, manchmal war es auch auf Wunsch der Sänger englische Küche, aber auch die war im Rahmen der englischen Möglichkeiten gut.

Darum also ein ganz besonders herzliches Danke !

Danke

Am Ende der Tour wie immer ein Danke. Und dieses mal ein besonders herzliches. Wie schon im Nürnberger Artikel angedeutet, haben wir zusammen einiges durchgemacht. Gesundheitlich und auch von den Mentalitäten der Örtlichen her. Trotzdem haben alle immer alles gegeben und wir sind zu einem schlagkräftigen Team zusammengewachsen, auf das man mächtig stolz sein kann. Das waren im Einzelnen:

  • Hermann Boddin für allen Ton vor der Bühnenkante
  • Dennis Preiss für allen Ton hinter der Bühnenkante
  • John Davis für alles Licht vor der Bühnenkante
  • Oliver Zerrenner als Lichttechniker & Requisiteur
  • Thomas Diepolder als Stromer/Dimmermann & Requisiteur
  • Reiny Reincke als Backliner
  • Sven Kloß und
  • Mario Rallo als Köche
  • Christian Tantz als Nightlinerfahrer
  • Gunta Ausmann als Trucker

Egal wie schwachbrüstig die Helfer, wie kalt die Halle, oder wie unwillig der Örtliche war, es gab immer die maximalmögliche Show. Kreuze wurden selbst auf Bühnen gebaut, auf denen man kaum wußte, wohin mit sich selbst. Essen wurde bei Schneeregen im Truck gekocht. 700 Kilometer wurden mal eben in einer Schicht bei Schneefall weggefahren.

Ich verneige mich tief und sage: Danke, danke, danke !

Der Kutscher kennt den Weg

Die Tour geht ja noch ein bißchen, aber ich will schon mal anfangen, mich bei ein paar Leuten zu bedanken. Und weil ich gestern und heute die Gelegenheit hatte, von unseren Fahrern gute Bilder zu machen, fange ich mit denen mal an. Oben seht Ihr Gunta, unseren Trucker. Und er ist ein Trucker wie ein Trucker eben sein soll: egal wie beschissen die Helfer sind, egal wie eng die Einfahrt ist, egal wie oft er noch umparken muß, er bleibt ruhig und gewinnt der Situation noch eine grinsende Bemerkung ab. Gunta ist im besten Sinne des Wortes cool und schafft es, selbst mit kleinen Jüngelchen, die man erst mal in die Suppenküche schicken möchte, damit sie etwas Kraft tanken, den Wagen vollzumachen. Und mit voll meine ich bei uns: voll. Es gibt morgens regelmäßig ein „Oh Gott“, wenn der Trailer aufgeht.

Gunta gehört zur alten Garde, flirtet mit spröden kroatischen Zöllnerinnen, als hätten sie eine lange, heiße Affaire und ich bin sehr froh, ihn mit dabeizuhaben. Außerdem fährt er nicht nur gut Auto, sondern auch Spot. Headshots im ersten Ansatz ohne zu wackeln … kein Problem für ihn.

Christian ist unser Nightlinerfahrer und auch er ist eine coole Socke. Allein wie er uns heute Morgen durch die engsten Gäßchen Košices kutschiert hat (Passanten hatten vor Staunen die Hand vor dem Mund), ist einen Preis wert. Es ist ja nicht nur der Bus, es ist auch der Hänger hinter dem Bus, den Christian kratzerfrei durch Straßen fährt, bei denen andere schon bei einem Fiat Bambino Angst hätten, steckenzubleiben. Er ist supervorausschauend, wir hatten in der ganzen Zeit noch nie eine harte Bremsung und so schläft man also perfekt und weiß sich in guten Händen. Darüber hinaus ist der Bus immer sauber, die Betten sind gemacht, der Nikolaus kommt vorbei…… Es ist ein Traum !

Also, meine zwei Kutscher: toll, daß Ihr mit dabei seid, es hätte uns nicht besser treffen können !

The times they are a changin‘

Mit diesem Klassiker hatte Dylan natürlich Recht und so ist das auch bei uns in der Veranstaltungstechnik. Manchmal, manchmal aber kommen die alten Zeiten doch noch mal zurück. Die Zeiten, in denen Stagehands nach Schweiß, Füßen, billigstem Selbstdrehtakak und Alkohol rochen stanken, die Klamotten tagelang nicht gewechselt wurden. Die Zeiten, in denen die Helfer einer Tourcrew, die in diesem Setup schon paarunddreißig Termine hinter sich hat und bei der niemand weniger als zehn Jahre auf der Straße ist, versucht zu erklären, wie man’s denn richtig macht, wie man denn damals den Rock ’n‘ Roll erfunden hat. Die Zeiten, in denen ausführlich Raucherpausen gemacht wurden, in denen der Truck volldiskutiert wurde, statt ihn mal knackig vollzumachen. Ich schreibe diesen Artikel an einem solchen Abend, an dem es kaum möglich ist, auf der Bühne abzubauen, ohne durch den Mund zu atmen und der Abbau und das Laden sich hinzieht. Da man sich aber immer wieder trifft und auf diese Kollegen angewiesen ist, lege ich die Veröffentlichung irgendwann in die Zukunft, damit der zeitliche Bezug fehlt; aber ich mußte diese Zumutung einfach mal loswerden.

Am liebsten würde ich die alle mal eben abkärchern. Dann würden wir auch nicht schneller fertig, aber es wäre wenigstens erträglich. In diesem Sinne: Nase zu und durch !

Stefan Weniger

Pyrotechniker sind bis heute ein wenig so, wie früher die Alchemisten: sie pröteln den Tag über mit merkwürdigen Substanzen vor sich hin und Abends gibt es dann die perfekte Show. Unser Alchemist der Tour ist Stefan Weniger. Wir haben für eine volkstümliche Show ja mit hohen FlameJets (eine Art Flammenwerfer) doch auch ungewöhnliche Effekte dabei, die Stefan sehr gewissenhaft und sorgfältig betreut. Das ist insofern wichtig, weil bei den Kastelruther Spatzen normalerweise die Fans jederzeit zur Bühne kommen und Geschenke / Blumen abgeben dürfen. Würde er nicht so aufpassen, dann bestünde die Gefahr, daß es dann mal Fan flambé gäbe.

Weil Stefan ein guter Kollege ist, hilft er aber auch beim Licht und ein wenig bei der Deko; immer dann, wenn mal jemand gebraucht wird. Neben der Pyrotechnikerei ist Stefan außerdem noch bei der Jugendarbeit aktiv; beim Rittergut steckt er viel Arbeit hinein. Da dort bestimmt auch regelmäßig Lagerfeuer gemacht werden, ist er da ja auch fast in seinem Element.

Jobnachfragen

Zur Zeit muß es unglaublich wenig Jobs in der Veranstaltungstechnik geben; zumindest bei Industrieproduktionen kann ich das nachvollziehen. Jedenfalls rufen mich zur Zeit jeden Tag mindestens drei Kollegen an und fragen nach Arbeit, ohne daß ich sie dann glücklich machen könnte. Das ist ganz schön frustrierend für beide Seiten.

Tourhands

In unserer Truppe sind auch zwei Tourhands. Also Helfer, die nicht örtlich gestellt werden, sondern mit uns im Nightliner fahren. Das hat den Vorteil, das man gewisse Dinge nicht jeden Tag neu erklären muß, weil ja die eigenen Helfer das machen. Unsere beiden Jungs sind ein echter Glücksgriff. Das ist auch der Grund, daß Peter, unser Tourleiter, von sich aus für die zwei schon eine Tagesgagenerhöhung beschlossen hat; weil sie einfach einen wirklich guten Job machen.

Oben auf dem Photo seht Ihr Schneider, auch Schröder, Schulze, Goldlöckchen, oder Prinzessin genannt. Das Photo entstand an seinem Geburtstag letzte Woche, darum ist auch seine Kamera mit der Lichterkette geschmückt. Er kümmert sich im wesentlichen zusammen mit Marc um die Videoabteilung und bedient auch während der Show eine der beiden Kameras.

Basti heißt einfach nur Basti, unterstützt Michi beim Riggen & in der Lichtabteilung und fährt die zweite Kamera während der Show.  Beide sind aus der Chemnitzer Gegend und waren auch schon bei anderen Touren als Helfer mit dabei. Ich kann sie nur wärmstens empfehlen.