Der stumme Tod

Volker Kutschers „Der stumme Tod“ war ein weiteres Buch, das ich in den vergangenen Wochen las. Die Geschichte ist erst einmal ganz interessant: im Berlin der 30er Jahre werden Schauspielerinnen, die bisher Stummfilme drehten und nun Tonfilme machen, umgebracht. Vorher werden ihnen aber noch die Stimmbänder entfernt. Dadurch lernt man ein wenig über den Umbruch in der Filmbranche, über Stumm- und Tonfilme und über den größeren Aufwand, den letztere mit sich brachten. Leider folgt der Autor einem Muster, das mir schon bei den sonntäglichen Tatorten regelmäßig auf den Senkel geht: natürlich gibt es noch private Verwicklungen, die nebenher gelöst werden müssen. Und sogar Adenauer wird herangezerrt. Das. ist. zu. viel. Der Krimi verreckt zwischenzeitlich in diesen Handlungen und entwickelt nicht den Fluß, der einen das Buch nicht aus den Händen legen läßt. Das ist schade, denn zielstrebiger geschrieben hätte es eine gute Geschichte werden können.

Fazit: für langweilige Zugfahrten ok, aber keine packende Unterhaltung.

Das glücklichste Volk

In den letzten Wochen las ich einige Bücher; ein paar davon möchte ich Euch hier gern vorstellen. Anfangen möchte ich mit Daniel Everetts „Das glücklichste Volk“. Die Amerikaner sind schon merkwürdig. Da fährt also ein von einer evangelikalen Kirche finanzierter, angesehener Sprachforscher an den Amazonas, um die einmalige Sprache eines eingeborenen Volks zu erlernen und zu verstehen und soll gleichzeitig die Heilsbotschaft Jesu unter die Leute bringen. Forschung und Missionierung. Das paßt ja für mich eigentlich nicht zusammen. Und Daniel Everett stellt das im Laufe der Jahre auch fest; die Piranhã missionieren ihn, er verliert seinen Glauben an Gott und gewinnt den Glauben ans Leben.

Da lebt im Urwald Brasiliens ein Volk mit einer ganz einmaligen Sprache, die unerforscht ist. Niemand außer den Eingeboren spricht sie, sie ist eine Mischung aus Lauten, Knacken und Melodien und natürlich soll sie erforscht werden, damit sie nicht völlig in Vergessenheit gerät, falls sie als gesprochene Sprache aussterben sollte. Everett stellt fest, daß das Volk ausgesprochen glücklich ist, daß es überdurchschnittlich viele lachende Menschen gibt, obwohl das Leben extrem hart ist. Erst mit dem Lernen der Sprache erschließt sich ihm die Lebensphilosophie dieser Menschen. Es gibt genau drei Zahlenwörter: eins, mehrere, viele. Zeit spielt nur eine sehr relative Rolle, das Jetzt ist wichtig. Und es gelten nur die Geschichten, die man selbst erlebt hat, oder jemand, den man persönlich kennt und dem man vertraut. Diese Einstellungen gepaart mit durchaus großer Lebensweisheit formen ein Volk, das bei aller archaischer Lebensform das Leben genießt.

Das alles ist nun keine erfundene Geschichte, sondern real. Das Buch ist gewissermaßen ein zusammengefaßter Forschungsbericht. An einigen Stellen wurde es für mich doch etwas zu sehr sprachwissenschaftliche Fachliteratur, aber dann überspringt man diesen Abschnitt und ist ganz schnell wieder in wirklich spannenden Berichten über das Leben und Denken dieser Menschen. Ein interessantes, spannendes und bewegendes Buch.

Top 300.000

Was es alles gibt !  Der Huehnenmeister machte mich darauf aufmerksam, daß mein Blog in der Liste der 300.000 weltweit am meisten besuchten Webseiten (wenn ich den Text richtig verstanden habe) enthalten sei. Was mich ehrlicherweise erstaunt, denn die Welt ist ja groß und mein Blog nicht wirklich berühmt. Hier und da könnt Ihr Details dazu sehen. Tom danke für den Hinweis.

Dockland

Das Dockland – Gebäude steht auch an der Elbe und zwar stromabwärts des Fischmarkts. Abends in der blauen Stunde wechselt das Licht ja sehr schnell und damit dann auch die Stimmung rund um den Bürokomplex.

Durch seine außergewöhnliche Form bietet es viele schöne Perspektiven zum Photographieren. Tagsüber kann man auch das Dach als Aussichtsplattform nutzen. Nach 20:00 Uhr (im Winter ab 18:00 Uhr) ist der Zugang aber leider gesperrt.

Gegenüber des Docklands sind auch große Hafenanlagen, die nachts schön beleuchtet sind und trotz der industriellen Geschäftigkeit so eine fast romantische Atmosphäre haben.

Im Hafen

Wenn ich schon mal in Hafen war, dann konnte ich ja auch direkt ein paar andere Hafenbilder machen. Gerade als ich aus der U-Bahn an den Landungsbrücken stieg stand die Sonne perfekt auf diesen Kränen.

Die Cap San Diego ist ein alter Stückgutfrachter, der noch voll funktions- und fahrfähig als Museumsschiff an der Überseebrücke liegt. Schiffe dieser Art sind im täglichen Leben faktisch komplett ausgestorben und wurden durch die allgegenwärtigen Containerschiffe ersetzt.

Das Dock 10 von Blohm & Voss ist eines der größten Schwimmdocks der Welt und wird häufig für Instandsetzungsarbeiten genutzt. Neubauten von großen Nutzschiffen kommen leider hier nur noch ganz selten vor.

Für die Sicherheit auf der Elbe gibt es überall Radartürme, mit denen der Verkehr genau überwacht wird. Bei Nebel gibt es auch die Radarberatung, da wird dann den Schiffern recht genau gesagt, was sie an Gegenverkehr zu erwarten haben, wer überholen will und wie man am besten fährt.

Der Michel, eine der Hamburger Hauptkirchen, darf natürlich nicht fehlen. Vom Hafen aus kann man ihn sehr schön sehen. Eigentlich müßte ich mal wieder auf den Kirchturm klettern und Euch ein Panoramabild mitbringen.

Kräne in allen möglichen Ausführungen gehören zu einem Hafen unweigerlich dazu. Ganz oben Montagekräne einer Werft, darunter alte Stückgutkräne und dann drei moderne Containerbrücken, mit denen sich auch große Containerschiffe recht schnell ent- und beladen lassen. Mittlerweile gibt es Schiffe mit bis zu 15.000 TEU, also 15.000 20 Fuß – Container können damit transportiert werden. Das entspricht 7.500 großen LKW bzw. Eisenbahnwaggons.

Dieser Kran hier steht zwar auch am Hafen, ist aber nicht für Schiffe, sondern für eine Baustelle. Ich fand die Konstruktion ganz interessant und dachte erst, er würde gerade auf- oder abgebaut. Tatsächlich steht er aber so während des Betriebs.

Queen Marry 2

Schon letzten Montag lag die Queen Mary 2 im Hamburger Hafen. Ich fuhr Abends hin um ein paar Bilder zu machen und erst jetzt komme ich dazu, diese Bilder auch zu verbloggen. Aber besser spät als nie :-)

Das Schiff ist schon ein echter Pott, auch den Vergleich zu den großen Containerschiffen braucht es nicht zu scheuen. Jedenfall sehen auch die großen der Hamburger Touristenschiffe (links außen die Louisana Star) deutlich wie Spielzeug aus dagegen.

Am Oberdeck des Schiffes gab es Party mit Livemusik, wie deutlich zu hören war.

Und hier entschwindet sie in Richtung Norwegen. In diesen Tagen ist sie schon wieder aus Norwegen zurück, kommt morgen nach Hamburg und wird dann übermorgen in Richtung New York in See stechen. Wer also schon immer mal eine Atlantiküberquerung machen wollte, kann sich jetzt noch kurzfristig entscheiden ;-)

Tafel der Demokratie

Jetzt auch mal etwas ausführlicher von meinem Job am Freitag. Der führte uns auf den Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor und somit ist klar, daß dieses Gebäude noch häufiger zu sehen sein wird. Dies hier ist die Ansicht vom Vorabend, als wir uns dort schon mal umsahen und ein paar Kleinigkeiten vorbereiteten.

Am nächsten Morgen machte ich eine recht lustige Entdeckung: wie unser Unternehmen kommt auch die Brauerei Engel aus Crailsheim. Während es für uns die erste Tafel der Demokratie war, versorgte Engel allerdings schon die vergangenen Veranstaltungen mit Bier. Daß sich Hohenloher Unternehmen ausgerechnet in Berlin über den Weg laufen ist schon ein schöner Zufall.

Ein schöner Zufall war auch, daß Gandalf mit bei der Veranstaltung arbeitete. Oder sein Bruder. Oder so.

So jedenfalls sah es kurz vor Veranstaltungsbeginn auf dem Pariser Platz aus. Und jetzt sollte ich vielleicht erst mal erklären, was die Tafel der Demokratie eigentlich ist. Nach jeder Wahl eines Bundespräsidenten gibt es ein durch Sponsoren finanziertes Abendessen für 1.500 zufällig ausgewählte Bürger der Bundesrepublik, bei dem sie dem neuen Präsidenten ihre Wünsche und Ideen für seine Amtszeit mit auf den Weg geben können. Dafür konnte man sich als Bürger bei ganz vielen lokalen Tageszeitungen bewerben und die haben dann ihre Eintrittskarten verlost. So saßen dann vom Harz 4 – Empfänger bis zum Millionär, vom Bayern bis zum Preußen ganz unterschiedliche Leute an den Tischen, um zusammen mit Herrn Wulff sich vom Hotel Adlon bekochen zu lassen.

Und da kommt er also pünktlich auf die Minute auf dem roten Teppich durch das Brandenburger Tor geschritten. Da es der erste Auftritt des Präsidenten vor dem Brandenburger Tor war, gab es richtig böse ausgefochtene Schlachten der etwa 150 anwesenden Pressephotographen um den besten Platz und ein irres Blitzlichtgewitter. Durch ein … kleines technisches Problem zu diesem Zeitpunkt —  der Ablauf war für uns kurzfristig geändert worden und so mußten wir ein paar Dinge ändern — mußte ich leider meinen frühzeitig in der ersten Reihe eingenommenen und bis dahin standhaft verteidigten Platz räumen und kann Euch daher nur diese Perspektive bieten, die mit dem freundlich dreinschauenden Polizisten aber natürlich auch ihren Reiz hat ;-)  Apropos Reiz: im Gefolge des Bundespräsidenten waren auch einige wirklich attraktive Wummenträgerinnen.

Das besondere an diesem Treffen ist, daß der Präsident keinen festen Platz hat, sondern sich im Laufe des Abends von Tisch zu Tisch bewegt, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich bin ganz ehrlich: Herr Wulff war nicht mein Wunschkandidat, ich hätte mir lieber Herrn Gauck, oder aber einen Mann wie Herrn Papier gewünscht. Aber so wie Herr Wulff sich an diesem Abend verkauft hat, konnte er ganz gewiß die Zuneigung vieler Zweifler gewinnen. Er nahm sich auch jenseits des Zeitplans alle Zeit (wir „hingen“ hinterher etwa eine Stunde), um den Leuten zuzuhören und ihnen so weit wie möglich zu antworten. Das Ganze tat er sehr engagiert und wirklich sympathisch. Das war jenseits aller Politikerprofessionalität ein überzeugender Auftritt.

Auch an diesem Abend gab es einen schönen Himmel und so mußte ich das Brandenburger Tor natürlich noch ein paarmal photographieren. Dieses Photo hier kann ich Euch nicht ersparen.

Später dann wurde es wirklich sehr gemütlich; das Essen war lecker, der Wein ebenfalls, die Stimmung also perfekt. All das trug mit dazu bei, daß übrigens auch nach Veranstaltungsende die ein oder andere Traube von Menschen, die sich ja auch alle gerade erst kennengelernt hatten, noch einige Zeit sitzenblieb, bis es dann durch den Abbau allzu ungemütlich wurde.

Nebenher gab es auch eine Band die die üblichen Verdächtigen coverte und so die Leute auch zum Tanz vor dem Tor animierte. Für mich, der das Brandenburger Tor noch aus anderen Zeiten kennt, bis heute ein fast surealistischer Moment, obwohl ich ja schon oft hier war und auch eine Zeit in Berlin wohnte.

Wenn die Band nicht spielte beleuchteten wir zusätzlich zum festinstallierten amberfarbenen Licht das Gebäude mit acht Impressions und schafften damit schöne Farbspiele. Ich finde es schon beachtlich, was aus diesen Dingern rauskommt und wie sie es schaffen, gegen die normale Beleuchtung anzustrahlen.

Zum Schluß, das kann man sehen, war der Präsident zufrieden und die Gäste wohl auch. Wir mußten noch abbauen, aber ich fand es (neben den internen Kleinigkeiten) eine tatsächlich gelungene Veranstaltung.

Warum helfen so unglaublich wichtig ist

Die Flutkatastrophe in Pakistan gehört zu den größten Unwettern der letzten Jahrzehnte, die Bilder haben wir alle gesehen. Trotzdem ist die Bereitschaft dort zu helfen recht gering, da viele Angst davor haben, daß das Geld nicht dort ankommt, wo es benötigt wird, sondern in zwielichtigen Kanälen einer korrupten Regierung verschwindet, die im Zweifelsfall lieber Atomwaffen entwickelt, als ihrer eigenen Bevölkerung zu helfen. Ich kann diese Angst gut verstehen, glaube aber, daß es gerade im Falle Pakistans in unserem ganz persönlichen Interesse liegt, schnell, solide und umfassend zu helfen.

Zur Zeit ist es so, daß die größte Hilfe, die von der pakistanischen Bevölkerung wahrgenommen wird, von musilimischen Organisationen kommt. Die beiden größten dort helfenden Organisationen kennen wir hier auch: Taliban und el Kaida. Was diese Hilfe bedeutet, können wir uns ausmalen: diejenigen die uns helfen sind die Guten. Die notleidenden Pakistanis lernen radikalfundamentalistische Organisationen als Helfer in der Not kennen und sind ihnen danach natürlich zu Dank verpflichtet. Ein durch die Bevölkerung aus Dankbarkeit gedeckter Putsch der in Pakistan sowieso recht gut verwurzelten Taliban würde diesen Organisation ungehinderten Zugang zu Atomwaffen verschaffen. Realistisch betrachtet ist das kein Hirngespinst, sondern eine sehr reale Gefahr. Genau deshalb ist es so ungeheuer wichtig, bei dieser Katastrophe die Pakistanis nicht alleinzulassen, sondern ihnen mit aller Kraft zu helfen. Die Kriege in Irak und Afganistan würden ein lächerliches Vorspiel zu der Wirklichkeit die uns droht, wenn Taliban und/oder el Kaida Besitzer nicht nur nuklearen Materials zum Bauen von „schmutziger Bomben“, sondern von fertig entwickelten, erprobten Atomsprengköpfen würden.

Darum: überwindet Eure Angst und helft, soweit Ihr das könnt. Die Hilfe dort wird viel mehr noch als irgendwelche Bundeswehreinsätze unser Leben in Deutschland beeinflussen.

Das Venue in Malbork

Als allerletztes möchte ich Euch noch das Venue zeigen, in dem wir in Malbork spielten. Wie man an der Tribüne sehen kann, ist diese Spielstätte ursprünglich nicht für Konzerte gebaut, sondern für Ritterspiele. Hier werden Eroberungsschlachten und andere historische Begebenheiten rund um die Burg nachgespielt, da sprengen ganze Pferdegruppen über das Gelände und ich kann mir vorstellen, daß das richtig sehenswert ist. Für unser Konzert wurde nur der mittlere Teil der Tribüne und der Platz vor der Bühne genutzt. Strom gibt es reichlich, alle andere Infrastruktur muß hingebaut werden. Etwas … irritierend … ist der Bach, der zwischen Tribüne und plattem Gelände verläuft. Der riecht so, als führe er unter dem Toilettenturm der Burg entlang. Aber man gewöhnt sich dran.

Sonst ist aber alles gut und auch die örtlich gestellte Bühne machte einen recht vertrauenswürdigen Eindruck. Kann man also machen.