entkront

Während im Fernsehen ja Krönungsmessen von adeligen Häuptern gezeigt werden, fand meine Entkronung ganz im Stillen statt. Man sagt mir ja manchmal nach, ich sei nicht ganz dicht und zumindest für die Krone traf das tatsächlich zu. Und so geschahen unter goldenem Haupt nicht so schöne Dinge, die leider erst bemerkt wurden, als es quasi schon zu spät war. Aber das kennt man aktuell aus Königshäusern ja auch, daß unter der Krone merkwürdige Dinge geschehen. Insofern passe ich mich da nur dem Zeitgeschehen an.

Notfall

Stahl ist nun mal stärker als Glas. Und wenn ich im Halbdunkel gegen einen Träger laufe, dann ist das blöd und der Klügere gibt nach. In dem Fall mein Brillenglas. Liest zufällig ein Optiker aus Frankfurt mit ?  Da sind wir morgen mit unserer Tour. Ich brauche ein mineralisches 1,6er Rodenstock – Glas, brunal, Multisin mit -2,50dpt. Hat das jemand vorrätig, so daß ich die Brille abends wieder abholen kann ?  Oder weiß jemand jemanden, der es vorrätig haben könnte ?

Danke für die schnelle Hilfe.

Klassentreffen

Gestern Abend hatte ich ein Klassentreffen meiner Grundschulklasse, und so kam es, daß ich Leute traf, die ich seit 34 Jahren nicht mehr gesehen hatte. So Abende können ja superpeinlich sein, dieser war es nicht. Es gab kein Posing, niemand mußte mit Haus, Boot, Pferdepflegerinnen angeben; alle waren an den anderen Menschen interessiert. Er war sehr entspannt, sehr unterhaltsam und sehr nett. Ich blieb bis kurz vor zwei.

Natürlich hatte ich mir im Vorfeld mal die beiden Klassenbilder angesehen, die es aus der Zeit gab und dabei große Schwierigkeiten, allen Gesichtern Namen zuzuordnen. Interessanterweise gab es dieses Problem dann vor Ort nicht. Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig sich Habitus, Sprachmelodie, die ganze Art in so vielen Jahren ändern. Wenn dann das „Gesamterlebnis“ einer Person zusammenkommt, dann ist das mit den Namen plötzlich überhaupt kein Problem mehr, sie sind sofort und ohne Zögern präsent. Und bei manchen Eigenschaften mußte ich fast laut auflachen, weil sie sich wirklich all‘ die Jahre gehalten hatten.

Von 31 Personen, die im Laufe der vier Jahre in unserer Grundschulklasse waren, kamen gestern 20. Das ist schon ein ganz guter Schnitt, finde ich. Auch weite Wege wurden für dieses Treffen nicht gescheut: Katja flog sogar extra aus England ein. Und weil es so ein vergnüglicher Abend war, wollen wir uns das nächste Mal nicht erst in 34 Jahren treffen.

unbewohnt

Heute Abend ist ein Klassentreffen meiner Grundschulklasse und deshalb bin ich nach Duisburg gefahren. Die Schule gibt es nicht mehr, sie wurde vor ein paar Wochen abgerissen. Ich stand eben vor dem Schultor und es war schon ein komisches Gefühl, das zwischen 1901 und 1936 in Etappen gebaute Gebäude nicht mehr zu sehen. Ich nutze das Wochenende des Klassentreffens für eine nostalgische Reise.

Vorher war ich in einer Kirche, die es eigentlich auch nicht mehr gibt. Vor zwei knapp Jahren schon wurde die Gemeinde aufgelöst, bis zum Juni durfte noch ein Mal im Monat hier ein Gottesdienst gefeiert werden, seit dem ist die Kirche endgültig geschlossen. Ich war in dieser Gemeinde viele Jahre lang in der Kirchenmusik tätig, fing als 8jähriger im Kinderchor an und kam bis zur Band; dort fand ich meinen Weg in die Veranstaltungstechnik. Daß diese Kirche gegen den Willen der Gemeindemitglieder und trotz ehrenamtlicher Arbeit rundherum geschlossen wurde, tut schon weh. Auch wenn mein heutiger Besuch mein erster dort seit etwa 12 Jahren war. Die Kirche hat bis heute ihren ganz eigenen Geruch; es war so vertraut, als wäre ich erst letzte Woche dort gewesen. Ganz lieben Dank übrigens, daß ich noch mal reindurfte.

Schade finde ich auch, daß es (junge) Menschen gibt, die die Bleiverglasung der Kirche in letzter Zeit wohl systematisch zerstören. Unabhängig davon, ob und an welchen Gott ich glaube, so ist die Verglasung Kunst, die ich nicht in Scherben prügeln muß.

Was macht man nun mit so einem Bau, der auch noch unter Denkmalschutz steht ?  Ich finde die Kirche sehr schön; modern, aber nicht kalt. Aber da kann man ja keine Aldi – Filiale reinbauen. Ist es wirklich sinnvoll, so großflächig Kirchen zu schließen, wie das im Ruhrgebiet geschieht ?  Wenn man nach Rom schaut, dann entfernt sich die katholische Kirche schon dogmatisch immer weiter von den Menschen; jetzt entfernt sie sich auch räumlich von ihnen. Ältere Leute schaffen die duch die Schließungen länger gewordenen Wege nicht mehr und bleiben zuhause; jüngere erleben Kirche nicht mehr als alltäglichen Teil des Lebens und bleiben noch mehr weg. So massive Kirchenschließungen wie in Duisburg geschehen sind nicht nur das Eingeständnis des Scheiterns, sie sind ein Suizid des Glaubens.

So wie in dieser Kirche: der Tabernakel ist leer, das ewige Licht erloschen. Gott ist weggezogen.

Familienwochenende

Hell's Angles auf der A1

Vor kurzem hatten mein Vater und dessen Zwillingsbruder Alfred ihren 75. Geburtstag und nachdem am Tag selbst die beiden Familienzweige für sich feierten, gab es am Wochenende noch ein gemeinsames Treffen der Sorger’schen. Auf dem Hinweg kamen wir auf der A1 an einem Pulk von sicher 150 Hell’s Angles vorbei, die sehr sauber Formation fuhren. Schon ein sehr geiler Anblick.

Esel im Wildpark Bad Marienberg im Westerwald

Das Treffen selbst fand in Bad Marienberg im Westerwald statt; einem Ort, der durch Wildpark, Wald und großem Schwimmbad ideal für die zahlreich vertretene Enkelgeneration geeignet war.

Gartenzwerge im Wildpark Bad Marienberg

Ansonsten gibt es über das Treffen gar nichts Großes zu erzählen. Es war recht gesellig und es gab keinerlei Familienskandale. Wir sehen uns hoffentlich bald wieder.

Warum ?

Gute Frage: warum wird man eigentlich Veranstaltungstechniker und nicht Förster oder Optiker ?  Förster wollte ich als Kind unbedingt werden. Ich hatte irgend einen Großonkel, den besuchten wir mal und ich war so von grüner Uniform und vor allem von den Jagthörnern fasziniert, daß ich das unbedingt werden wollte. Unbedingt. Zum Üben bin ich dann beim nächsten Karneval als Förster gegangen. Immerhin. Die Faszination hielt aber nur endlich. Optiker sollte ich werden und das lag ja auch auf der Hand. Mein Vater hatte einen eigenen und zu diesem Zeitpunkt gut gehenden Laden; den zu übernehmen wäre sinnvoll gewesen, so machte ich dann auch eine Optikerlehre bei Duisburgs renomiertestem Optiker und später auch meine Meisterprüfung. Da war ich aber schon lange infiziert, denn nebenher machte ich das, was ich eigentlich machen wollte: Tontechnik.

Musik spielte in meinem Leben immer eine Rolle, mit sechs bekam ich Klavierunterricht; und wenn ich auch nicht die Ausdauer hatte, wirklich gut zu spielen (Selbstdisziplin ist nicht meine Stärke), so war mein Klavier doch ein treuer Begleiter. Von Elektronik war ich auch fasziniert und das ausdauernder, als vom Försterberuf. Da war die Kombination von beidem doch eine logische Konsequenz. Die notwendige Spielwiese bot mir jemand, der die ersten Jahre deutlich prägen sollte: Leo Schuhen. Der war weit über die Duisburger Grenzen hinweg bekannter Chorleiter und wirkte in der Nachbargemeinde. Als Achtjähriger nahmen mich meine Eltern mit zu einem Weihnachtssingen dort; das war der Grundimpuls. Leo Schuhen war seit Anfang der sechziger Jahre einer der Begründer des „Neuen Geistlichen Lieds“; die von ihm gestalteten Gottesdienste waren nicht der 593. Abklatsch aus dem Gotteslob (Gesangbuch der katholischen Kirche), sondern mitreißende Messen mit großem Chor, Orchester und, genau, Combo. Das was heute in den Gemeinden Deutschlands als „Jugendgottesdienst“ durchgeht, ist ein billiger Abklatsch dessen, was dort gestaltet wurde. In den Chor wollte ich auch. Und nach langem Quengeln erlaubten es mir meine Eltern. Ich glaube, daß diese Entscheidung mein Leben grundlegend prägte.

Atmosphäre bei der Aufnahme zu Brot, Brot, Brot; Copyright: unbekanntBereits ein halbes Jahr später war ich Teil einer ersten Plattenaufnahme („Brot, Brot, Brot“, ASS 8-5096, die es bis heute für ganze 6€ zu kaufen gibt). Obwohl ich damals erst neun Jahre alt war, kann ich mich noch sehr genau an diesen knallheißen Sommertag erinnern, an die Atmosphäre bei der Aufnahme in der extra für diesen Zweck umgebauten Kirche in Ungelsheim, an die Technik, die überall hing und stand, an die Kabel überall. Ich war von beidem schwer beeindruckt: ein Teil eines vielleicht 400 Mann starken Chores zu sein und die Technik zu erleben, die eine solche Aufnahme zu einer richtigen, echten, eigenen Schallplatte ermöglichte. Der Moment, als ich ein paar Wochen später mein Exemplar in die Hand gedrückt bekam, war sehr erhebend. Daß ich ein völlig unbedeutender Teil der Aufnahme war, kam mir nicht in den Sinn; ich war stolz wie Oskar.

Dazu kam die Tatsache, daß ich Musik erlebte, die es zuhause nicht zu hören gab: moderne Musik mit Schlagzeug, E – Gitarren und Baß. Mein Vater hörte ausschließlich Klassik, meine Mutter Volksmusik (also echte Volksmusik, keine volkstümliche) und ab und an ein paar Schlager. Es sollten im Laufe der Zeit noch ein paar Plattenaufnahmen dazukommen (die es heute allerdings alle nicht mehr gibt). Dabei war die Faszination immer gleich hoch und ich wollte das unbedingt auch können: selber Platten machen.

Auch wenn meine Fortschritte am Klavier nicht wirklich überragend waren, ich später die Lust daran verlor und auf „coolere“ Instrumente wie Gitarre und Baß umschwenkte: der Chorleiter versucht, alle immer mit ihren Fähigkeiten zu integrieren. Und so spielte ich im Laufe der Jahre durchaus viele Gottesdienste an E-Orgel, E-Gitarre und E-Baß. An letzterem wurde ich sogar sowas wie eine Stammbesetzung und schaffte es, ich glaube es war 1984, bis in den Abschlußgottesdienst des Katholikentages in München. Es können nicht viele Musiker von sich behaupten, im ausverkauften Olympiastadion gespielt zu haben. Letztlich war die Musiziererei aber eher Mittel zum Zweck: ich wollte die Technik auf- und abbauen, wollte sie verstehen, verbessern, damit arbeiten.

Genau das wurde mein Job. Immer wenn es einen Gottesdienst zu spielen gab war ich derjenige, der die erforderliche Technik handelte. Nebenher kümmerte ich mich auch um die Kinder- und Jugenddisko im Keller des Pfarrheims, baute Lichtorgeln selbst, Mischpulte, lötete Kilometer an Kabeln. Das war meine Welt und man lies mich gewähren, unterstützte mich sogar. Schule, Lehre und später die reguläre Arbeit: ja, es gab sie, aber sie waren in meinen Gedanken nie wirklich wichtig. Als junger Erwachsener, ich mischte mittlerweile die ein oder andere lokale Band, kaufte ich mir ein eigenes Pult (Mitec EX 40-8-2; aus heutiger, professioneller Sicht natürlich kein dolles Pult, aber als Amateur ein echter Traum), modifizierte es mit rauscharmen ICs und traffosymetrierten Ausgängen, hatte eine eigene kleine PA (EV 15-3 mit aktiv gesplitteten 18er Bässen) mit allem, was da so zugehörte. Und mit meiner Band ein kleines, in den Kellern des Pfarrheims eingebautes Studio mit mehreren Räumen, richtigem Noppenschaum (und keine Eierkartons) an den Wänden. Ich fuhr erste kleine Touren. All dies lief aber parallel zu meiner Optikerei.

Irgendwann kam der Bruch. Ich konnte einfach nicht mehr irgendwelchen Omas ihre Brillen verkaufen. Mir fiel es zunehmend schwerer, all den Schwachsinn, den man sich als Verkäufer anhören muß, freundlich zu ertragen. Mein Privatleben war eine Katastrophe. Ich mußte raus. Ich segelte. Lange.

Großseglersegeln ist eine hervorragende Sache. Es macht wirklich Spaß und es holt einen in die Welt zurück. Vielleicht, weil man ganz oft außerhalb der Welt, irgendwo auf dem Wasser, lebt. Und danach stand der Entschluß fest: keine Optik mehr, nur noch Technik. Den Entschluß habe ich nie bereut.

Nun fragt Ihr Euch wahrscheinlich: warum zum Teufel erzählt der Sorger uns das ?  Der Grund ist einfach: vor ein paar Wochen wurde Leo Schuhen, der Mann, dem ich im Grunde meinen jetzigen Beruf verdanke, 80 Jahre alt. Ich habe den Kontakt seit 12 Jahren verloren, er wurde pensioniert, ich zog nach Hamburg und so wurde ich natürlich auch nicht eingeladen. Aber über Umwege erreichte mich die Nachricht doch. Ich nahm mir vor, mal die alten Platten herauszukramen und sie zu hören. Das tat ich vor zwei Wochen; ausführlich. Und ich war tief berührt davon, wie stark die Erinnerungen daran noch sind, wie sehr mich diese Musik geprägt hat und wie sehr ich sie bis heute mag.

Damit Ihr mich ein wenig verstehen könnt, wollte ich die oben bereits erwähnte Schallplatte „Brot, Brot, Brot“ hier zumindest in Teilen hörbar machen. Leider reagierte die Edition Werry Verlagsgesellschaft trotz mehrfacher Anfrage gar nicht, so daß ich nun den Artikel mit nur kurzen Schnipseln einstellen kann. Die Aufnahme ist von 1974; das werdet Ihr natürlich merken. Aber überlegt mal, wie es heute so zugeht in Euren Kirchen.

An dieser Stelle ganz herzlich gratulieren möchte ich auch Leo Schuhen. Ich weiß, daß ich nicht der Einzige bin, dessen Leben Sie ganz deutlich in Richtung Musik geprägt haben. Danke dafür und Ihnen alles Gute.

Grüße aus der Kinderstube

Meine Freundin Veronika Fritz & ich im Sommer 1970 bei ihr im Garten

Dieses Photo erreichte mich vor ein paar Tagen. Meine Mom hatte wohl in ihrer großen Bilderkiste gewühlt und weil ich sie vor einiger Zeit gefragt hatte, ob sie wisse, was aus meiner Kindergartenliebe Veronika Fritz geworden sei (was sie übrigens im Detail nicht wußte, nur, daß sie heute in den Staaten lebt), hat sie mir dieses Bild geschickt, was mich mit Veronika zeigt. Danke Mama. Als alte Rampensau will ich Euch den Schnappschuß natürlich nicht vorenthalten und vielleicht kennt ja jemand sogar die abgebildete Dame und kann mir ’n Tip geben.

Auf der anderen Seite macht das Photo auch ein wenig sentimental …… ist schon verdammt lang her, daß ich mal so gut aussah.

Artikel mit Paßwörtern

Ab sofort wird es Artikel mit Paßwörtern geben. Im Laufe der Zeit hat sich für mich die Bedeutung und die Motivation, überhaupt ein Blog zu schreiben verändert. Nachdem es ja bisher im wesentlichen ein beruflicher Blog war, möchte ich mittlerweile für mich auch einige private Dinge festhalten. Darauf gebracht hat mich Dirk, der erzählte, daß er angefangen habe, jeweils seine Artikel des gleichen Tages vor einem Jahr zu lesen und daß es für ihn sehr interessant sei, seine eigenen Ansichten mit einem Jahr Abstand zu lesen.

Nun ist es so, daß sich in meinem privaten Leben zur Zeit durchaus eine Menge tut. Für mich sicher hochinteressant, meine eigenen Gedanken und Empfindungen mit einem gewissen Abstand zu lesen; aber diese Dinge gehören meiner Meinung nach nicht in eine Öffentlichkeit. Es sind wirklich private Gefühle, Empfindungen, Verwirrungen. So werde ich dieses Blog als umfassendes Tagebuch nutzen — ich habe in meinem Leben sowas längere Zeit und für mich selbst noch nie getan — und ich bin gespannt, wie ich mich selbst mit einem gewissen Abstand sehen werde. Verzeiht mir also, daß ich Euch da manchmal ausschließe.