Polittheater

Direkt vor unserer Türe, auf dem Platz vor der Alten Oper in Frankfurt, findet gerade die Wahlkampfabschlußkundgebung der hessischen CDU statt, live von Phönix übertragen. Hochinteressant ist zu beobachten, wie unterschiedlich Realität und Fernsehabbild sind. Vor Ort sind die Gegner von Merkel, Koch & Co. deutlich in der Überzahl und das Pfeifkonzert gellend. Im Fernsehen ist davon nichts zu sehen und kaum etwas zu hören.

Darüber hinaus ist das Ballett der Anhänger perfekt geprobt: wenn ein Stichwortgeber vor der Bühne sein Schild hochhebt, dann reißen etwa 60 Parteimitglieder ihre Schilder auch hoch; läßt der Vortänzer sein Schild fallen, sinken die anderen auch wieder. Blöderweise ist diese Choreographie nicht mit der Phönix – Bildregie abgestimmt, so daß man die auf Kommando hebenden und sinkenden Schilder auch in der Übertragung sieht.

Eher erschreckend finde ich das Niveau, mit der hier auf Stimmenfang gegangen wird. So viel Polemik, so viel verzerrte Wahrheit und, sorry, so viel Stuß auf ein Mal — wenn ich das sehe, würde ich diese Redner sicher nicht wählen. Wobei ich nicht weiß oder behaupten möchte, daß die Gegenseite da besser ist; ich habe Frau Ypsilanti nie bei einer Rede gesehen. Jedenfalls wird hier in meinen Augen keine Werbung für politische Kultur gemacht.

Insgesamt ist der Aufwand drumherum wirklich immens, man kommt mit den Fahrzeugen kaum ran und wir sind gespannt, ob unsere Gäste hier eigentlich unbehelligt heute reinkommen.