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„Hart wie Stein“ sagt man ja manchmal. Doch auch Stein kann man mit Leder- und Gummisohlen auf Dauer verformen. Wie bei diesem Hauseingang, an dem ich am Sonntag während der Tour des Xing – Photostammtischs Hamburg vorbeikam. Es war ein schöner Nachmittag, von dem ich hier in den nächsten Tagen noch ein paar Bilder zeigen werde.

Michel

Copyright: Marc Nesselhauf

Es ist an der Zeit, mal wieder einen Kollegen aus dem Spatzen – Team vorzustellen; heute Michel Beckerle, unseren Monitormann. Ich schätze Michel sehr, weil er konstant und zuverlässig seinen Job macht, dabei gleichbleibend gut gelaunt ist und stets die Gesamtshow im Auge hat und nicht nur sein eigenes Gewerk. Was ich aber ernsthaft an ihm bewundere ist die Tatsache, daß er es geschafft hat, sowas wie ein Fan zu sein und sich dabei als Punker treu zu bleiben.

Michel ist schon seit vielen Jahren mit dabei und betreut nicht nur wie ich die „großen“ Termine, sondern auch zusammen mit Stöpsel (FOH) und Michi (Licht) die zahlreichen kleineren Shows im Laufe des Sommers.

Kölner Abend

Heute Abend war ich in Köln und der Dom und die Deuzer Brücke strahlen so in Postkartenglanz, daß ich sie natürlich photographieren mußte. Leider hatte ich nur meine kleine Taschenknipse dabei, was mich in diesem Moment schon deutlich ärgerte.

Auf der Deutzer Brücke gibt es ein sehr schönes Phänomen: dort hängen auf der kompletten Länge der Brücke (zehn)tausende Schlösser in allen möglichen Ausführungen. Von klein und billig bis groß und schwer oder alt, wertvoll und schön. Viele dieser Schlösser sind mit Namen graviert. Zumindest mit Edding stehen Initialen darauf. Es soll Glück bringen, ein Schloß mit den Namen eines Paares an der Brücke zu befestigen und den Schlüssel dann in den Rhein zu werfen. Ob Glück oder nicht, jedenfalls ist es eine tolle Tradition.

POP LIFE – Ausstellung

Schon vor zwei Wochen war ich in der sehr sehenswerten Ausstellung Pop Life, die zur Zeit in der Hamburger Kunsthalle zu sehen ist. Völlig egal, wie man nun zu moderner Kunst steht, bietet sie mit einer guten Führung (ich hatte das Vergnügen, von Matthias Wellmer durch das Haus geleitet zu werden und seine launigen Erklärungen zu hören) eine gute Gelegenheit über Kunst, den Unterschied zwischen Kunst und Kitsch, sowie über Unterwanderung von Kommerz durch Kunst nachzudenken.

Oben seht Ihr das goldene Kalb, False Idol, von Damien Hirst.

Andy Warhol ist sicher der bekannteste Vertreter der Pop Art. Er ist in dieser Ausstellung vertreten, gewissermaßen als Vater und Wurzel einer ganzen Entwicklung. Der Ausstellungsname Pop Life zeigt, daß es durchaus um eine Weiterentwicklung dieser Kunstform geht, um das ganze Leben eines Künstlers als Kunstwerk. Das kann auch mal völlig beknackt sein, wenn beispielsweise eine Frau vier Jahre als Prostituierte arbeitet, im Nachhinein diese Zeit als Kunstwerk erklärt und dann sang & klanglos in der Versenkung verschwindet. Da ist sie dann wieder, die Frage was Kunst und was einfach nur Verarschung ist. Die Frage mag auch jeder für sich beantworten.

Einige Exponate ergeben auch ganz unterschiedliche Interpretationen, jenachdem, aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet. Hier sieht es ja so aus, als ob Barbie aus ihren übergroßen Eutern Milch verspritzt.

Mit nur etwas anderer Betrachtung könnte sie auch nur seilchenspringen.

Pop Art nutzt unsere Sprache, unsere alltägliche Umgebung, um ebendiese zu überspitzen, um sie umzukehren und uns zu zeigen, wie zweifelhaft unser Alltag ist. Sie ist wie ein Spion, ein Schläfer, der sich assimiliert, um dann in einem unerwarteten Moment zuzuschlagen. Wie bei diesem Selbstportrait. Es geht plötzlich nicht mehr um Körperlichkeit, sondern — wie im wirklichen Leben — um die richtigen Marken, mit denen man sich umgibt.

Leider ist die Ausstellung nicht ganz komplett. Pop Life ist keine einmalige Ausstellung, sondern eine Wanderausstellung, die schon im Londoner Tate zu sehen war. Richard Princes Spiritual America wurde in London noch vor der Eröffnung von der Polizei abgehangen, in Hamburg versuchte man erst gar nicht, das Brooke Shields – Bild zu zeigen. Auch Teile von Tracey Emins Werk haben es nicht nach Hamburg geschafft, obwohl sie in London zu sehen waren. Dafür ist Martin Kippenberger zu sehen (oben mit Bitte nicht nach Hause schicken), dessen ironischstes Werk, eine Einladungskarte mit dem Titel Dialog mit der Jugend, das Klippenberger zeigt, nachdem er vor seiner Kneipe SO36 niedergeschlagen worden war, auch fehlt.

Andere Künstler, oben Garvin Turk, nehmen den Betrachter direkt mehrfach auf den Arm. Hier vermischt Turk verschiedene  Bilder, die sich in unser kulturelles Gedächtnis eingeprägt haben, zu etwas neuem. Wir meinen, Ché Guevara in der legendären Pose zu sehen, die Warhol mit Elvis Presley für dessen Film Flaming Lips schuf. Dabei sehen wir einfach nur ein Selbstportrait Turks, der uns etwas anderes sehen machen will. Eben weil wir es so wollen, weil uns kleine Anreize genügen, um uns ein Trojanisches Pferd unterzuschieben.

Einige Bilder, wie hier von Jeff Koons, hängen in einem abgeschlossenen Bereich, der erst ab 18 zugänglich ist. Das wird auch kontrolliert. So durfte ein sechzehnjähriger Teilnehmer unserer Führungsgruppe nicht mit in diesen Raum, obwohl sein Vater mit dabei war und nichts dagegen einzuwenden hatte, daß der Sohn sieht, was er im Internet sowieso sehen kann. Gerade bei einer Führung kann ich das ehrlicherweise nicht verstehen, werden die Werke doch da kritisch hinterfragt.

Auch diese Kollage ist nicht das, für das man sie im ersten Blick hält. Zu sehen sind nicht Nazigrößen. Jedenfalls keine echten. Zu sehen sind Schauspieler aus zahlreichen Filmen, in denen sie Nazis dargestellen. Wir sind kaum in der Lage, das zu unterscheiden.

Schließen möchte ich mit einem fast österlichen Bild. Neben den verschiedenen Fragen zu Kunst und Religion, die man rund um dieses Kunstwerk diskutieren kann, beeindruckt es erstmal allein durch die Größe. Da liegt eben ein richtiges, ausgewachsenes Pferd. Ja, ausgestopft. Trotzdem aber groß und hervorragend präpariert; man meint fast, die Adern am Hals pulsen zu sehen. Und somit schließt sich der Kreis ja zum Anfang der Ausstellung mit dem Kalb.

Zu dieser Ausstellung gab es in der Presse sehr unterschiedliche Besprechungen. Mir hat sie sehr gut gefallen, was sicher auch an der hervorragenden Führung lag, die mit provokativen Thesen zum Nachdenken anregte. Ich kann einen Besuch sehr empfehlen; bis zum 09. Mai ist das in Hamburg noch möglich.

Durch die Nacht

Die Fahrt von Pforzheim zurück ins heimatliche Hamburg gestaltet sich abwechslungsreich. Der Pforzheimer Bahnhof ist Gleisbaugroßbaustelle, sodaß bei jedem einfahrenden Zug eine große Blinklichtdiskobeleuchtung losgeht, um die Gleisarbeiter zu warnen. Sieht lustig aus. Im Zug dann die Übriggebliebenen der Nacht. Auch im ICE beispielsweise eine völlig besoffene Junggesellinnenabschiedsgruppe mit Prinzessinnenkrönchen auf, die leider den zu viel genossenen Alkohol in Bröckchen wieder von sich gibt.

Im Laufe der Nacht verschiebt sich das Publikum und ab Köln dann plötzlich nur noch frischgeduschte Urlaubseuphoriker, die in großer Gruppe gemeinsam frühstücken. Statt Alkohol- und Kotzengestank plötzlich Kaffeeduft. Kein schlechter Tausch. Interessant ist in dem Zusammenhang, daß die Frühaufsteher nicht ganz verstehen, warum der Zug „planmäßig“ 50 Minuten Verspätung hat. Er ist halt schon die ganze Nacht unterwegs und kann die Stunde Zeitverschiebung ja nicht mit einem Schnippen aufholen.

Mir gegenüber sitzt ein vielleicht zwanzigjähriges Mädel mit tiefem, warmen Lachen, das mit ihrem Freund nach Oslo will. Ihre angenehme Stimme zusammen mit der Musik von Sarah McLachlan, die ich hier gerade höre, macht mich müde und ich werde noch mal ein wenig schlafen.

Guten Morgennacht.

Kreuz & Rose

Da jetzt die Karwoche beginnt ist es ja ein guter Moment zu zeigen, daß die Fans bei den Spatzen nicht nur (natürlich weiße) Rosen schenken, sondern auch vor echten Handwaffen, wie diesem schweren Eisengußkreuz, nicht zurückschrecken.

Die aktuelle CD und auch die Tour heißen „Ein Kreuz und eine Rose“, dabei geht es um ein Tattoo. Als ich das Motto hörte dachte ich natürlich erst an ein Gipfelkreuz und hatte dazu schon die ersten Bühnenbild – Ideen. Nach hören der CD zerschlug sich die Idee dann ganz schnell. Das Geschenk zeigt, daß da wohl einige andere Leute ähnliche Assoziationen hatten.

knalliges Low Voltage

Bevor man mir nicht mehr glaubt, daß ich überhaupt da war, will ich nun doch mal von meinem Konzertbesuch bei The BossHoss in der Hamburger Laeiszhalle erzählen. Das Motto des Abends, „Low Voltage“, fand ich ganz schön irritierend. Ich hatte mir bei dem Namen und den gebuchten Hallen der Tour eine ruhige Version des normalen Programms vorgestellt und war sehr gespannt darauf, wie die Countryrocker das wohl umgesetzt haben. Die Antwort ist sehr einfach: gar nicht. Die zusätzlichen Instrumentengruppen Streicher und Bläser wurden einfach dazu genutzt, die Musik noch knalliger zu machen. Von ruhig war keine Spur zu hören.

Nutzen wir den Zusammenhang direkt mal, um den negativen Punkt des Abends abzuhaken: den Ton. Es war, zumindest im zweiten Rang links, Loge 4, Platz 1 deutlich zu laut, oder besser: zu nervig. Die Streicher klangen schlechter als aus einem Sampleplayer und auch der Rest war nicht rund & fett, sondern anstrengend. Dazu, man konnte von diesem Platz aus den Mischer ja gut sehen, machte der Kollege am Pult einen dermaßen lustlosen Eindruck, daß es mich doppelt ärgerte.

Ansonsten gab es für mich aber keine weiteren Gründe zum ärgern, sondern nur für Spaß. Allerdings war die Halle so weit ausverkauft, daß der ein oder andere Besucher bestenfalls einen Hörplatz hatte; ich hoffe, das war den Betroffenen beim Kartenkauf klar. Sehr lustig waren auch zwei ältere Ehepaare, die ganz offensichtlich von Alter und Kleidung her im falschen Konzert saßen. Vielleicht hatten sie sich über ihr Hotel Karten für ein Konzert besorgen lassen und wußten nicht, worauf sie sich einließen. Während die beiden etwa 70jährigen Damen sich durchaus zu amüsieren wußten, folgten die Herren dem Geschehen mit verschränkten Armen.

Die Band gab im Laufe des Abends alles, um das Publikum bestens zu bedienen und das ist durchaus auch wörtlich zu nehmen. So wurden Zuschauer in der ersten Reihe auch mit Bier aus der Bühnenbestückung versorgt, was dort die Stimmung noch mal merklich steigerte.

Beim Konzert im Stadtpark gelang mir letzten Sommer ein ganz schönes Photo mit aus der Snare spritzendem Wasser. Diesen Effekt kann man nicht nur mit schnödem Mineralwasser, sondern auch hervorragend mit Bier, Wein und Wodka erzielen, wenn gerade die Wasserflasche leer ist. Ich fürchte, die Snare muß im Laufe der Tour einiges über sich ergehen lassen.

Zu den Soli kamen nicht nur die bekannten Bandmitglieder nach vorn, sondern auch Solisten der Streicher und Bläser. Die wurden natürlich standesgemäß gefeiert, ist doch klar.

Weitere Bilder gibt es nach dem Break.

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Congress Centrum Pforzheim

Nach dem sehr entspannenden Ausflug nach Luxemburg, bei dem nur die leichte Sprachbarriere etwas störte (französische Hands können einem in faktisch akzentfreiem und fließendem Englisch erklären, daß sie kein Englisch sprechen, Deutsch schon gar nicht), sind wir dann heute wieder in der harten deutschen Realität angekommen. Das Congress Centrum Pforzheim ist ein ganz typischer Vertreter seiner Zunft mit dem zusätzlichen Hindernis, daß es auf der Bühne keine (in Worten: keine) Riggingmöglichkeiten gibt. Alle zwei Meter findet sich ein Hauszug (zum Glück tatsächlich in 50er Rohr), that’s it.

Das Haus ist insgesamt etwas eng für unsere Produktion und so muß man sich halt ein Plätzchen für seinen Kram suchen. In diesem Fall führte das zu einem sofortigen Kleinkrieg mit dem Pförtner. Das Case hier steht in einer Nische, nicht in einem Fluchtweg. Trotzdem darf das da natürlich nicht stehen und damit das auch klar ist, wurde das „Herzlich willkommen“ – Schild direkt mal mit einem Verbot überklebt. Sowas macht auch schnell klar, wie willkommen man tatsächlich ist. Zum Glück ist das Bühnenpersonal des Hauses deutlich entspannter und entgegenkommender als der „Empfangschef“.

Mittlerweile stand der technische Leiter des Hauses bei mir im Büro, der wohl Leser des Blog ist (herzliche Grüße). Dem war der morgendliche Vorfall unangenehm und er beteuerte, daß wir selbstverständlich herzlich willkommen seien. Da das Verhalten der Bühnencrew sehr freundlich ist, glaube ich ihm das auch. Also ist alles gut.

Der Rest des Tages lief völlig unspektakulär und dann ging’s in die Osterpause.

Rockhal, Esch/Alzette, Luxemburg

Heute sind wir also in de Rockhal in Esch / Alzette in Luxemburg. Der Name verrät es schon: hier spielen normalerweise deutlich keine volkstümlichen Künstler. Ganz im Gegenteil: ein Hallenmitarbeiter frug mich, ob die Halle unserem Publikum überhaupt zumutbar wäre. Dabei ist sie ganz neutral in schwarz gehalten. Die Arbeitsbedingungen sind perfekt: Riggingmöglichkeiten bis zum Abwinken, Strom satt, mit dem Trailer kann man zum Entladen in die Halle fahren, Garderoben, Büros, Catering sind großzügig, es gibt genug Storage und motivierte Hausmitarbeiter. Mitlesende Booker mögen diese Halle bitte gern in ihr Portfolio aufnehmen, sie verdient eine gute Auslastung. Solche Hallen bräuchten wir in Deutschland; dann müßte man nicht immer durch die Stadt- und klassischen Konzertsäle der Republik krüppeln.

Beim Aussteigen aus dem Nightliner steht man erst mal fast auf einem Güterbahnhof. Die luxemburgischen Prellböcke finde ich ganz schön marzialisch. Auf der anderen Seite bleibt so immer der Fluchtweg frei, wenn man einen ankommenden Zug erst sehr spät sieht ;-)

Vor der Halle ein mir aus dem heimatlichen Ruhrgebiet vertrautes Bild: ein stillgelegter Hochofen. Das scheint hier also sowas wie der Duisburger Landschaftspark Nord zu sein. Die Halle und Umgebung wird mir direkt noch sympathischer.

Im Foyer hängt ein explodierender Musiker – PKW an der Deck, der nicht nur abends beim Einlaß beleuchtet gut aussieht, sondern auch tagsüber, wenn er von innen noch nicht strahlt.

Besonders loben muß ich mal wieder unsere Cateringabteilung. Heute gab es sogar Überraschungseier !  Aber natürlich nur vormittags. Bei anderen Kombos wird ja erst richtig aufgetischt, wenn die Gaukler kommen.

Zu guter Letzt noch mal ein Blick auf die Stromstation hinter der Bühne: Ihr seht, ich habe nicht zuviel versprochen. Allein an Powerlock gibt es 1x 400A und 3x 250A dreiphasigen Strom. Dazu kommen dann noch reichtlich CEEs.

Ich komme gern wieder !

Leider wahr

Dieses Schild hängt in unserer heutigen Halle, der Rockhal in Luxemburg. Nicht nur an dem Schild merkt man, daß wir mit unserer Musikrichtung nicht zum Hauptfeld des Venues gehören. Ansonsten hängen hier noch Plakate von Placebo und Draft Punk. Sehr angenehme Rock ’n‘ Roll – Halle. Nur die Englisch- und Deutschkenntnisse der französischen Hands lassen etwas zu wünschen übrig.