Völkerverständigung

So eine Tour durchs Ausland trägt nicht immer zur Völkerverständigung bei, sondern bestätigt manchmal auch alte Ressentiments und Chauvinismen. Der Satzbeginn „May I ask you a question…“ wird niemals durch die Frage beendet werden, ob man lieber Wodka oder Whiskey trinke (ersteres), sondern immer einen lange besprochenen Punkt beinhalten, den man nun örtlich doch anders zu lösen gedenkt. Natürlich so, daß es einen Mehraufwand für die Produktion bedeutet. Sätze mit dem Anfang „We have a problem with…“ weisen schon direkt zu Beginn auf größere Katastrophen hin. Dabei ist statistisch auffällig, wie viele Großmütter ausgerechnet an Konzerttagen beerdigt werden, so daß nicht alle Helfer anwesend sein können. Und ja, natürlich bedauert man örtlich die Unannehmlichkeiten sehr.

Als heute morgen in Ljubljana der Örtliche wieder einen „Problem“ – Satz anfing (von denen es gestern in Zagreb einfach den entscheidenden zu viel gab), war ich es dann, der sicher ein altes Vorurteil gegenüber Deutschen bestätigte: ich wurde sehr arrogant und antwortete, daß er doch bitte seine Probleme nicht zu meinen machen solle, ich würde ihm ja auch nicht sagen, es gäbe da ein Problem, wir hätten heute ausnahmsweise — und es täte mir auch wirklich sehr leid — kein Licht. Mich würden seine Probleme nicht interessieren, sondern ausschließlich Lösungen und das bitte riderkonform [technical rider: Bestandteil des Vertrages, in dem die örtlichen technischen Voraussetzungen festgelegt werden].

Ebenfalls auffällig ist, daß gerade in östlichen Ländern die Quote weiblicher örtlicher Vertreter signifikant steigt, was leider nicht selten eine Steigerung von „Questions“ beinhaltet. Die Produktionsleiterin übermorgen in Košice hat noch alle Chancen, diesen Eindruck zu revidieren.

Und ja, ich zahle freiwillig 5,00€ in die Chauvikasse, aber das mußte einfach mal raus.

Nachtrag: wenn ich mir jetzt einen halben Tag später den Artikel noch mal durchlese, dann fällt mir auf, daß all dieser Ärger, den man mit den Details hat, einen übersehen läßt, daß es auch in der Finsternis durchaus Lichtblicke gibt. Gestern gab es beispielsweise eine örtliche Stagemanagerin, die wirklich vorausschauend und bei der Sache war. Leider war sie eine Minderheit.

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