Hindernislauf

Heute war ich zufällig in der Aula einer benachbarten Schule. Die wurde in den 50ern erbaut und seit dem auch nicht mehr technisch aufgerüstet. Die Beleuchtung der Bühne erfolgt mit einer einstelligen Zahl von Niedervoltleuchten, sowie mit vier Viererrampen. Rechts im Bild seht Ihr einen der mobilen Scheinwerfer. Durch ihren originalen Zustand macht die Aula einen sehr gemütlichen Eindruck und für Filmdrehs wäre sie bestimmt toll geeignet. Nur mit dem (einen) Fluchtweg… den würde ich vielleicht nicht so zubauen, daß nur noch 50cm Breite übrigbleiben. Zugegeben: Kinder sind meist schmal gebaut, die passen da notfalls noch durch, aber das gäb im Ernstfall bestimmt Ärger.

Auf der anderen Seite: so ein Lehrer kennt sich natürlich nicht mit der aktuellen VStättVO aus. Eigentlich wäre ja die Stadt dafür verantwortlich, mal regelmäßig ihre Bauten zu kontrollieren und die Schulleitungen zu schulen. Daß das nicht unbedingt geschieht kennen wir ja aus anderen hoheitlichen Gebäuden, speziell aus der Hauptstadt……

Alte, gib zwei Euro

Heute waren wir beim Flohmarkt um die Ecke, auf dem ich diesen, tatsächlich voll funktionsfähigen Lüfter für ganze 5,00€ erstand. Ehrlicherweise hatte ich bei dem Preis damit gerechnet, daß zumindest die Heizung nicht funktioniert, aber das Teil spielt einwandfrei. Super.

Während meine Nachbarin weiter unterwegs war, um ihren Kleiderschrankt noch mehr zu sprengen, setzte ich mich schon mal in das nahegelegene Café, um den Ventilator angemessen zu feiern. Einen Tisch weiter saßen eine Oma, hervorragendes, gut gebautes Deutsch sprechend, ihre Tochter, schon leicht angeprollt und zwischendurch immer mal wieder der etwa 7jährige Sohn mit unglaublichem Kanaksprech. Als der Sohn einmal mehr von seinen Feldzügen zurückkam, enwickelte sich folgender Dialog:

„Kann ich zwei Euro ?“

„Nee, was willstn kaufen ?“

„Was gesehen.“

„Nein, Du hast heute schon genug bekommen.“

„Ey Alte, gib zwei Euro !“

Statt dem Jungen so unglaublich eine zu ballern, daß er spontan seiner Muttersprache Herr wird:

„Na gut, aber letztes Mal.“

Ich saß derweil daneben und war sprachlos.

schön gelauscht

Jetzt also ein etwas ausführlicherer Bericht von der LauschLounge in der Hauptkirche St. Katharinen. Grundsätzlich ist die LauschLounge eine Veranstaltungsreihe, bei der neue Künstler und etablierte Künstler mit neuen Projekten auftreten, um sich in kleinem Rahmen ausprobieren zu können. Die Konzerte sind in unterschiedlichen Locations und passend zum Ort werden dann die Künstler ausgesucht. In einer Kirche wie St. Katharinen beispielsweise gibt es keine Formation mit Schlagzeug, weil die Nachhallzeit dort sehr lang ist. Links seht Ihr Michey Reincke, einer der beiden Initiatoren der Lounge, bei seiner Begrüßungsmoderation; er führt immer durch den Abend. Rechts ist Pastor Frank Engelbrecht zu sehen, der Gastgeber des Abends.

San Glaser machte mit ihrem jazzigsouligen Set den Anfang. Ich mag ihre Art zu singen sehr und so kam direkt zu Beginn eine gemütliche barlauschige Stimmung auf, zu der auch hervorragend das Ploppen der Flens – Flaschen paßte, die im Seitenschiff der Kirche verkauft wurden. Wenn ein Abend so startet, dann kann eigentlich kaum noch was schiefgehen.

Valeska Steiner ist eine in Hamburg lebende Züricherin Zürcherin mit einem so schmalen Gesicht, daß man sie hinter dem Mikro kaum photographieren kann. Dafür ist ihre Stimme umso größer. Ich war echt überrascht: Valeska ist noch recht jung, schreibt aber richtig gute Stücke und trägt sie sehr schön vor. Dabei trägt ihre Stimme von ganz leise (so leise, daß ich mich nicht traute, auf den Auslöser zu drücken) bis überzeugend laut. Sie ist gerade dabei, ihre erste ganze CD aufzunehmen (eine EP gibt es schon) und ich bin sehr gespannt. Wenn die auch nur halb so gut wird wie der Auftritt, dann ist sie klasse.

Tobi Tadday hatte sicher ein Problem: die Akustik der Kirche zwang ihn, seine Stücke kleiner und leiser zu arrangieren, als er das bei seinen Aufnahmen tat. Und während mir seine Songs auf MySpace gut gefallen, war er in der Lounge der schwächste Part; der Auftritt riß (zumindest mal mich) nicht mit. Die Konkurrenz war aber auch hart.

Astrid North begeisterte mich so sehr, daß ich ja direkt nachts noch kurz darüber schreiben mußte. Hier war es umgekehrt zu Tobi: gerade in den kleinen Möglichkeiten des Venues lag die Chance, Astrids Stimme so scheinen zu lassen, daß sie optimal zur Geltung kam. Dazu kam, daß sie einen sehr entspannten Eindruck machte und sie sich sichtbar wohlfühlte. Auch Astrid produziert gerade ihr Album, das für mich sicher ein „must have“ ist. Es war schon spät, als sie ihr Set begann, aber ab der ersten Sekunde wußte sie das Publikum der knackevollen Kirche zu fesseln; ihren Stil würde ich mal als „Slowsoul“ bezeichnen. Wirklich ein toller, mitreißender, bewegender Auftritt einer begnadeten Künstlerin. Ich habe lange mehr keinen Auftritt gesehen, der mich so begeisterte.

Wie bei jeder LauschLounge bisher gab es also auch dieses Mal neben den bekannten Künstlern (für mich San), auf die ich mich schon im Vorfeld freute, Überraschungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte (hier Valeska und Astrid). Genau das ist die Stärke der Lounge und ich kann jedem aus dem Hamburger Raum empfehlen, auch einmal hinzugehen. Außerdem ist die LauschLounge auch hin und wieder im Norden Deutschlands auf Tour. Besucht einfach mal die Seite.

berührt

Heute Abend war ich wie angekündigt bei der LauschLounge und ich bin überwältigt. Eigentlich war ich mir sicher, daß der wunderschöne Abend nicht mehr zu toppen sei. Das glaubte ich so lange, bis als letztes Astrid North zu singen begann. Was für eine Stimme !  Was für eine Ausstrahlung !  Mit einer ganz bescheidenen Selbstverständlichkeit sang sie ihre im wesentlichen ruhigen Stücke und haute mich und auch die anderen Zuschauer einfach um.

Über’s Wochenende werde ich von der ganzen Veranstaltung berichten, aber das mußte ich noch mal ganz schnell loswerden. Und falls irgendein Labelchef mitliest: Astrid ist zur Zeit ohne Vertrag. Das sollte man schleunigst ändern.

Mein Alltag

Bei Christian fand ich ein Video, das meinen Alltag perfekt wiederspiegelt. In unserer Branche wird bei den Preisen oft mit Argumenten verhandelt, bei denen man woanders im Zweifelsfall mit gebrochenem Nasenbein nach Hause gehen würde. Von mir wird verlangt, daß ich dann auch noch freundlich bleibe. Aber sehr selbst, wie es aussieht, wenn man die bei uns vorgebrachten Argumente auf andere Branchen überträgt:

Der König ist tot

Vor einigen Wochen unkte ich noch, daß ich beim Gesundheitszustand Michael Jacksons  Bedenken habe, daß er überhaupt zehn Minuten einer Show durchstehe, geschweige denn einen ganzen Konzertblock. In den vergangenen Tagen erfuhr man, daß er von den bisher 45 angesetzten Proben zu seiner Show ganze zwei besucht habe. Und nun ist er tot. Was die Frage nach seinem Gesundheitszustand eindeutig beantwortet.

Ich will hier nicht falsch verstanden werden: sein Ableben erfüllt mich nicht mit Hähme, sondern mit tiefem Mitgefühl. Michael Jackson war seit seinem fünften Lebensjahr ein Getriebener des Showbusiness. Nur wenige sind unter so erbarmungslosen Bedingungen aufgewachsen wie er und konnten dem System bis zum Ableben nicht entkommen. Er hat es als einer der ersten schwarzen Künstler geschafft, in die weiße TopTen aufzusteigen, wer wurde in weißen Radiostationen gespielt und er schuf unter Anderen (ja, zugegeben, auch unter ganz Anderen) den Soundtrack meiner Jugend; er ist oder war also tatsächlich eine echte Größe. Ich finde sehr bedauerlich, daß er keine Gelegenheit hatte, in Würde alt zu werden und ich hoffe, daß er jetzt zur Ruhe kommen kann.

Rest in peace.

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Nachtrag: mittlerweile gibt es genauere Infos zu den jetzt ausfallenden Shows. Die bisherigen Produktionskosten belaufen sich auf etwa 30.000.000,00€. Von den 50 geplanten Shows (bei denen er pro Show übrigens vertraglich mindestens zwölf Minuten persönlich anwesend sein mußte) waren nur die ersten zehn gegen Ausfall versichert, für die weiteren Shows fand sich kein Versicherer. Da wird der Konzertveranstalter AEG (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Waschmaschinenhersteller) tief in seine Tasche greifen müssen. Ein zusätzliches Loch in den Arsch werden sich auch diejenigen ärgern, die teilweise zum 15fachen des Ausgabepreises Tickets für eine der Shows auf dem Schwarzmarkt gekauft haben und sie jetzt wahrscheinlich gar nicht zurückgeben können (der Weiterverkauf war verboten).

Die Sommer – LauschLounge

San Glaser begeisterte mich bei der Lüneburger Premiere der Stefan Gwildis – Tour. Nun ist sie heute Abend im Rahmen der Sommer – LauschLounge zu sehen. Grund genug, dafür Werbung zu machen. Als zweite Dame mit Stimme ist dort Astrid North zu sehen, die einige von Euch vielleicht von den Cultured Pearls, oder aus der Soulounge kennen. Beide Damen werden den Abend sicher zu einem Erlebnis machen.

Ebenfalls zu sehen sein werden Valeska Steiner und Tadday, die ich beide noch nicht kenne, aber deren Internetauftritte auch Gutes versprechen. Da die Erfahrung in der Vergangenheit zeigte, daß es an jedem LauschLounge – Abend eine tolle musikalische Überraschung gibt, freue ich mich darauf, auch Euch heute Abend in St. Katharinen zu sehen. Dort war ich ja nun schon ein paarmal und die Konzerte hatten immer ein ganz besonderes Flair. Außerdem reizt natürlich, mit dem Bier in der Hand in einer Kirche zu sitzen.