Moralistenleben

Die meisten von uns dürften Erich Kästner aus ihrer Kindheit und Jugend kennen. Bücher und Filme wie „Das fliegende Klassenzimmer„, „Emil und die Detektive„, „Das doppelte Lottchen„, oder „Pünktchen und Anton“ sind einem sicher begegnet. Manch einer wird nicht verstehen, daß Kästner zur NS – Zeit Publikatiosverbot hatte, seine Bücher verbrannt wurden; jedenfalls so lange nicht, bis man sich seinen Werken für Erwachsene zuwendet. Der Anfang der 30er in Berlin spielende Roman „Fabian — Die Geschichte eines Moralisten“ ist dann deutlich kein Kinderbuch mehr, es ist eher „ab 18“ und zeichnet ein satirisches Bild der Gesellschaft kurz vor der nationalsozialistischen Diktatur.

Diese Gesellschaftskritik, dieses Beobachten der Entwicklung konnte den späteren Machthabern nicht schmecken und wenn ich ehrlich bin, dann haben Kästners Gedanken gerade in dieser Zeit absolut nichts an Aktualität verloren. Auch wir ergötzen uns an der Beschränktheit anderer. Heute nicht mehr im Varieté, sondern bei DSDS oder Das Supertalent, schön bequem vor der heimischen Glotze. Und auch daß die Allgemeinheit bluten muß für die Fehler der oberen Kasten sehen wir mit den derzeitigen Staatsbürgschaften nur zu genüge.

Fabian ist kein Buch das gefällt. Aber eines, das modern, mit schnellen Schnitten, fast drehbuchartig geschrieben ist und zumindest mich innehalten lies. Eines, daß ich hier zum Lesen empfehlen möchte.

Pfingsten

Am Pfingstsonntag versammelten sich die Jünger Jesu, um ihm zu gedenken. Da tat sich der Himmel auf, Feuerzungen regneten herab, füllten die Jünger mit dem Geist der Erkenntnis und ließen sie in Zungen sprechen, so daß sie von allen verstanden wurden. Diese Geschichte läßt mich hoffen, daß dieses auch 2009 geschehe und die Feuerzungen unsere Politiker träfen. Auf daß sie von Erkenntnis erfüllt mal etwas besseres als Sondermüll von sich geben.

Es ist Wahlkampf. Das ist deutlich zu merken. Interessanterweise natürlich nicht Europawahlkampf, diese Wahl wird mal eben auf dem Weg abgefrühstückt, obwohl 84% aller Gesetze und Verordnungen in Deutschland mittlerweile auf europäische Initiativen beruhen. Nein, Bundestagswahlkampf. Und da wird jede noch so kleine Gelegenheit mitgenommen, um sich dem Volke gegenüber als engagierter Wohltäter zu profilieren. Wenn ich mir die Posse rund um Opel ansehe, dann kann ich kotzen. Alle Wirtschaftsweisen sagen, daß eine geordnete Insolvenz des Autobauers vernünftiger (und für den Steuerzahler auch deutlich billiger) sei, aber das ist egal, für läppische 1.500.000.000,00€ kann man doch mal Wahlgeschenke machen. Und auch wenn sich jetzt noch alle zieren, weil sie ja auch von Opel abgelenkt waren, Karstadt wird folgen. Nebenher wird der Bund bei der HRE Investmentbanker. Das ist auch sinnvoll, zeigen die hervorragend geführten Landesbanken ja, daß die Politik sich bestens mit den Geschäften auskennt.

Nun kann man nicht sagen, daß die Politiker das Volk in unverhältnismäßige Schulden stürzen will. Dafür hat man ja gerade erst eine gesetzlich festgeschriebene Schuldenbegrenzung im Bundestag beschlossen. Ab 2015. Bis dahin hat man sicher eine neue Ausrede gefunden, um das Gesetz noch vor der Gültigkeit wieder zu suspendieren. Denn Schuldengrenzen und Termine für einen ausgeglichenen Haushalt gab es ja schon in der Vergangenheit, ohne daß es jemanden ernsthaft interessiert hätte.

Gerne wird von den Politikern eine stärkere persönliche Haftung von Geschäftsführern und Vorstandsvorsitzenden gefordert, wenn mal wieder ein Unternehmen crasht. Mal abgesehen davon, daß ich die Idee so schlecht nicht finde, würde ich sie aber gerne ausweiten: auch Politiker sollten für ihr Tun verantwortlich gemacht werden. Und zwar nicht nur per Rücktritt bei vollem Bezug der Altersversorgung, sprich: durch vorzeitige bezahlte Freizeit. Sondern per geordnetem Leben mit Hartz IV. Statt dem Wohl des Volkes zu dienen, ein Schwur, den jeder Minister feierlich ablegt um ihn sogleich wieder zu vergessen, ist die Prioritätenliste der aktuellen politischen Führungsriege eher: ich, meine Familie, meine Partei und … da hatte ich doch noch was vergessen … ach so, ja: der Staat.

Gute Unterhaltung

Manchmal beklage ich mich ja über meine Zugfahrten. Oft ist es aber einfach auch nur lustig. So wie heute. Erst war ich in einem Regional“express“ im Schwäbischen unterwegs. Um mich herum nur mundartliches Gebrabbel und genau hinter mir … ein älteres, eindeutig norddeutsches Ehepaar mit herrlichstem s-pitzen S-tein. Ein köstlicher Kontrast.

Später dann im ICE auch ein Norddeutscher. Etwa 24 Jahre, Student, mit Vornamen Julius. Und alle bösen Vorurteile paßten perfekt: neuester Apple, Ledertäschchen, iPhone, mit Blick ins Fenster wird die zeitlose Frisur gerichtet. Leicht überheblicher Blick. Sohn. Auch das zu beobachten war köstlich. Zumal der Herr dann im vollen Zug stehen mußte.

Schneesturm, Teil 2

Schon am Wochenende berichtete ich vom durch Pappeln ausgelösten Schneesturm, auch gestern kam es hier zu einer massiven Schneedecke. Man kann also mittlerweile fast sagen: Ski & Rodeln gut. Erst mal wollte ich mich davon nicht hindern lassen, trotzdem mein Gartenbüro zu beziehen. Nachmittags drehte jedoch der Wind, so daß die Pollen nicht mehr gegen meinen Rücken, sondern in Augen, Mund & Nase flogen. Natürlich hätte ich mich auch einfach nur umdrehen müssen, aber ich war es leid und floh…

Photo: Annette Prüfer

Photo: Annette Prüfer

Neuer Job

Ich finde es äußerst beruhigend, wenn man in Zeiten wie diesen Mails bekommt, die einem den eigenen Marktwert äußerst positiv vor Augen führen. Jetzt weiß ich sicher: komme da was wolle, ich habe eine glänzende Zukunft vor mir, meine jetzigen Cheffen können sich warm anziehen. Aber seht selbst, was Patrice mir schreibt:

Zerg Express ist die Dienstleistung der kosmopolitischen Gesellschaft mit dem Wachsen der Mitarbeiter. Unter den Bedingungen der weltweiten Krise, wir bieten die Moglichkeit Extrageldverdienens an sind auch der verantwortlichen Menschen verschiedener Berufe vorsichtig, die Ihr Leben einfacher machen, und wollten die Mehreinnahme haben.
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Sie sind fur verantwortlich:
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Blömsche

Wie in der Vergangenheit schon häufiger, so habe ich auch zur Zeit durchaus reichlich zu tun —  nur Blogbares ist nicht dabei. Darum hier mal ein paar Impressionen aus meinem Gartenbüro. Während ich also Vergangenes nach- und Kommendes vorbereite, habe ich immer wieder die Gelegenheit, mich auch mal ein wenig zu entspannen.

Tourende Stefan Gwildis

Zugegeben: das ist jetzt auch schon anderthalb Wochen her. Aber ich hatte einfach keine echte Lust zu bloggen. Zu viel drumherum war los und ehrlicherweise fand‘ ich es auch ganz schön, nach vielen Monaten unterwegs mal etwas mehr Ruhe einkehren zu lassen. Jetzt aber, jetzt will ich Euch doch erzählen von der letzten Stefan Gwildis – Show der von uns betreuten Tour in Flensburg.

Stefan ist einfach ein toller Entertainer, kann singen und auch seine Band ist ein Knaller. Ich verstehe ehrlicherweise gar nicht, warum er nicht deutschlandweit überall die großen Hallen füllt. Die Shows sind für Leute jeder Altersstufe einfach klasse und so war es für mich ein echtes Vergnügen nach Flensburg zu fahren und zu schauen, ob denn alle zufrieden waren. Das Schöne: sie waren. Die Musiker mit den Technikern, die Techniker mit den Musikern und alle zusammen mit dem Material; was will ich als Disponent mehr.

Obwohl die Truppe ja nun 40 Termine hinter sich hatte, waren alle sehr entspannt drauf, wie man hier sehr deutlich bei Mirko sieht. Schließlich musiziert man in dieser Besetzung schon seit vielen Jahren zusammen.

Hatten mir Licht & Ton schon bei der Premiere gefallen, so war mittlerweile alles noch ausgefeilter, noch pointierter; wie hier Matze bei einem Solo. Und so war auch genug Platz für die zahlreichen Dernierengags, die die Crew vorbereitet hatte. Da hatte dann plötzlich Keyboarder Ralf, der sich die ganze Tour über nicht gegen launige Ansagen Stefans hatten wehren konnten, ein Mikrophon für den Gegenangriff.

Was macht man, wenn die Bläser der Band nicht mit dabei sein können ?  Man inszeniert eine Liveschalte und läßt die Bläser zuspielen. Das klingt erst einmal einfach. Besonders schön wird es, wenn die Stimmen der Bläser beim Gespräch durch Trucker und Busfahrer synchronisiert werden; sehr zur Freude der restlichen Crew. Stefan war danach deutlich bemüht, ernst zu bleiben.

Einer der Höhepunkte der Show (und deutlich zu sehen ist, daß Mirko kaum zu halten war): Backliner Jürgen Feuerlein nutzte ein Beatbox – Posaunensolo Stefans, um mit Posaune bewaffnet die Bewegungen zu Stefans Geräuschen zu machen. Jürgen hatte davon auch dem Rest der Crew vorher nichts erzählt und so war auch am FOH großes Lachen angesagt.

Auch Jürgen war nicht ganz schuldlos daran, daß Stefan im LosWochos – Teil nicht seine Gitarre, sondern nur ein sehr kleines Gitarrenmodell auf der Bühne fand — das er aber anstandslos spielte. Es gab noch ein paar weitere Gags (ich sag‘ nur: Wiener), die tatsächlich nur vom internen Kreis bemerkt und verstanden wurden. Insgesamt konnte man merken, daß man sich schon gegenseitig sehr ans Herz gewachsen war.

Das Licht der Tour stammte von Dennis Nähr, den treue Leser schon von den Annett – Touren kennen und der auch hier wieder ein sehr gutes Gefühl für die einzelnen Stimmungen der Songs entwickelte.

Der Frontton wurde von Peter „Spiko“ Spiecker geschoben, der wie Dennis auch, Stefan schon seit Jahren betreut.

Außerdem mit dabei: Thomas Diepolder (Licht/Dimmer, 1.v.l), Hermann Boddin (TL und Ton-SysOp, 2.v.l) und Stefan Tönnis (Monitor, 1.v.r in der Reihe, mit hellem Shirt).