Renaissance – Hotel, München

Den gestrigen freien Tag verbrachten wir im Renaissance Hotel München, einem Viersternehaus, daß einen äußerst zwiespältigen Eindruck hinterließ. Fangen wir mit der leider recht langen negativen Liste an: ein paar Tage vor der Anreise verschicke ich immer eine Mail an die Hotels, in der eine genaue Zimmeraufteilung mit allen Wünschen (Raucher/Nichtraucher, Dusche/Wanne, etc.) und unsere Ankunftzeit angegeben ist. Außerdem kündige ich unseren Bus mit Hänger an und daß er Strom braucht. Ich bitte dann um eine kurze Bestätigung. Da die Bestätigung nicht kam, rief ich am Samstag noch mal an, man versprach mir, mich zurückzurufen und nach etwa einer Stunde bekam ich dann die Nachricht „Alles kein Problem“. Schön, denkt man sich dann und fährt entspannt dorthin.

Vor Ort stellten wir dann fest, daß es doch Probleme gab. Die Zimmer waren nämlich zum abgesprochenen Zeitpunkt nicht bezugsfertig, wir wurden mit dem Argument, man hätte uns den early CheckIn zwar zugesagt, aber nicht garantiert, abgekanzelt. Außerdem waren angeblich ausschließlich Nichtraucherzimmer gebucht. Also sind wir dann erst mal im „Nightlinerzustand“ zum Frühstück, das gut und reichhaltig war.

Gut zwei Stunden nach unserer Ankunft konnten wir dann auf unsere Zimmer. Zumindest meines war so schnell saubergemacht worden, daß ich im Bad ganz locker noch feststellen konnte, wie denn Haupt- und Schamhaar meines Vorbewohners aussah. Das gibt deutliche Abzüge in der Bewertung, zumal alle Ecken des Bades so aussahen.

Insgesamt war das Bad deutlich abgewohnt…

… und auch der Teppich im Flur hatte bereits bessere Tage gesehen. Wenn man dann noch bemerkt, daß an der Rezeption noch der Mitarbeiter des Monats September gepriesen wurde, dann kommt man schon ins Grübeln.

Auf der anderen Seite gibt es einen guten Spa – Bereich, laut Kollegen sind die angebotenen Massagen auch gut & bezahlbar und wie schon geschrieben ist das Frühstück klasse. Die Zimmer sind ausreichend groß und auch in Ordnung. Lustig ist, daß in den Unterlagen des Hauses die Rezeption als das „Delighted to Serve“ – Team bezeichnet wird. Nun. Für das Viersternegefühl sollte man dann doch noch etwas mehr delighted sein.

Business Punk

In unserem heutigen Offdayhotel gab es im Zimmer eine Leseprobe des neuen Magazins Business Punk. Weil ich mich frug, wie denn das wohl zusammenpassen soll, las ich’s dann auch mal. Oder anders: ich versuchte, es zu lesen, legte es aber relativ schnell wieder zur Seite, denn der Inhalt war so platt und so voller Platitüden und Abziehbilder, war so unglaublich gewollt, daß es kaum zu ertragen war. Mir stellt sich die Frage, wer zum Teufel denn Zielgruppe eines solchen Maganzins sein soll und ich kam nur auf picklige, erfolglose Möchtegernmanager die sich einreden, daß sie nur deshalb erfolglos sind, weil sie eben anders sind als die anderen und daß ihr großer Moment noch kommen wird. Es wird wirklich kein Klischee ausgelassen und ich bin bereit zu wetten, daß das Magazin das erste Jahr in dieser Form nicht überleben wird.

Chemnitz

Gestern waren wir dann in der Stadthalle Chemnitz. Auch hier wieder eine richtig schön große Bühne, auf der es großen Spaß macht, dort zu arbeiten. Über den Sommer gab es größere Umbauten in der Halle und so ist der Eingangsbereich jetzt völlig neu. Ich mußte mir erst mal die Augen reiben, als ich aus dem Bus stieg. Innen haben sich die Stargarderoben verändert. Es gibt jetzt drei, die auch etwas größer sind, als die bisherigen. Leider noch nicht gemacht sind die Crewduschen.

Im Ladebereich, dort wo normalerweise das ganze Hausmaterial lagert, standen gestern drei Ponys, ein Pferd und drei Dalmatiner. Letztere kläfften, so bald sich jemand näherte, also immer. Diese Tiere gehörten zum „Weihnachtszirkus“, der im kleinen Saal der Stadthalle residiert. Das finde ich erst mal komisch, denn zum Zirkus gehört für mich ja auch das Zelt. Auf der anderen Seite gibt es nicht nur im Ostblock, sondern auch in München ja richtige gemauerte Circen und der kleine Saal ermöglicht auch eine Rundumbespielung. Also geht das schon in Ordnung. Wir haben uns dann direkt überlegt, wie wir die Tiere in unsere Show mit einbinden können: Amelia bei Kashmir auf dem Schimmel reitend, oder bei Stairway to Heaven mit den drei Hunden an der Leine. Wäre bestimmt lustig.

Der erste Song der zweiten Konzerthälfte ist immer der blanke Horror eines jeden Feuerwehrmanns: insgesamt zwölf teilweise recht kräftige Flammen lodern dann auf unserer Bühne und ich finde, das sieht auch jedes Mal schön infernalisch aus. Ich hätte da ja noch ein paar nette Ideen……

Nach dem Abbau dann ins Bett gefallen und dem Offday entgegengeschaukelt.

Dresden

Selbst unser Supernightlinerfahrer Christian schafft es Aufgrund der Straßenverhältnisse nicht, pünktlich in Dresden anzukommen. Gegen eine Autobahnsperrung ist sogar er machtlos. Und so trudeln wir erst um 11:00 Uhr in Dresden ein. Der schneebedeckte Anblick der ganzen Gebäude ist schon schön und es ist auch mal ganz interessant, nicht nur verschlafen vor einer Halle aus dem Bus zu fallen, sondern auch die Anfahrt zu sehen.

Die Gegend rund um die Frauenkirche finde ich schon im Sommer komisch. Bei Schnee sieht es vollends aus wie Disneyland. Es fehlt einfach die Patina, die Gebäude mit diesem Baustil angesetzt haben sollten. Hier ist im Laufe der letzten zehn Jahr alles neu aus dem Boden gestampft worden und das merkt man einfach. Dieses Ensemble könnte genau so in Babelsberg als Filmset stehen. Oder eben bei Disney.

Auf der breiten Bühne des Kulturpalasts (weitere Infos zu diesem Gebäude findet Ihr genug hier im Blog) sieht unser Set schon richtig geil aus und alles kommt besonders gut zur Geltung. Auch Gunther, unser Gitarrist, spielt so gut, daß es einem die Hosen auszieht. Oder so.

Die Handscrew war seht gemischt. Die eine Hälfte quasi Promihands, alte erfahrene Leute, denen man nichts mehr sagen muß und interessanterweise auch jemand, den ich sonst als Produktionsleiter kenne. Die andere Hälfte eher Jungs, die man deutlich anhalten muß, mal was zu tun und die auch beim Laden quatschend an der Seite stehen. Daß es schneite, weil ich mit dem Laden dran war, brauche ich nicht weiter zu erwähnen, oder ?

Das Haus selbst verändert sich in eine ganz komische Richtung. Irgendjemand ist auf den Brandschutz – Trip gekommen und hat dabei ganz schlechte Drogen genommen. Jedenfalls nehmen die Regeln obskure Formen an. So darf im Essensraum des Caterings kein Kühlschrank mehr aufgestellt werden, weil dieser eine zusätzliche Brandlast darstellen soll. Daß im selben, karg eingerichteten Raum aber eine große Kaffeeverkaufsmaschine und ein Getränkeautomat stehen, scheint da nicht so wichtig. Wir kühlen die Getränke also im Kühlhaus nebenan und mit Eis. Auch darf der Merchandiser seine Standbeleuchtung nicht aufbauen. Die Lampen würden zusätzliche Wärme erzeugen, die zu einem Brand führen könnten. Nur LED – Lampen sind erlaubt.

Erfurt

Gestern waren wir in der Alten Oper Erfurt, die ich ja schon vor drei Jahren mal vorstellte. Das Haus ist nicht gewachsen und das Vorderhaus ist immer noch schön. Die Bühne ist immer noch Gebastel, aber letztlich wird es doch eine schöne Show. Wir spielten gestern zwei davon: eine am späten Nachmittag und eine um 20:30 Uhr. Beide ohne Pause. Das ist komisch, weil sich dadurch die im Hirn eingebrannten Ablaufe verändern, aber es macht auch wach und darum ist’s auch gut.

Der Ton funktioniert, es stehen acht Mönche auf der Bühne, alles läuft glatt. Geht doch.

Ein benachbartes Anwaltspärchen hat es geschafft: es hat nach langem Rechtstreit gewonnen und nun darf das Theater das jahrzehntelang genutzte Ladetor nicht mehr nutzen. Es ist von Amts wegen mit dicken Pollern so umstellt, daß man garantiert mit keinem Fahrzeug mehr rankommt. Was für ein unglaublicher Justizschwachsinn. Statt dessen muß jetzt seitlich durch ein Fenster (!) geladen werden. Dadurch haben jetzt zwar die Anwälte mehr Ruhe, weil die so wohnen, daß sie vom Fensterln nichts mitbekommen, aber natürlich gibt es andere Nachbarn, die sich angespornt fühlen, auch dort die nächtliche Laderei verbieten zu lassen. Dabei kann man sicher festhalten, daß die Oper länger steht, als daß dort je ein Mieter in seiner Wohnung wohnt.

So sieht die Ladesituation von draußen aus. Die Rampe ist dick mit Teppich beklebt. Das macht zwar das Laden schwerer, ist dafür aber leiser. Trotzdem stehen dann plötzlich zwei Polizisten dabei. Bürger hätten sich beschwert. Die Polizisten geben sich Mühe, nicht mit dem Kopf zu schütteln. Wir haben eine Ausnahmegenehmigung, darüber sind sie sehr dankbar. Sie notieren sich die Nummer und ziehen von dannen.

Wir leben in einer sehr komischen Welt. Die Leute wollen eine beheizte Wohnung mit Strom, aber kein Kraftwerk in der Nähe. Sie wollen nach Malle fliegen, aber keinen Flughafen. Sie wollen Unterhaltung, aber bitte nicht direkt vor der Türe.

Nach dem Abbau bleibt der Bus erst noch bis um 05:00 Uhr in Erfurt stehen; Christian muß seine 45 Stunden Wochenpause machen. Die Fahrt nach Erfurt machte schon ein Doppelfahrer. Das ist ungewohnt und im stehenden Nightliner schlafe ich nicht so gut ein, wie im fahrenden. Die Wiege fehlt.

Leipzig

Was gibt es noch über das Konzert in Leipzig zu berichten…… später Aufbau halt, lief aber ganz gut, so daß wir rechtzeitig fertig wurden. Und zum Glück war Gunta um vielleicht 300m nicht an dem fetten Unfall beteiligt, der auf dem Weg von Salzburg nach Leipzig lag. Er sah in seinem Rückspiegel noch die Wagen drehen. Dann verließ uns das Glück aber: die Cast geriet in der Umleitstrecke der Vollsperrung natürlich in einen fetten Stau und kam spät, einer der Sänger war so erkältet, daß er nicht singen konnte, während der Show dann plötzlich kurze Aussetzer im Ton. Der Galileo [Lautsprechermanagementsystem] verabschiedete sich, so daß wir es heute austauschen mußten. Und zu guter Letzt bekam noch ein Mönch Magenkrämpfe, so daß auch er ausschied. Das ganze in einem komplett bis in die Seiten ausverkauften Gewandhaus. Extrem unschön.

Sometimes it snows in April

Daß ich Astrid North gerade bei ruhigen Nummern für eine unfaßbar gute Sängerin halte, schrieb ich hier schon mal. Zur Zeit kann man sie manchmal zusammen mit der Soulounge sehen und das ist dann ein doppelter Genuß, weil die Truppe rund um Sven auch immer großer Spaß ist. Auf der Soulounge – Seite gibt es jetzt ein paar neue Videos vom Auftritt mit dem Babelsberger Filmorchester und unter anderen auch eines mit Astrid. Das finde ich so schön, daß ich es zur Herzerwärmung hier unbedingt auch direkt zeigen muß. Einfach unten klicken.

Flucht – Gefahr

Auch in renommierten Hallen, in denen man uns gegenüber immer besonders auf Sicherheit achtet, gibt es Nachlässigkeiten, die aus dem Alltag heraus entstehen. Oben beispielsweise frug ich nach einer Treppenbeleuchtung für die Aufgänge der Künstler. Der Notausgang führt also direkt auf die Bühne. Die Vorrichtung läßt erkennen, daß diese Leuchte immer zu diesem Zweck genutzt wird und nicht erst für uns umgewidmet wurde.

Quasi mitten im Fluchtweg eines anderen Hauses steht dieser zugegebenermaßen wundervoll duftende, echte Tannenbaum. Sowas sollte ich im gleichen Haus mal auf der Bühne machen. Das würde sicher nicht akzeptiert. So grinse ich in mich hinein, mache mein Photo und freue mich meines Lebens.