Robert Lebeck

Am Sonntag las ich nicht nur Automatenheftchen, sondern besuchte auch die Ausstellung „Robert Lebeck — Fotografien 1955 – 2005″ im Martin Gropius Bau, Berlin. Lebeck war viele, viele Jahre Photoreporter; hauptsächlich des Stern, aber auch einiger anderer Publikationen. In dieser Zeit sammelte er eine unglaubliche Fülle an herausragenden Photographien, die aus einer Mischung von handwerklichem Können, Geduld, einem guten Auge und eben der kleinen Portion Glück, die man benötigt um im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein, entstanden. Sicher 95% der ausgestellten Werke sind schwarz/weiß.

Die Ausstellung im Gropiusbau hat berechtigterweise so großen Erfolg, daß der Katalog zur Ausstellung leider ausverkauft ist. Die Bilder ziehen einen dicht in das Geschehen, in die Emotionen des Photographierten, in andere Kulturen. Lebeck gelingt es fast immer, sich selbst völlig auf dem Bild herauszunehmen, nicht inszenieren zu müssen, sondern einfach die Situation aus perfekter Perspektive abzubilden. Er selbst sah sich nie als Künstler, sondern eben als Reporter; und genau das ist in meinen Augen die große Kunst in seinen Bildern. Leider war in der Ausstellung photographierverbot, so daß ich hier keinen Überblick einstellen kann. Der Besuch lohnt aber auf jeden Fall.

Außerhalb der Ausstellung, aber noch im Gropiusbau selbst, gelang mit dieses Bild. Ich lag schon auf dem Boden, aber es fehlten eben doch noch ein paar Zentimeter zum perfekten Photo. Trotzdem gefällt mir die Perspektive auf die Architektur sehr gut.

Kultur aus dem Automaten

Am Sonntag war ich in Berlin und dort sah ich in einem schon recht geplünderten Automaten an der S-Bahn Haltestelle Schöneberg plötzlich etwas, mit dem ich nicht rechnete: ein Büchlein. Bahnlektüre gewissermaßen. Und weil das Heft in der Größe und Farbe eines Reclam – Heftchens außerdem den vielversprechenden Titel „Lasst dort Rock sein“ trug, konnte ich nicht widerstehen, schnorrte meine Begleitung um einen Euro an und investierte eben diese Münze in 24 Seiten moderne Kultur. Kein schlechtes Geschäft.

Der Berliner Verlag SuKuLTuR kam vor einiger Zeit schon auf die Idee, Literatur auf alternativen Vertriebswegen unter die Leute zu bringen. Mittlerweile gibt es die kleinen Heftchen mit Kurzgeschichten schon in vielen Automaten an Bahnhöfen und Stränden, 80 verschiedene Titel stehen inzwischen zur Verfügung. Auch Axel Klingenberg läßt seine kleine Kurzgeschichtensammlung so vertreiben und spekuliert zu Recht darauf, daß das kleine Heft Appetit auf die richtigen Bücher machen könnte.

In der Broschüre geht es um das Erwachsenwerden zu Klängen von AC/DC und Härterem, um Dorfdiskos, Polizeieinsätze und die Tatsache, daß Alkohol einem zum Republikflüchtling in Richtung Osten werden lassen kann, wenn man nur zu nahe an der deutsch-deutschen Grenze wohnt. Die Geschichten gefallen mir ganz gut. Es ist keine Weltliteratur, aber genau das Richtige für die Bahn zwischen Schöneberg und Friedrichstraße.

Theater

Bei meinen Stöberrundgängen bei Amazon bin ich auf das Buch „Theater“ der Theaterphotographin Rosemarie Clausen gestoßen. Ein Photoband über die Arbeit Gustaf Gründgens‚ im Deutschen Schauspielhaus Hamburg Ende der 50er Jahre.

Dieses Buch ist gleich in mehrerlei Hinsicht hochinteressant. Es entstand nämlich nicht nur während der Aufführungen mit den üblichen Bildern, sondern zeigt ebenso die Entwicklung verschiedener Werke von den ersten Proben bis zum fertigen Stück; vergleicht die Szenen in den Stadien des Werdens und der Aufführung. Zusammen mit den ausführlichen erklärenden Texten zur Arbeitsweise Gründgens‘ und zu den Stücken entsteht so ein einmaliger Einblick in die Welt des Theaters und in das Werk eines großen Regisseurs und Intendanten.

Da das Buch äußerst günstig zu bekommen ist, kann ich es allen Theaterinteressierten wärmstens ans Herz legen.

Nachts, wenn alles schläft…

… ist nicht nur ein bekannter Schlager von Howie, sondern auch eine extrem ungünstige Zeit, um mit der Bahn zu reisen. Nach meinen Erfahrungen am letzten Wochenende in Würzburg möchte ich Euch von der Situation an diesem Wochenende berichten. Das Thema scheint mir extrem gut geeignet, um da eine Reportage drüber zu schreiben und zuuuuufällig sitze ich heute Abend beim Geburtstagsabendessen eines Zeit – Redakteurs.

Der Mannheimer Bahnhof schließt um 01:00 Uhr. Ja, genau, richtig gelesen. Um 01:00 fangen Bahnsecurities an, alle Leute aus dem gesamten Gebäude rauszuschmeißen, das machen sie mehr oder auch weniger bis deutlich weniger freundlich und dann ist das komplette Gebäude dicht. Zu. Nicht zu betreten. Irgend jemand könnte sich ja in dieser schicken Einkaufspassage wärmen wollen. Das finde ich ehrlicherweise schon ziemlich unglaublich. Den Zugang zu den Gleisen muß man sich suchen. Als Ortsunkundiger, der recht knapp ankommt, erlebt man Momente der Panik, weil am Haupteingang keinerlei Hinweise darauf zu finden sind, daß man komplett um das Gebäude herumlaufen muß, um auf Gleis 1 zu kommen, von dem man dann auch zum Tunnel zu den anderen Gleisen kommt. Keine Ahnung, in wessen Hirn diese Konstruktion entsprungen ist. Auf den Bahnsteigen selbst gibt es dann so etwas wie Unterstände, in denen man halbwegs windgeschützt verharren kann.

In Frankfurt ist die Situation ehrlicherweise nicht wirklich besser. Klar, es gibt im Umfeld tatsächlich Möglichkeiten, aber mich interessierte, wie sich denn die Bahn selbst um ihre Kunden kümmert und stelle fest: gar nicht. Es gibt im Frankfurter Hauptbahnhof, der ja so klein nicht ist, keine Wartehalle, die nachts zugänglich wäre. Die Dame am „Servicepoint“ scheint meinen erstaunten Gesichtsausdruck nicht das erste Mal zu sehen und empfielt mir, es doch mal bei der Bahnhofsmission zu versuchen; da gäbe es einen Wärmeraum.

Die Bahnhofsmission ist ein Gemeinschaftsprojekt der evangelischen und katholischen Kirche, bekommt die Räumlichkeiten von der Bahn kostenlos gestellt (was für die Bahn im eigenen Gebäude jetzt auch kein Kunststück ist) und kommt für die weiteren Kosten selbst auf. Im Gespräch mit den Mitarbeitern hört man deutlichen Frust. Die Bahn würde sich aus immer mehr Randaufgaben zurückziehen und es würde an der Bahnhofsmission hängenbleiben. Alle Wartenden jedenfalls bekommen kostenlos Tee, Äpfel und Lektüre. Ich sinniere während meiner Wartezeit darüber, wie wichtig der Bahn AG eigentlich ihre Kunden sind. Ich komme auf kein angenehmes Ergebnis.

In den nächsten Wochen bin ich noch ein paar Mal nachts unterwegs. Ich bin gespannt, wie es mir da ergehen wird.

Dringend !

Ich werde heute Nacht mal wieder zweieinhalb Stunden auf einem Bahnhof abhängen und bräuchte mal Tips, welcher besser, wärmer, angenehmer ist: Mannheim oder Frankfurt. Danke für alle Ratschläge.

Nachtrag: wie schön, daß es bloglesende Hausmitarbeiter gibt. Ich darf hier im Haus eine Liege beziehen, bis mein Zug fährt. Super. Allen anderen Lesern ganz lieben Dank für die Tips.

Dicht beieinander

Glück und Pech liegen, Schönes und Häßliches, Gutes und Schlechtes liegen ja oft ganz dicht beieinander. Gestern waren wir in der Saturn – Arena in Ingolstadt (daß in der Halle dann auch MediaMarkt – Werbung hängt macht um so deutlicher, daß beide Marken zu einem Unternehmen gehören), eine Halle, die für eine Eishalle hervorragend geheizt ist und in der man hervorragend riggen kann. Daß man mit dem Truck nicht bis an die Eisfläche heranfahren kann —  geschenkt.

Zu den eindeutig positiven Dingen gehören die drei gelben Rosen, die ich von der Veranstaltergattin überreicht bekam. Das ist nach dem Strauß von Sabine im letzten Jahr das zweite Mal, daß ich als TL Blumen geschenkt bekomme und ich bin sehr erfreut. So darf es weitergehen und ich nehme den Strauß mal als vorweggenommenes Geschenk zum heutigen Bloggeburtstag.

Zu den deutlich unangenehmen Dingen gehörten durchweg die sanitären Anlagen der Halle, oben nur ein Beispiel von einer Backstagetoilette. Alles war extrem verkeimt und man überlegte sich auch beim Duschen, ob man wirklich sauberer wird, wenn man sich nackt durch die Räume bewegt. Nicht schön und zum Glück echt die Ausnahme. Ansonsten war aber alles gut und um 00:30 die Trucktüre zu.

Die Kleine für zwischendurch

In den Kommentaren zum Filmdreh kam die Diskussion auf, was denn die ideale Kamera für unterwegs sei. Und weil das ein interessantes Thema zu werden scheint, möchte ich da einen eigenen Artikel draus machen und es nicht gewissermaßen hinter den Kulissen herumdümpeln lassen.

Viele haben ja heute wie ich auch immer eine Kamera in der Tasche. Ich selbst bevorzuge zur Zeit noch die Modelle der Ixus – Reihe und achte darauf, daß sie die IS – Funktion, also eine Antiverwackelautomatik, besitzen. Ehrlicherweise mache ich aber die Erfahrung, daß mit wachsener Generationsfolge die Gehäuse dünner und damit empfindlicher werden. Das kommt mir deutlich nicht entgegen, denn Verschleißraten von drei Kameras/Jahr kann ich mir auf Dauer einfach nicht leisten. Darum sei hier die große Diskussionsrunde eröffnet: was ist die Ideale Taschenkamera. Ich bin gespannt.

Copyright: Lego

Nachtrag: gerade las ich in der örtlichen Zeitung hier in Ingolstadt, daß Lego in den nächsten Wochen auch eine Digicam herausbringen will; Kosten: um die 50,00€. Unabhängig vom Nutzwert der Kamera ist das sicher eine tolle Idee.

Reminiszenz

Während bei der Annett Louisan – Produktion zur Zeit bestimmt die Vorbereitung auf Hochtouren läuft — in wenigen Tagen beginnen da die Proben — habe ich hier jeden Tag eine Kiste bei den Spatzen, die mich an die letzte Tour erinnert. Michél war eine Dose der Setfarbe ausgelaufen und so gibt es bis heute zwei Cases, die Reste dieser Farbe tragen. Eine davon habe ich jetzt mit dabei; sie birgt Riggingzubehör.

Den Kollegen bei Annett, den Musikern und natürlich auch Annett selbst wünsche ich eine perfekte Tour.

picture on demand

Klaus frug mich nach meinem Nachtbericht vom Würzburger Hauptbahnhof, ob es denn die Modelleisenbahn noch gäbe, die er vor einiger Zeit photographierte. Nun. Ich bin heute Abend extra dort vorbeigegangen und muß hier traurige Kunde verbreiten: zwar sah ich sie im Sommer noch, mittlerweile sind bei genauem Hinschauen nur noch Spuren davon auf dem Boden zu erkennen, die Bahn ist verschwunden. Friede ihrer Asche.

Licht und Schatten

„…Bleibt nur hinzuzufügen, daß es das großartigste Bilderbuch — jawohl, Bilderbuch — von Hamburg ist, das uns in den letzten Jahren unter die Augen kam…“

Diese Kritik des Hamburger Echos zum 1953 erschienenen Buch „Hamburg in Licht und Schatten“ würde man in modernen Zeiten vielleicht so nicht mehr ganz stehenlassen, trotzdem kann es seine Anziehung auch über 50 Jahre nach Erscheinen noch voll entfalten. Die Bilder und die kurzen Texte leben von den kunstvoll gespannten Kontrasten, die jeweils zwischen den beiden Doppelseiten herrschen und führen uns in ein Hamburg, das nach dem Krieg wieder auferstanden ist und nach Leben giert. Dabei zeigt Rudolf Ohnesorge Details und Weiten, Kunst und Industrie, Schnörkel und gerade Linien.

Copyright: Rudolf Ohnesorge

Passend zur Jahreszeit möchte ich Euch aus dem Buch einen Blick auf die zugefrorene Alster zeigen. Leider war sie ja schon seit 12 Jahren nicht mehr so, daß man sie begehen könnte, damals war es aber wohl kein Problem. Das Kontrastbild dazu ein ein Alsterbild aus dem Sommer, mit Seglern und Ruderern.

Ich finde sehr schön, daß es bei Amazon nicht nur aktuelle Titel und Elektronikkram gibt, sondern mittlerweile auch einen großen Fundus an antiquarischen Titeln zu erstaunlich günstigen Preisen.