Nachts, wenn alles schläft…

… ist nicht nur ein bekannter Schlager von Howie, sondern auch eine extrem ungünstige Zeit, um mit der Bahn zu reisen. Nach meinen Erfahrungen am letzten Wochenende in Würzburg möchte ich Euch von der Situation an diesem Wochenende berichten. Das Thema scheint mir extrem gut geeignet, um da eine Reportage drüber zu schreiben und zuuuuufällig sitze ich heute Abend beim Geburtstagsabendessen eines Zeit – Redakteurs.

Der Mannheimer Bahnhof schließt um 01:00 Uhr. Ja, genau, richtig gelesen. Um 01:00 fangen Bahnsecurities an, alle Leute aus dem gesamten Gebäude rauszuschmeißen, das machen sie mehr oder auch weniger bis deutlich weniger freundlich und dann ist das komplette Gebäude dicht. Zu. Nicht zu betreten. Irgend jemand könnte sich ja in dieser schicken Einkaufspassage wärmen wollen. Das finde ich ehrlicherweise schon ziemlich unglaublich. Den Zugang zu den Gleisen muß man sich suchen. Als Ortsunkundiger, der recht knapp ankommt, erlebt man Momente der Panik, weil am Haupteingang keinerlei Hinweise darauf zu finden sind, daß man komplett um das Gebäude herumlaufen muß, um auf Gleis 1 zu kommen, von dem man dann auch zum Tunnel zu den anderen Gleisen kommt. Keine Ahnung, in wessen Hirn diese Konstruktion entsprungen ist. Auf den Bahnsteigen selbst gibt es dann so etwas wie Unterstände, in denen man halbwegs windgeschützt verharren kann.

In Frankfurt ist die Situation ehrlicherweise nicht wirklich besser. Klar, es gibt im Umfeld tatsächlich Möglichkeiten, aber mich interessierte, wie sich denn die Bahn selbst um ihre Kunden kümmert und stelle fest: gar nicht. Es gibt im Frankfurter Hauptbahnhof, der ja so klein nicht ist, keine Wartehalle, die nachts zugänglich wäre. Die Dame am „Servicepoint“ scheint meinen erstaunten Gesichtsausdruck nicht das erste Mal zu sehen und empfielt mir, es doch mal bei der Bahnhofsmission zu versuchen; da gäbe es einen Wärmeraum.

Die Bahnhofsmission ist ein Gemeinschaftsprojekt der evangelischen und katholischen Kirche, bekommt die Räumlichkeiten von der Bahn kostenlos gestellt (was für die Bahn im eigenen Gebäude jetzt auch kein Kunststück ist) und kommt für die weiteren Kosten selbst auf. Im Gespräch mit den Mitarbeitern hört man deutlichen Frust. Die Bahn würde sich aus immer mehr Randaufgaben zurückziehen und es würde an der Bahnhofsmission hängenbleiben. Alle Wartenden jedenfalls bekommen kostenlos Tee, Äpfel und Lektüre. Ich sinniere während meiner Wartezeit darüber, wie wichtig der Bahn AG eigentlich ihre Kunden sind. Ich komme auf kein angenehmes Ergebnis.

In den nächsten Wochen bin ich noch ein paar Mal nachts unterwegs. Ich bin gespannt, wie es mir da ergehen wird.

5 Gedanken zu „Nachts, wenn alles schläft…“

  1. Das ist doch unglaublich.

    Hatte am Freitag beim Durchlaufen in Mannheim noch geschaut, ob da irgendwas von Öffnungszeiten steht, aber nix gesehen. Und die Schlange an den Schaltern war zu lang; da wäre mein Zug weggewesen. Ich werde nie verstehen, wozu man ein Dutzend Schalter baut, um dann Freitags in der Stoßzeit nur zwei zu besetzen.

    Mein Fazit: Bahnfahren ist ok im Nahverkehr, und auch da nur zu den Berufsverkehrszeiten. Wollte ich abends nach der Arbeit in der Stadt ins Kino, hätte ich ab 22:15 keine Verbindung mehr nach Hause.

  2. Heftig. Wie geschrieben, vor einigen Jahren war das noch anders. Sicherlich heißt diese Politik „Vandalismusbekämpfung“, aber dafür könnte man nächtens ja auch Sicherheitspersonal einstellen – was natürlich kostet. Ach ja, die Bahn und ihre Kundenfreundlichkeit. Ein Endlosthema.

  3. meine Erfahrungen mit nächtlichen Aufenthalten in Bahnhöfen sind nicht so erfreulich – und das ist schon einige Zeit her!!!!!

    bin mal gespannt, ob ein Bericht kommt, der sagt, dass das nächtliche Warten auf einem Bahnhof positiv war!? (natürlich nicht im Vergleich zum heimischen Bett oder so!!!)

  4. …und wenn man dann doch mal informiert wird, muss es nicht zwangsweise richtig sein.
    Ich bin vor Kurzem nachts auf dem Frankfurter Flughafen angekommen. Ankunft Flieger 0:00 Uhr, letzter ICE 0:29 Uhr…schon sehr sportlich, wenn man erst noch den Koffer kriegen und dann lange Wege zurücklegen muss.
    Am Flughafen stand dann auf der Info-Tafel ein „Zug fällt aus“ hinter „meinem“ Zug (der letzte für knapp 5 Stunden). Ich dann schnell mit der letzten S-Bahn zum Hauptbahnhof, weil ich 5 Stunden dort als geringeres Übel angesehen hatte. Unterwegs habe ich dann per UMTS mal die Bahn-Homepage aufgerufen, da war der Zug nur als verspätet angezeigt. Und so war es dann auch. Mit ein paar Minuten Verspätung lief der Zug dann auch im Bahnhof ein und wieder aus…

  5. Nachdem mir am vergangenen Wochenende mein Fahrzeug am Prenzlberg „abhanden“ gekommen ist, musste ich das erste Mal seit Jahren die Dienste der DB in Anspruch nehmen. Glücklicherweise fährt der ICE von B nach N direkt und hatte auch nur 3 Minuten Verspätung. Sitznachbarin und die Kommunikation mit ihr waren seeehr angenehm, die Zugbeleiterin höflich, einzig die Dame im Boardbistro war etwas kurz angebunden.

    Etwas gewöhnungsbedürftig war das DB-Center in Berlin-Hbf, man kommt rein und hat drei Schalter rechts und links hinter sich, der 1.Klasse Schalter ist vor einem. Man kriegt gar nicht richtig mit, wann wieder einer frei wird… merkwürdige Planung.

    Auch die Verteilung der Läden dort ist irgendwie komisch. Ettliche Schuh- und Klamottenläden und sämtliche Mobilfunkfirmen sind vertreten. Ich brauchte noch schnell einen Kopfhörer für meinen mp3-Player und hab die 3 Stockwerke des Bahnhofs abgeklappert. Lediglich ein winziger Laden für Fotozubehör, an dem ich erst zweimal vorbei gerannt bin, hatte welche…

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