Inward singing

Wenn man am heutigen Abend durch die Straßen läuft, stolpert man förmlich über verkleidete Kinder, die sich als besonders schaurig erachten. Dabei weiß von denen sicher niemand, daß das Fest, das sie begehen — all hallow’s even, kurz: Halloween — den Vorabend zu Allerheiligen meint, mithin also ein katholisches Fest ist (was es hier im reformierten Hamburg doppelt witzig macht); wenngleich manche keltischen Ursprung vermuten. Gerne würde ich die Gesichter sehen, wenn man die Kinder mit einer Suppe abspeiste. Daher kommt nämlich die Herumzieherei: von der Bitte nach einer wärmenden Suppe für die armen Seelen. Genug der Besserwisserei.

Manche von Euch kennen vielleicht Tenacious D und deren Stück inward singing. Diese Technik kann man nicht nur zum Singen, sondern auch zum Schreien benutzen. Das klingt dann besonders gruselig. Jedenfalls versuchten eben vier filmblutverschmierte Kindergartenkinder mich hinter einer Hecke zu erschrecken. Ich erwiderte mit einem solchen Einatmungsschrei bei wildem Herumgefuchtel, worauf die Kinners verstört schreiend zu ihrer Mutter türmten. Wohl noch nicht ganz gruselfest, die Kleinen…

Voll

Mitten im größten Streß heute Nachmittag vermeldete mir Outlook, daß es jetzt seinen Dienst weitgehend einstellen werde, weil die Outlook – Datei zu groß geworden wäre. Geiles Timing.

Die Essenz des eMail – Verkehrs der letzten 12 Jahre liegt in vielen tausend Mails in dieser Datei und bisher war ich immer stolz, auch noch nach Jahren eine wichtige Mail aus dem Archiv zaubern zu können. Mit allen Anhängen. Um sie dann irgendjemandem um die Ohren zu hauen, der anderes behauptete, als ich erinnerte. Nun. In einem Schnellschuß löschte ich mal eben 1.200 Mails. Jetzt spielt das Programm wieder, aber ich fühle mich schon ein wenig … nackt. Wahrscheinlich völlig zu unrecht. Mittelfristig muß ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Bevor jetzt gutgemeinte Ratschläge zu anderer Software kommen: nein. Firmenstruktur, Exchange, bisherige Mails ließen einen Umstieg sicher zu keinem Spaß werden.

Die Winterzeit…

…braucht doch echt kein Mensch, oder ?  Wenn es morgens nicht so früh hell wird, ist mir ja egal, aber die Abends eine Stunde früher einbrechende Dunkelheit finde ich sehr frustrierend. Und auch wenn High Noon dann nicht mehr um 12:00 Uhr ist, so sollte man meiner Meinung nach die Sommerzeit einfach das ganze Jahr über durchlaufen lassen.

Ganz schön was los

Zugegeben: so schlimm wie im Sommer 2007 ist es nicht, da hatte ich teilweise deutlich über 1.000 Spamkommentare am Tag. Trotzdem ragt der gestrige Tag doch sichtbar heraus. Hoffentlich ist das nur ein Einzelfall und kein Beginn einer neuen Flutwelle.

Panoramaphoto – Ausstellung

Ihr wißt ja alle, daß ich Panoramaphotos ziemlich klasse finde. Heute erfuhr ich nun, daß ab dem 03.11.2008 in der Berlinischen Galerie eine Ausstellung von Panoramabildern aus den 50ern gezeigt wird. Da werde ich natürlich hin.

Die Senatsverwaltung vergab Anfang der 50er Jahre einen Auftrag vermutlich an den bisher unbekannten Photographen Emil Tiedemann, die Zerstörung und den Wiederaufbau der Stadt zu dokumentieren. Entstanden sind so rund 1.500 Photos, das obige beispielsweise in einer Größe von 1,25m x 5,84m. Einen Teil der Werke kann man nun in Berlin bewundern und ich bin sicher, daß das eine sehr lohnenswerte Ausstellung ist.

Nur die Ruhe

Gestern hatten wir nun Premiere zur Alida Gundlach – Tour, zum Photographieren bin ich nicht so richtig gekommen, aber es lief so weit erst mal alles rund. Erstaunlich war nur die Gelassenheit, mit der der örtliche Spotfahrer nach der Pause etwa eine Minute nach regulärem Showbeginn an seinem Arbeitsplatz auftauchte……

Der Baader Meinhof Komplex

Am Freitag sah ich den Film Der Baader Meinhof Komplex (Wikipedia) und war berührt von der Aktualität und von den Unterschieden zu heute. Ich kann mich noch aus meiner Kindheit bruchstückhaft an das Desaster in München 1972 erinnern und auch in meiner Jugend war die RAF durchaus ein Thema. Nicht vergessen werde ich auch eine allgemeine Verkehrskontrolle im Rahmen der RAF – Fahndung, in die ich kurz nach meiner Führerscheinprüfung geriet. Allein bei der Armbewegung zu meinem Autoradio sah ich mich plötzlich den Mündungen von vier Maschinenpistolen ausgesetzt. Ich ließ die Musik laut.

Der Film zeigt nun, wie eine Organisation wie die RAF entstehen konnte und warum die erste Generation so breiten Rückhalt in der Bevölkerung hatte. Später, nachfolgende Generationen hielten sich nicht mehr an die politischen Linien, wurde diese Sympathie verspielt und machte einer allgemeinen Terrorhysterie Platz, wie sie heute wieder unseren Innenminister befällt. Damals wie heute ist Terrorangst Vorwand für weitreichende Einschränkungen der Bürgerrechte. Wobei der Protest heute deutlich moderater ausfällt, obwohl die Einschränkungen weitreichender sind.

Von vielen wird dem Film vorgeworfen, daß er keine Stellung beziehe, daß er nur darstelle, ohne zu bewerten. Gerade das macht ihn meiner Meinung nach so stark. Ich halte es für sehr schwer, eine schlüssige Bewertung der Entwicklung der damaligen Zeit vorzunehmen. Willy Brandts Motto „Mehr Dekokratie wagen“ ist aus dem Druck der Straße entstanden, die Festigung der Demokratie in Deutschland und das Selbstbewustsein von Widerstandsgruppen entstammt dieser Zeit, aus der die RAF entstammte und die sie mit geprägt hat. Wie soll man also diese Zeit und die RAF bewerten ?

Es ist unzweifelhaft, daß die Methoden dieser Organisation letztlich falsch waren. Der politische Unterbau jedoch zeugte von einem wachen Geist und einer kritischen Haltung gegenüber dem Weltgeschehen. Schon damals führten die USA Krieg für Öl und betrieben eine zum Himmel schreiende Außenpolitik. Deutschland spielte dabei als Truppenstandort und Rückzugsgebiet eine erhebliche Rolle. In Polizei und Justiz saßen oft noch Leute, die ihre Grundausbildung und Überzeugung in der NS – Zeit erhalten hatten. Der Staat beging ebenso viele Verbrechen wie die RAF. Wie soll da ein Film werten ?  Allein die Zeit kann dargestellt und bewertet werden. Und das leistet der Film meiner Meinung nach ganz hervorragend.

Ein Manko ist sicher die Tatsache, daß die ganze Geschichte der Organisation mit allen Hintergründen in knapp zweieinhalb Stunden dargestellt werden sollen. Das klappt natürlich nicht und gerade zum Ende hin wirkt der Film dann doch etwas gehetzt. Aber er kann Anstoß sein, sich mit dieser Zeit zu befassen. Und mit der Frage, warum Jugend heute so viel unpolitischer ist als die damalige. Vielleicht ist ja gerade das die Revolte der heute Jungen.

So wenig ich die RAF glorifizieren möchte, 34 Morde sind 34 zu viel, so wenig kann ich das politische Umfeld dieser Zeit verdammen. Wenn ich mir heute Diskussionen anhöre, bei denen die sogenannten 68er verurteilt werden, so kommt mir der Gedanke, daß man heute einfach große Angst hat, erhebliche Teile der Bevölkerung könnten wie damals wieder wirklich politisch aktiv werden und das im Grunde beschauliche Leben der politischen Kaste könne wieder so deutlich hinterfragt werden. Meiner Meinung nach täte es unserer Demokratie gut. Politikverdrossenheit ist auf Dauer jedenfalls auch keine Lösung.

Jetzt bin ich ganz schön abgeschweift, darum meine Meinung zum Film noch mal zusammengefaßt: ein guter Überblick über die Zeit der RAF, leider manchmal dann doch zu kurz und zum Glück nicht wertend, dafür aber glänzend gespielt.

Ciao Bella, Bella ciao

Am Donnsterag dann ein toller, aber auch ein wenig trauriger Abend: mein voraussichtlich letzter Annett – Termin. Zur Tour hin gibt es einige Veränderungen, das ist völlig normal und dazu gehört auch, daß ich nicht mehr mit dabei sein werde. Aber diesen Promotermin bei Radio Bremen konnte ich noch betreuen (bei weiteren Promos habe ich leider keine Zeit) und genießen. Das neue Programm kommt deutlich knalliger daher als bisher, speziell „Stoff“ und „Dagegen“ springen einen förmlich an und ich bin sicher, daß die Tour ein großer Spaß werden wird. Ich werde mir auf jeden Fall den ein oder anderen Termin anschauen.

Neu mit dabei sind zwei Bläser, die bei einigen Songs zusammen mit dem Rest der Band für zusätzlichen Druck sorgen. Dabei setzte man ganz bewußt eine Posaune und keine Trompete ein. Auch beim Holz kommen die tiefen Lagen (Tenor und Bariton) zum Einsatz. Eine perfekt passende Ergänzung.

Ich verlasse das Projekt also begeistert von der Entwicklung und bin sehr gespannt, wie Annett sich in Zukunft weiterentwickeln wird. Vielleicht kommt man ja mal wieder zusammen. Ich würde mich sehr freuen.